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Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes

Titel: Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes
Autoren: Licia Troisi
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Aufgetauchten Welt für immer aus dem Leben der Elfen verschwinden.
     
    Nach der Schlacht schickte er einige Soldaten aus, um zu erkunden, ob noch mehr Feinde irgendwo verborgen waren.
    Der Elf saß auf seinem Lindwurm, der bis zur Schulter im Wasser stand, die Tatzen im schlammigen Grund des Flusses, und wartete auf sie.
    »Der Weg ist frei«, meldete ihm ein Soldat, als der Spähtrupp zurück war.
    Da legte er langsam den Brustpanzer ab, reichte ihn einem seiner Adjutanten und sprang mit einem mächtigen Satz ins Wasser. Sofort erhob sich aufgeregtes Stimmengewirr aus dem Kreis der Soldaten.
    »Aber, Majestät!«, rief ein Adjutant und wollte ihm zu Hilfe eilen.
    Doch der Elf hielt ihn mit einer Handbewegung zurück. »Es ist schon gut.« Damit schwamm er los, auf das nahe Ufer zu. An dieser Stelle war die Strömung nicht stark, und zudem verfügte er über starke Oberarme.
    Mein ganzes Leben habe ich auf diesen Moment hingearbeitet , dachte er.

    Dort, wo Himmel und Erde sich berührten, lag das Land wie eine grünbraune Fata Morgana vor ihm. Er tauchte den Kopf unter Wasser und stellte sich vor, wie die Soldaten, die ihn beobachteten, im Chor entsetzt aufstöhnten. Schließlich berührten seine Füße den schlammigen Grund des Flusses, und langsam stieg er wieder auf.
    Nach und nach wurde das Wasser flacher, sank unter seinen Hals, umspielte dann seine Hüften und schließlich nur noch seine Knie. Er hörte, wie die Wellen gegen das Holz ihrer Boote schwappten, lauschte der Stille, als seine Männer gespannt den Atem anhielten.
    Jetzt war das Ufer nur noch wenige Schritte entfernt. Jenes Ufer, das er erträumt, herbeigesehnt, sich immer wieder, unzählige Male, vorgestellt hatte. Und ihm war, als sei er bereits einmal dort gewesen, denn er kannte es genau durch die Schriften seiner Vorfahren, Vorfahren, die dieses Land in alle Richtungen durchzogen, die es besessen und geliebt hatten. Doch jetzt kam es ihm noch schöner vor, als er es sich ausgemalt hatte. Ein gelobtes Land, in dem das Laub der Bäume grüner, das Gras saftiger, die Luft wohlriechender war als irgendwo sonst.
    Tief atmete er sie ein. Die Luft der Heimat. Die Luft der Freiheit.
    Im Schilf, das das Ufer säumte, blieb er stehen. Nur noch ein Schritt, und es würde kein Zurück mehr geben.
    Er dachte an die Angehörigen seines Volkes, die Jahrhunderte zuvor über diesen Fluss in entgegengesetzte Richtung geflüchtet waren. Dachte an seinen Vater, der sich sein ganzes Leben beim Riff von Orva verkrochen hatte, sich mit seinem winzigen Reich hoch über dem Meer zufriedengegeben hatte. Und er dachte an alle, die ihn, den Sohn, verlacht und ihm Steine in den Weg gelegt hatten, an alle, die sich geweigert oder es nicht vermocht hatten, seinen grandiosen Traum zu teilen. Überwältigt lächelte er. Doch als er den Blick zum wolkenlos blauen Himmel hob, lief ihm eine Träne der Trauer
über die Wange. Am Ufer fiel er auf die Knie und vergrub die Hände in der fetten, dunklen Erde, die sich so vielversprechend anfühlte. Dies war der Wendepunkt. Von nun an würde die Geschichte einen anderen Verlauf nehmen. Jemand half ihm auf. Die Gesichter von den Mühen gezeichnet, die Rüstungen blutbesudelt, blickten ihn seine Soldaten hoffnungsvoll an.
    Kryss schritt die Reihe ab und gab jedem die Hand.
    »Danke«, sagte er. »Danke für alles, was ihr auf euch genommen habt, für all die Schmerzen und Strapazen, die ihr ertragen habt.«
    Dann drehte er sich noch einmal zu den Booten um, mit denen sie gekommen waren, die Elfen, sein Volk, das er so weit in die Fremde geführt hatte, fern ihrer Heimat, auf den Spuren eines Traumes, der ihm selbst manches Mal zu gewaltig vorkam, als dass er hätte Wirklichkeit werden können.
    »Euer König ist mit euch!«, rief er mit donnernder Stimme. »Die Zeit des Exils ist vorüber, die Tage der Besatzer sind gezählt. Sie siechen dahin in ihren Dörfern und Städten, werden hingerafft von der Seuche, die wir ihnen gebracht haben. Nun kann uns niemand mehr aufhalten. Wir werden sie ungeschehen machen, all die Jahrhunderte, die wir fern unserer wahren Heimat verbringen mussten, werden mit ihrem Blut das Salz unserer Tränen hinwegwaschen, und Erak Maar wird wieder unser sein. Wir blicken in die Morgenröte einer neuen Zeit.«
    Damit reckte er die Faust in die Höhe und presste die Erde fest zusammen, die er noch darin hielt, die Erde, die bald wieder ganz die ihre sein würde. Und wie aus einem Mund ließ sein Volk ein
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