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Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes

Titel: Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes
Autoren: Licia Troisi
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Gesicht rannen.
    »Durch das Blut dieser Blume weihe ich dich dem Gott Shevrar.«
    Dann entglitt auch diese seinen zitternden Händen, und er hob die Arme zum Himmel.
    »So sollst du wiederauferstehen in Shevrar, wie Eisen, das zu neuem Leben geschmiedet wird im Feuer«, rief er.
    Adhara spürte, wie eine Flamme in ihr aufloderte, brennend heiß, aber auch wohltuend, wie deren Wärme sich unaufhaltsam in ihrem ganzen Körper ausbreitete und ihre Glieder neu belebte, sie zu neuer Gestalt formte und ihr ungeheure, nie erlebte Kräfte gab. Doch selbst dieses so durchdringende Wohlgefühl ließ sie nicht vergessen, zu welchem Preis sie ihr Leben neu empfing. Sie wünschte sich nur, dass es vorüber wäre und Adrass nicht mehr leiden müsste. Es zählte nicht mehr, was er getan, was sie zuvor einmal in ihm gesehen hatte. Wichtig war nur noch, was sie zusammen entdeckt hatten, was in den zurückliegenden Tagen entstanden war. Er hatte ihr das Leben geschenkt. Ein unvollkommenes,
leidvolles, unerfülltes Leben. Aber ein Leben. Ohne ihn würde es sie nicht geben. Und das konnte die Feuerkämpferin nicht vergessen.
    Dann blitzte ein letztes Mal gleißendes Licht auf, und ein dumpfes Dröhnen folgte. Adhara öffnete die Augen und sah ihn. Dort lag Adrass am Boden und rührte sich nicht mehr.

27
    Adharas Entscheidung
    A drass!« Adhara hastete zu ihm, fasste ihn an den Schultern und drehte ihn auf den Rücken. Er war bleich wie ein Leintuch und schweißüberströmt. Aber er atmete noch, wenn auch ganz flach. Wasser, etwas Wasser brauchte sie jetzt. Adhara kramte im Quersack, fand die Feldflasche, setzte sie ihm an die Lippen und leerte sie ganz.
    »Adrass, ich flehe dich an, ich komme hier nicht wieder raus ohne dich, das kann ich unmöglich schaffen …«
    Sie brauchte ihn. Vor allem jetzt, da sie gesehen hatte, was unter seiner rauen Schale lag. Sie hatten es nur bis hierher geschafft, weil sie zusammengehalten, sich gegenseitig beigestanden, sich unterstützt hatten. In diesen wenigen Wochen ihrer Wanderschaft hatte er sie mehr gelehrt als irgendjemand zuvor. Er hatte sie nicht nur geschaffen, sondern auch nach und nach zu einer Persönlichkeit geformt, hatte ihr geholfen, ihren eigenen Weg zu finden, indem er sich in manchen Situationen gegen sie und ihre Überzeugungen gestellt, ihr in anderen
aber sein Vertrauen geschenkt und sie als das anerkannt hatte, was sie war: seine Tochter.
    Als Adrass langsam die Augen öffnete, drückte sie ihn so fest an sich, als sehe sie ihn zum letzten Mal.
    »Wie fühlst du dich?«, fragte er sie, während ihn ein Hustenanfall überkam.
    »Gut, aber was mit dir?«, antwortete sie, während sie ihn losließ.
    Adrass lächelte sie aufmunternd an. »Es ist so entsetzlich heiß hier.«
    Adhara spürte es nicht, vielleicht weil sie durch ihre Eigenschaften als Sheireen dagegen gefeit war. »Dann lass uns jetzt gehen«, sagte sie, wobei sie ihm aufhelfen wollte.
    Es war nicht ganz leicht wegen der fehlenden Hand, aber darüber hinaus fühlte sie sich blendend und so stark wie nie zuvor. Endlich empfand sie sich als eins mit ihrem Körper. Dieser war nichts Fremdes mehr, zu dem sie erst noch Vertrauen fassen musste. Es war ihrer , ganz und gar, ein wahrer Ausdruck ihrer selbst. Durch den Ritus vor dem Altar war sie wahrhaftig zu einer Geweihten geworden.
    »Du kommst mir so verändert vor …«, keuchte Adrass, während sie sich dem Portal näherten.
    »Das ist dein Verdienst«, antwortete Adhara. Sie fühlte sich tatsächlich wie neugeboren. Aber alles wäre sinnlos gewesen, wenn er stürbe und dort zurückbliebe. Sie hatte ihn schon ein gutes Stück mit sich geschleift, als sie spürte, dass er nicht mehr mithalf.
    »Lass mich hier zurück.« Seine Stimme war nur noch ein Hauch.

    »Ausgeschlossen. Ich lasse keinen Freund zurück«, antwortete sie, ohne stehen zu bleiben.
    »Es ist mein Ernst.« Mit letzten Kräften stemmte Adrass die Füße gegen den Boden. »Das hier ist ein guter Ort für mich. Der Tempel, in dem ich endlich zu meinem Gott zurückgefunden habe.«
    »Eben aus diesem Grund darfst du jetzt nicht aufgeben«, erwiderte Adhara und packte ihn noch fester am Arm.
    Adrass schüttelte den Kopf. »Nein, es ist gut und richtig, dass mein Weg hier endet. Was ich getan habe, ist ohnehin unverzeihlich.«
    Sie waren beim Eingangsportal zu diesem von Raum und Zeit enthobenen magischen Tempel angekommen. Genau wie bei ihrem Eintritt schimmerte die Membran wieder in vielen Grüntönen. Adhara
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