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Die Farm

Die Farm

Titel: Die Farm
Autoren: John Grisham
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noch einmal die Liste der Versprechen durchgehen, aber ihre Kehle war zugeschnürt. Wir stiegen ein - Pappy saß am Steuer, ich neben ihm in der Mitte, meine Mutter am Fenster, mein Vater auf der Ladefläche bei den Seesäcken - und setzten zurück auf unsere Schotterstraße.

    Als wir wegfuhren, saß Gran auf der Treppe und wischte sich das Gesicht. Mein Vater hatte mir gesagt, ich solle nicht weinen, aber ich konnte nicht anders. Ich hielt mich am Arm meiner Mutter fest und versteckte mein Gesicht.
    In Black Oak hielten wir an. Mein Vater musste noch eine Kleinigkeit im Co-op erledigen. Ich wollte mich von Pearl verabschieden. Meine Mutter ging mit Libbys Brief an Ricky zum Postamt und schickte ihn ab. Sie und ich hatten lange darüber geredet, und auch sie meinte, dass es uns nichts anginge. Wenn Libby Ricky einen Brief schreiben und ihm von dem Baby erzählen wollte, dann sollten wir sie nicht daran hindern.
    Pearl wusste natürlich, dass wir weggingen. Sie umarmte mich, bis ich glaubte, mein Hals würde brechen, dann gab sie mir eine kleine Papiertüte mit Bonbons. »Die wirst du unterwegs brauchen«, sagte sie. Ich glotzte auf den endlosen Vorrat an Schokoladen-, Minz- und Karamelbonbons. Unsere Reise war bereits ein Erfolg. Pop kam herein, schüttelte mir die Hand wie einem Erwachsenen und wünschte mir Glück.
    Ich eilte mit meinen Bonbons zum Pick-up zurück und zeigte sie Pappy, der noch immer hinter dem Steuer saß. Bald darauf kamen meine Eltern. Wir waren nicht in der Stimmung für einen großen Abschied. Unser Aufbruch verdankte sich Frustration und einer Missernte. Wir wollten nicht die ganze Stadt wissen lassen, dass wir nach Norden flüchteten. Es war früher Vormittag, und in der Stadt war es noch ruhig.
    Ich betrachtete die Felder entlang der Landstraße nach Jonesboro. Sie waren so nass wie unsere. Das braune Wasser in den Straßengräben lief über. Bäche und Flüsse waren über die Ufer getreten.
    Wir kamen an dem Kiesweg vorbei, wo Pappy und ich auf Leute aus den Bergen gewartet hatten. Wir hatten die Spruills kennen gelernt, und ich hatte Hank und Tally und Trot zum ersten Mal gesehen. Wenn ein anderer Farmer vor uns da gewesen wäre, oder wenn wir später gekommen wären, dann wären die Spruills jetzt mit allen Familienmitgliedern zurück in Eureka Springs.
    Mit Cowboy am Steuer war Tally in unserem Pick-up die gleiche Strecke gefahren, mitten in der Nacht während eines Gewitters. Sie lief weg in der Hoffnung auf ein besseres Leben im Norden, genau wie wir. Es war noch immer schwer zu glauben, dass sie einfach so verschwunden war.
    Ich sah nicht einen Menschen Baumwolle pflücken, bis wir nach Nettleton kamen, eine Kleinstadt in der Nähe von Jonesboro. Hier waren die Gräben nicht so voll, der Boden nicht so nass. Ein paar Mexikaner arbeiteten hart.
    Am Stadtrand wurden wir aufgrund des Verkehrs langsamer.
    Ich richtete mich auf, um alles zu sehen: die Geschäfte und die hübschen Häuser, die sauberen Autos und die Menschen, die herumschlenderten. An meinen letzten Besuch in Jonesboro konnte ich mich nicht erinnern. Wenn ein Farmersjunge in die nächste größere Stadt fuhr, sprach er eine Woche darüber.
    Wenn er bis nach Memphis kam, dann redete er einen Monat lang über nichts anderes.
    Pappy wurde im Verkehr sichtlich nervös. Er klammerte sich ans Lenkrad, trat auf die Bremse und brummte vor sich hin.
    Wir bogen ab, und da war die Greyhound Station, ein geschäftiger Ort; links von uns standen drei glänzende Busse.
    Wir hielten am Bordstein neben einem Abfahrt-Schild und stiegen rasch aus. Pappy hatte nichts übrig für Umarmungen, und so hatten wir uns schnell verabschiedet. Aber als er mich in die Backe zwickte, sah ich, dass seine Augen feucht waren.
    Deswegen stieg er schnell wieder ein und fuhr eilig davon. Wir winkten, bis wir ihn nicht mehr sahen. Mir tat das Herz weh, als sein alter Pick-up um die Ecke fuhr und verschwand. Er fuhr zurück zur Farm, zu den Überschwemmungen, zu den Latchers und zu einem langen Winter. Aber gleichzeitig war ich erleichtert, nicht mit ihm zurückkehren zu müssen.
    Wir wandten uns um und betraten den Busbahnhof. Jetzt begann unser Abenteuer. Mein Vater stellte die Seesäcke neben einer Reihe mit Sitzen ab, dann gingen er und ich zum Fahrkartenschalter.
    »Drei Fahrkarten nach St. Louis«, sagte er.
    Mein Mund klappte auf, und ich starrte ihn vollkommen baff an. »St. Louis?«, sagte ich.
    Er grinste und schwieg.
    »Der Bus fährt um zwölf Uhr
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