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Die Feuertaufe

Die Feuertaufe

Titel: Die Feuertaufe
Autoren: Alexander Kent
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mächtigen Zweiunddreißigpfünder. Wenn es nötig war, konnte die Gorgo n laut und nachdrücklich mitreden.
    »Her zu mir!« brüllte der Leutnant. Die Midshipmen gehorchten eilig. Manche hatten jetzt schon Angst und fühlten sich völlig verloren. Andere paßten auf und bemühten sich, zu erfassen, was von ihnen verlangt wurde.
    »Anschließend rücken Sie in Ihre Quartiere.« Der Leutnant mußte sich anstrengen, um das Rauschen des Regens, das ständige Sausen des Windes in der Takelung und den gerefften Segeln zu übertönen. »Vorher will ich Ihnen noch sagen, daß Sie jetzt an Bord eines der besten Schiffe in Seiner Majestät Flotte Dienst tun, ein Schiff mit hohen Anforderungen, das keine Schlappschwänze duldet. An Bord der Gorgo n sind insgesamt zwölf Midshipmen – mit Ihnen, heißt das; und falls Muttersöhnchen dabei sind, tun sie gut daran, doppelt hart an sich zu arbeiten, sonst kriegen sie schweren Ärger. Sie werden auf den Geschützdecks und anderswo eingesetzt, bis Sie imstande sind, mit den Leuten zu arbeiten, ohne sich zu blamieren.«
    Eben rannten einige Matrosen unter der Aufsicht eines Bootsmannsmaaten von recht hartgesottenem Aussehen vorbei, und Bolitho wandte sich nach ihnen um. Frisch vom Land, allem Anschein nach, dachte er. Aus dem Schuldturm, oder dem Gerichtsgefängnis, wo man sie, wenn die Flotte nicht so dringend Männer gebraucht hätte, bis zu ihrer Deportation in die neuen amerikanischen Kolonien hätte schmoren lassen. Der Menschenhunger der Kriegsmarine war unstillbar, und jetzt im Frieden war es sogar noch schwieriger, die Schiffe ausreichend zu bemannen. Was der Leutnant da gesagt hatte, stimmte eigentlich nicht, dachte Bolitho. Nicht nur die Midshipmen waren neu und ungeübt. Ein erheblicher Teil der Mannschaft war kaum besser.
    Er kniff die Augen zusammen, in die der Regen sprühte, und hatte genügend Zeit, darüber zu staunen, was für eine Menge Menschen ein solches Schiff verschlingen konnte. Seines Wissens beherbergte die Gorgo n eine Besatzung von über sechshundert Mann – Offiziere, Matrosen und Marine- Infanteristen – in ihrem dicken Siebzehnhunderttonnenbauch; und dabei sah man an Deck immer nur etwa dreißig Mann.
    »He, Sie!«
    Bolitho fuhr herum, als die Stimme des Leutnants in seine Gedanken schnitt.
    »Hoffentlich langweile ich Sie nicht!«
    »Entschuldigung, Sir!« antwortete Bolitho.
    »Ich werde Sie im Auge behalten!«
    Der Leutnant nahm Haltung an, denn von der Kampanje her näherte sich ein anderer Offizier. Das mußte, dachte Bolitho, der Erste Leutnant sein. Mr. Verling war groß und mager, und sein Gesicht war so verkniffen, daß er eher einem Richter beim Verkünden des Todesurteils glich als einem Offizier, der neue Offiziere an Bord begrüßen sollte. Seine schnabelartige Hakennase stach unter dem Dreispitz hervor, als spähe sie nach irgendwelchen Vergehen gegen die Bordroutine aus, und seine Blicke verrieten, als sie über die schwankende Reihe der wartenden Midshipmen glitten, weder Wärme noch Mitgefühl für die Neulinge.
    Er sagte: »Ich bin der Dienstälteste an Bord.« Sogar sein Ton war scharf und abgehackt, jedes menschliche Gefühl wie weggehobelt. »Solange Sie an Bord sind«, fuhr er fort, »haben Sie Ihre diversen Pflichten jederzeit zu erfüllen. Ihre Ausbildung und die Vorbereitung auf das Leutnantsexamen werden Sie so in Anspruch nehmen, daß beides schließlich völlig im Vordergrund steht und jeder Müßiggang Ihnen egoistisch und sinnlos vorkommen wird.« Er machte eine Kopfbewegung zu dem anderen Offizier hin. »Mr. Hope ist Fünfter Leutnant und wird sich um Sie kümmern, bis Sie sich in der Wache eingewöhnt haben, der Sie zugeteilt sind. Mr. Turnbull, der Segelmeister 6 , erwartet selbstverständlich erstklassige Leistungen in Navigation und allgemeiner Seemannschaft.« Seine bohrenden Augen machten bei dem Kleinsten in der Reihe halt, jenem, dem in der Barkasse so schlecht geworden war, und der jetzt aussah, als würde es bei ihm gleich wieder losgehen.
    »Und wie heißen Sie?«
    »Eden, S-sir.«
    »Alter?« Das Wort schnitt wie ein Messer.
    »Z-zwölf, Sir.«
    »Er stottert ein bißchen, Sir«, sagte Hope. In Gegenwart seines Vorgesetzten schien sich seine Schroffheit etwas gemildert zu haben.
    »In der Tat. Ich hoffe, der Bootsmann wird ihm das abgewöhnen, bevor er dreizehn ist – wen n er so alt wird.«
    Verling schien jetzt genug von der Begrüßung zu haben.
    »Lassen Sie wegtreten, Mr. Hope. Morgen werden wir
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