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Die Finsteren

Die Finsteren

Titel: Die Finsteren
Autoren: Bryan Smith
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nicht richtig an, sondern gestelzt und kitschig. Bestimmt empfanden es die anderen genauso, während sie um Clayton gedrängt standen und sich den Hals verrenkten, um auf die verblasste Schrift auf dem Papier zu spähen.
    Mark senkte die Taschenlampe. Das flimmernde Leuchten in der Mitte des Pentagramms hatte sich derart verstärkt, dass es die Taschenlampe überflüssig machte.
    Jared zerrte an seinem Hemdkragen und tupfte sich mit dem Flanellärmel Schweiß von der Stirn. »Hier drin wird’s allmählich verflucht heiß.« Er rümpfte die Nase. »Was ist das für ein übler Geruch? Ist das ... Schwefel? «
    Clayton sah ihn finster an. »Konzentrier dich gefälligst, verflucht! Nächster Teil. Noch mal.«
    Jared verdrehte die Augen, richtete den Blick aber wieder auf das Blatt Papier.
    »Schändlicher Dämon, wir verweisen dich zurück in ewige Finsternis. Schändlicher Dämon, schlaf ein.«
    »Noch mal.«
    »Schändlicher Dämon, wir verweisen dich zurück in ewige Finsternis. Schändlicher Dämon, schlaf ein.«
    Ein rumorendes Geräusch ging vom Zentrum des Pentagramms aus, in dem sich eine Gestalt abzuzeichnen begann. Unterdessen kroch Dampf aus den Rändern eines Lochs im Geflecht der Realität hervor. Bei dem Loch handelte es sich um ein Portal und die Gestalt trat hindurch. Sie näherte sich, wurde größer.
    Clayton schluckte hörbar. »Oh Scheiße. Dieser verrückte Quatsch funktioniert ja wirklich.«
    Fiona packte Marks Arm und drückte sich an ihn. Diesmal schrak er nicht vor ihr zurück. Ihr gesamter Körper zitterte. Er konnte ihr keinen Vorwurf daraus machen, Angst zu haben. Er hatte selbst eine tierische Angst. Theoretisch über Dämonen zu reden, war schön und gut. Aus der Ferne fiel es einem leicht, sich vorzustellen, mutig zu sein, vor allem mit genügend flüssigem Mut zur Hand. Aber mit der unbestreitbaren Realität eines uralten Bösen aus der buchstäblichen Hölle, von der die Bibel erzählte, konfrontiert zu werden, entpuppte sich als etwas völlig anderes.
    Der Dämon trat aus dem Portal hervor und die Linien des Pentagramms schillerten heller als je zuvor. Die Kreatur ragte unglaublich groß über ihnen auf. Der Scheitel des monströsen Kopfs berührte beinahe die Decke. Die Grundform der Gestalt erschien menschenähnlich, aber mitten auf dem Rücken entfalteten sich zwei mächtige Flügel und flatterten zweimal, wodurch eine heiße Böe entstand, welche die Haare der menschlichen Umstehenden zurückwehte. Der Kopf eines Raben ruhte auf den breiten Schultern. Der Vogelschädel krächzte ihnen entgegen – ein so durchdringend lautes Geräusch, dass sie alle aufschrien und zurücktaumelten. Dann krächzte die Kreatur erneut und kam auf sie zu.
    Fiona kreischte und vergrub das Gesicht an Marks Brust.
    Mark kniff die Augen zusammen und spannte den Körper in Erwartung des Todes an.
    Wieder krächzte das Ungetüm.
    Mark zwang sich, die Augen zu öffnen.
    Der Dämon befand sich am äußersten Rand des Pentagramms und bemühte sich, näher zu kommen, aber etwas hielt ihn in dem Kreis fest, irgendeine unsichtbare Kraft. Der Bindungszauber, von dem Clayton gesprochen hatte. Es gab ihn wirklich. Und er funktionierte.
    Clayton war auf die Knie gesunken. Er schluckte und starrte mit ehrfürchtigem Gesichtsausdruck zur imposanten Erscheinung des Dämons empor. Seine aufgedunsenen Wangen hatten sich hochrot verfärbt. Mark hoffte, dass er keinen Herzinfarkt bekam. Aber Clayton schien sich wieder zu fangen, als offensichtlich wurde, dass Andras das ihn umschließende Feld nicht verlassen konnte. Ruckartig kämpfte sich Clayton auf die Beine und starrte erneut auf die zerknitterten Seiten in seiner Hand.
    »Schändlicher Dämon, erhöre unseren Befehl.«
    Die anderen drängten sich um Clayton und stimmten in den Sprechgesang ein: »Durch die Macht des Blutes und den Willen Gottes binden wir dich an diesen Ort.«
    Mark verspürte einen merkwürdigen Anflug von Orientierungslosigkeit. Etwas drängte gegen die Ränder seines Bewusstseins und suchte nach einem Weg hinein. Er erinnerte sich daran, wie der Dämon sie damals manipuliert hatte. Wie er sie benutzt und erniedrigt hatte. Er nahm nun wesentlich intensiver wahr, dass sich Fionas zierlicher Körper an ihn schmiegte. Fiona umklammerte ihn auf eine Art und Weise, aus der etwas anderes als Angst sprach. In seinem Schritt regte sich etwas. Als er Fiona ansah, erblickte er in ihren Augen eine Lust, die dem entsprach, was auch er empfand.
    Es geschah schon
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