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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators
Autoren: John Maddox Roberts
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mich um andere Dinge kümmern.
Wenn ich mir Polasser vielleicht kurz ausleihen könnte,
verziehe ich mich jetzt, damit du in Ruhe deinen Pflichten
nachkommen kannst.«
    »Selbstverständlich«,
willigte ich ein. Die drei Männer gingen zusammen weg, und ich
wandte meine Aufmerksamkeit wieder der Leiche zu. Kurz danach traf
Asklepiodes in einer Sänfte ein, wie immer in Begleitung
seiner schweigsamen ägyptischen Sklaven. Hermes ging hinter
der Sänfte her. Der kleine Grieche nahm mich bei den
Händen und strahlte übers ganze Gesicht.
    »Ein herrlicher
Tag für einen Mord, findest du nicht auch?«,
begrüßte er mich. Im Laufe der Jahre war er unglaublich
zynisch geworden. Vermutlich war dies eine Eigenschaft, die in
seinem Beruf unumgänglich war.
    »Aber handelt es
sich überhaupt um einen Mord?«, fragte ich. »Um
auf genau diese Frage eine Antwort zu bekommen, habe ich ein
weiteres Mal um deine Hilfe ersucht. Ich kann mir beim besten
Willen nicht vorstellen, wie dieser Mann zu Tode gekommen
ist.«
    »Na gut, sehen
wir ihn uns mal an.« Er untersuchte den toten Mann eine
Weile. »Armer Demades. Ich kannte ihn flüchtig. Wir
haben gelegentlich den gleichen Anlässen beigewohnt und die
gleichen Vorträge besucht.« Das überraschte mich
nicht. Die Mitglieder der kleinen griechischen Gelehrtengemeinde
kannten sich alle untereinander.
    »Hat er dir
gegenüber bei diesen Gelegenheiten je erwähnt, dass er
Feinde hat oder von irgendwelchen Ängsten geplagt
wird?«, fragte ich.
    »Nein. Er hat
überhaupt nur wenig geredet, und wenn er etwas gesagt hat,
ging es immer um astronomische Dinge. Diese Leute sind absolut auf
ihr Thema fokussiert und zeigen an allem, was sich außerhalb
ihres speziellen Studiengebiets abspielt, so gut wie kein
Interesse. Er hätte es einem übelgenommen, wenn ihn
jemand gebeten hätte, ein Horoskop zu erstellen, und
hätte sich beklagt, dass nur wenige den Unterschied zwischen
Astronomie und Astrologie kennen.«
    »Ja, ich habe
schon mitbekommen, dass genau dieses Thema hier für heftige
Kontroversen sorgt. Hältst du es für möglich, dass
er durch einen Unfall den Tod gefunden hat?«, fragte ich
hoffnungsvoll.
    Er bedeutete seinen
Sklaven, die Leiche umzudrehen. Dann inspizierte er den Nacken und
tastete stirnrunzelnd die gebrochenen Knochen ab. Schließlich
richtete er sich auf. »Ich glaube nicht, dass es ein Unfall
war. Doch ich muss gestehen, dass es mir ein Rätsel ist, woher
diese Verletzung rührt. So etwas habe ich noch nie
gesehen.« Dies musste ein schmerzhaftes Eingeständnis
für Asklepiodes sein, der eigentlich alles über den
menschlichen Körper und die Möglichkeiten, ihn zu
verletzen, zu wissen schien.
    Ich berichtete ihm von
Cassius' und Archelaus' Mutmaßungen. »Glaubst du, da
könnte irgendetwas dran sein? Könnte der Mörder ein
Professioneller sein, der sich im Ludus Statilius versteckt
hält?«
    Er schüttelte den
Kopf. »Die Hände eines Ringers hätten deutliche
Spuren am Nacken hinterlassen. Das Gleiche gilt für die Kante
eines Schilds. Und was den Handkantenschlag angeht« - er
bekundete mit einer Geste seiner eigenen Hand, dass er sich
unsicher war -, »ich glaube es nicht. Die Möglichkeit
erscheint mir zwar plausibler als die anderen beiden, aber die
Verschiebung der Wirbel im vorliegenden Fall sieht anders aus, als
es nach einem Handkantenschlag zu erwarten wäre. Irgendwie
sind die Wirbel direkt unter dem Schädel von rechts nach links
verrückt worden. Und diese kleinen Male …« Er
berührte zwei rundliche rote Flecken über der Bruchstelle
und zwei identische Flecken darunter. »So etwas habe ich noch
nie gesehen. Ich fürchte, ich muss eine Weile darüber
nachdenken.«
    »Bitte tu das.
Caesar wird furchtbar verärgert sein, dass irgendjemand einen
seiner Hausastronomen erledigt hat. Glaubst du, die Leiche
verrät uns sonst noch irgendetwas?«
    »Der einzige
Anhaltspunkt ist die Wirbelsäulenverletzung. Nach meinem
Dafürhalten bedarf die Leiche keiner weiteren
Untersuchung.«
    »Dann
übergebe ich den Leichnam seinen Kollegen.« Ich wandte
mich zu Sosigenes um, der sich immer noch mit einigen der
Alexandrier und Griechen bereithielt. »Werdet ihr die Riten
vollziehen?«
    »Selbstverständlich. Er
hat keine Familie hier, also werden wir die Zeremonien und die
Einäscherung noch am heutigen Tag vornehmen. Seine Asche werde
ich seiner Familie in Alexandria schicken.«
    »Also
gut.« Ich bedachte den verstorbenen Astronomen mit einem
letzten Blick. »Warum
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