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Die Festung der Titanen: Die Götterkriege 4 (German Edition)

Die Festung der Titanen: Die Götterkriege 4 (German Edition)

Titel: Die Festung der Titanen: Die Götterkriege 4 (German Edition)
Autoren: Richard Schwartz
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atmend lag ich in dieser Kammer, während ich, gedämpft und fern, einen Wutschrei hörte, und richtete die Knochen, die er mir gebrochen hatte. Wieder traf ein wütender Schlag die Tür, und wieder hielt sie ihm stand.
    Mühsam stand ich auf und sah mich staunend in dieser Kammer um. Wände, Boden, Decke, all das bestand aus diesem grün schimmernden Glas, doch wo außerhalb dieser Kammer nur hier und da ein goldener Funke in den Tiefen zu erkennen war, leuchtete und wogte hier ein ganzes Meer an goldenen Kristallen. Dicht an dicht staken hier funkelnde Kristalle, fünfeckig und kaum länger und dicker als mein kleiner Finger, in den Wänden und sprachen mit Tausenden von Stimmen.
    Ehrfürchtig streckte ich eine Hand und berührte einen dieser wundersamen Lichtkristalle, um, in einem Lidschlag, von einem Leben zu erfahren. Sie war den Titanen in ihrer letzten Stunde ein Licht gewesen, eine Anführerin, die ihnen Kraft gegeben hatte, würdig genug, um das, was sie gewesen war, in diesem Kristall für die Nachwelt festzuhalten.
    Es mussten Tausende, Zehntausende dieser Kristalle sein, die in diesen flüsternden Wänden steckten. Von dem, was sie gewesen waren, hatten hier die Titanen das für uns zurückgelassen, was ihnen am wichtigsten gewesen war. Voller Staunen und Demut streckte ich den Finger aus, um den nächsten Kristall zu berühren … und zögerte, ließ meine Hand sinken.
    Vielleicht war dieser Schatz für uns bestimmt, doch noch waren wir nicht so weit, wir würden ihre Fehler nur erneut begehen. Weisheit brauchte seine Zeit, noch waren wir nicht dafür bereit.
    Langsam wandte ich mich dem anderen zu, der hier auf einer Bahre lag, einer Bahre aus grünem Glas, Gold, Obsidian und Silber, mit einem breiten Rand aus funkelnden Kristallen, die vor meinen Augen Runen formten, die in einem sanften Leuchten sogleich wieder vergingen.
    Er war größer noch als ich, breiter in den Schultern, ein Mann mit bleicher Haut und schwarzen kurzen Haaren, mit einer Ebenmäßigkeit geformt, die einen Elfen vor Neid hätten weinen lassen. So, wie er dort vor mir lag, gekleidet in eine schwarze Rüstung, die Leder ähnelte, aber nicht war, fand sich in diesem noblen Antlitz kein Zeichen von Grausamkeit oder Wahn. Das breite Kinn sprach von Sturheit und unbeugsamem Willen. Eine kleine Narbe an seiner Wange gab diesem wundersamen Gesicht Charakter, sprach davon, dass es einst mit Leben erfüllt gewesen war. Kleine Lachfältchen an seinen Augen, eine Nase, die nicht ganz gerade war … dies war nicht das Gesicht, das ich erwartet hatte.
    Omagor wollte wie der Wahnsinnige dort draußen, der noch immer gegen die Tür anrannte, die Welt mit Dunkelheit überziehen, darin waren sich alle Legenden einig. Ich hatte die Dunkelheit erlebt, erlitten, war von ihr verschlungen worden. Wie konnte ein Gott, ein Wesen, solches wollen und davon unberührt geblieben sein? Der Nekromantenkaiser trug die Maske eines schönen Jünglings, und dennoch sah man seine Grausamkeit. Dieser Mann hier … langsam fiel ich in Ehrfurcht vor der Bahre auf die Knie, dieser Mann hier kam mir wie ein Vater vor, der sich um seine Kinder sorgte.
    Und sie frisst , knurrte Hanik in meinen Gedanken. Vergesst das nicht, keiner will einen solchen Vater haben!
    Ich hörte nicht auf ihn, zu sehr war ich in meinen eigenen Gedanken versunken. Omagor war der Gott der Dunkelheit, der immer wieder das vernichtete, was die anderen Götter schufen. Deshalb hatten sie sich gegen ihn erhoben, damit ihre Schöpfung leben konnte. Der letzte Krieg der Götter ward um die Elfen ausgetragen, der, der jetzt bereits schon tobte, entschied das Schicksal von uns Menschen.
    Warum?, fragte ich ihn in Gedanken, während ich meine Augen über ihn wandern ließ. Warum habt Ihr das getan, was ist der Sinn darin, immer nur zu zerstören, was andere so mühsam erschaffen hatten?
    Etwas zog meine Blicke an, dort, an der gleichen Stelle wie bei mir, waagrecht über dem Herzen, wo der schwarze Dolch mir die Seele hatte nehmen wollen, klaffte ein Spalt in dieser schwarzen Rüstung, so glatt, so sauber, dass ich sofort wusste, welche Klinge ihn geschlagen hatte.
    Langsam, zitternd streckte ich meine linke Hand aus und fuhr langsam über diesen Riss. Die Legenden waren wahr. Hier lag Omagor, der Gott der Dunkelheit, erschlagen von dem Schwert an meiner Seite, ich konnte ihn sehen und berühren, dort war die Wunde, die Soltar ihm geschlagen hatte, es war alles wahr.
    Ich stand auf und beugte mich
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