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Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes

Titel: Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes
Autoren: Licia Troisi
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steckt, dieser Teil von dir, den ich geliebt habe. Und ich weiß auch nicht, ob ich ihn jemals wiederfinden kann. Aber ich werde mich diesem Joch
nicht beugen«, raunte sie ihm zu mit sanfter Stimme, während ihr die Tränen über das Gesicht liefen.
    »Verschwinde«, antwortete er mit bebender Stimme.
    »Ich werde nicht tun, was die Welt und die Götter von mir verlangen, sondern meinem Weg folgen, dem Weg, den mir mein Herz gewiesen hat seit dem Moment, da ich auf dieser Wiese erwachte. Denn nur so kann ich erfahren, wer ich in Wahrheit bin.«
    »Verschwinde!«, schrie er noch einmal mit einer Stimme, die endlich von Schmerz erfüllt war.
    Da presste Adhara ihre Lippen auf die seinen, öffnete sie sanft und küsste ihn lange, küsste den Mörder, das Ungeheuer, den Feind.
    Als sie sich endlich von ihm löste, erkannte sie einen Augenblick lang in seinem Blick den wahren Amhal, jenen Amhal, der sich, obwohl es ihm Qualen bereitete, weigerte, seinen mörderischen Trieben nachzugeben, jenen Amhal, der den Tod jenem Tun vorgezogen hätte, dem er sich verschrieben hatte. Der rote Stein an seinem Hals funkelte matter, war fast erloschen.
    »Ich werde einen Weg finden, das Unglück aufzuhalten, ohne dich töten zu müssen. Das schwöre ich dir. Ich werde den Lauf der Geschichte der Aufgetauchten Welt ändern.«
    Damit wandte sie sich von ihm ab, entfernte sich und bot ihm, während sie sich langsam auf den Wald zu bewegte, die Gelegenheit, sie von hinten anzugreifen.
    Doch Amhal rührte sich nicht. Überwältigt von dem, was gerade geschehen war, hockte er da, raufte sich die Haare und presste die Handflächen gegen die Schläfen. Die Gefühle, diese verdammten Gefühle, die zu vertreiben
ihm doch gelungen war, waren mit aller Macht zurückgekehrt, und die Gedanken rasten ihm durch den Kopf, so dass er meinte, ihm platze der Schädel. Und mittendrin hatte er ihr Bild vor Augen, das Bild von Adhara, die er nicht hassen, die er nicht töten konnte. Er blickte ihr nach, wie sie mit schleppendem Gang ins Dickicht eintauchte.
    Dann hielt er dem Schmerz und der Erschöpfung nicht mehr stand. Er sank zu Boden, und ein letzter Blick ging zum Himmel über ihm, zum Licht der Sterne, das kalt war und grausam. Als er die Augen schloss, erlöste ihn bald tiefe Bewusstlosigkeit vom Schmerz der Gegenwart. Ganz langsam begann das Medaillon auf seiner Brust wieder zu funkeln, dunkelrot und unheimlich.

Epilog
    K ryss betrachtete die Landkarte, die man vor ihm entrollt hatte. Die roten Fähnlein überall legten Zeugnis vom Ausmaß seines Erfolges ab. Das Land des Wassers war fast vollständig in seiner Hand, und sein Vormarsch schien unaufhaltsam.
    San, auf der anderen Seite des Tisches, sah ihn zufrieden an. Er saß auf einem Sessel, der fast zu elegant wirkte für das schlichte Zelt, in dem der König seine Schlachtpläne ersann, und hielt in der Hand den unvermeidlichen Pokal Honigwein.
    »Du solltest nicht so viel trinken«, sagte Kryss.
    »Ich trinke doch auf deinen Sieg«, erklärte San mit einem Lächeln. »Und damit auch auf meinen eigenen natürlich«, fügte er hinzu und nahm einen kräftigen Schluck.
    Den Blick starr auf die Karte gerichtet, antwortete der König nicht.
    »Unsere Abmachung hast du doch nicht vergessen?«
    Jetzt hob der Elf den Blick. Die Züge des Marvashs hatten sich mit einem Mal verzerrt. »Wo ist Amhal?«

    »Ich habe ihn losgeschickt, damit er sich um die Sheireen kümmert, bevor sie uns ernsthaft in die Quere kommen kann. Im Moment ist sie bloß ein verängstigtes Mädchen, und ich bin mir sicher, dass er leichtes Spiel mit ihr haben wird. Aber bleiben wir doch beim Thema«, ließ er sich nicht ablenken.
    Kryss hatte es von Anfang an gewusst. San war nicht seinetwegen hier und würde die Sache der Elfen auch nie wirklich zu seiner eigenen machen. Da mochte er sich noch so bemühen, ihn fester an sich zu binden, San würde sich ihm nur so lange unterstellen, bis er sein Ziel erreicht hatte.
    Außerdem ist er einer von denen , dachte er verächtlich. Doch um seiner Sache zum Sieg zu verhelfen, war es eben auch notwendig, sich solch unzuverlässiger, heimtückischer Waffen zu bedienen, wie dieser Mann eine war.
    »Wie könnte ich unsere Abmachung vergessen?«
    »Viele Jahre warte ich nun schon, und wie du weißt, habe ich mich nicht geschont an deiner Seite. Doch darüber habe ich nie den eigentlichen Grund vergessen, weshalb ich mich auf all das einlasse.«
    Mit einem Seufzer stieß sich Kryss von der Karte
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