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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos
Autoren: L. E. Modesitt
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sogar Kupfer. Die Schwarzen Händler liefern Baumwolle und Leinen aus Austra – und sogar günstiger als die Waren aus Hydlen. Sie schaffen das Kupfer billiger von Südhafen nach Spidlaria, als unsere Händler es auf dem Landweg durch die Westhörner transportieren können.« Kinowin hielt inne und legte den Kopf wieder schief, als sei er unschlüssig, wie er fortfahren sollte. »Und mit den Einnahmen kaufen sie unser Getreide und unsere Knollenfrüchte. Sie können zwar auf Recluce auch selbst Getreide anbauen, aber es reicht nicht.«
    Der junge Magier wartete.
    »Der Fürst von Lydiar baut die Kupfermine südlich von Hrisbarg weiter aus … vielleicht können wir ihn sogar überzeugen, die alte Eisenmine wieder zu öffnen. Er ist nicht erfreut, dass billigeres Kupfer und Eisen ins Land kommen.« Kinowin unterbrach sich. »Was fällt Euch dazu ein?«
    Cerryl fiel dazu eine ganze Menge ein – und im Grunde doch überhaupt nichts. Händler waren immer unglücklich, wenn jemand anders billiger verkaufte, es sei denn, sie waren selbst in dieser glücklichen Lage. Syrma hatte in Gallos einen schweren Stand. Er war Präfekt geworden, nachdem Cerryl seinen Vorgänger Lyam ermordet und damit eine recht deutliche Mahnung der Gilde ausgesprochen hatte, dass man nicht damit einverstanden war, wenn die Galler weiterhin die Weißen Straßen benutzten, ohne Wegezölle zu bezahlen. Zusätzlich hatte Jeslek ein kleineres gallisches Heer mit seinen Chaos-Kräften vernichtet und den Gallern auf diese Weise verdeutlicht, dass es sinnlos war, Fairhaven zu trotzen. Natürlich waren die Händler und Kaufleute nicht erbaut, dass sie jetzt Straßenzölle entrichten mussten, und Lyams Familie war nicht sonderlich gut auf Fairhaven zu sprechen.
    »Die Situation ist nicht günstig und scheint ungünstig zu bleiben«, antwortete Cerryl schließlich ausweichend. »Was ist mit dem Vicomte von Certis?«
    »Der Vicomte schert sich nicht um Bergbau, Metalle und Wolle. Ihm geht es nur um Öle, und im Augenblick könnten seine Kaufleute mehr Öl verkaufen, als die Arbeiter überhaupt zu ernten und pressen vermögen. Für die Certaner ist der Preis ungefähr gleich, ob sie die Wolle nun aus Montgren oder über Tyrhavven oder Spidlaria aus Recluce beziehen.«
    Cerryl wunderte sich im Stillen, dass er, ein Waisenkind, das von einem verkrüppelten Bergmann aufgezogen worden war, heute als Angehöriger des Weißen Ordens von Fairhaven über Händler, Kaufleute und Herrscher nachdenken musste. »Ich kann nur mutmaßen, Ser. Es sind doch letztlich die Weißen Straßen, die Candar und die Gilde beisammen halten. Ihr sagt mir nun, dass der Präfekt von Gallos möglicherweise ausgetauscht wird, wenn er uns nicht unterstützt. Dem Vicomte von Certis ist es einerlei, er will uns nicht beleidigen, aber er könnte es schwer haben, seine Hauptleute dazu zu bringen, uns gegen Gallos zur Seite zu stehen.« Er überlegte. »Was ist mit dem Fürsten von Hydlen?«
    »Fürst Berofar ist alt und müde.«
    Cerryl schluckte. »Also heißt das, es wird früher oder später Krieg geben?«
    Der Obermagier lächelte grimmig. »Jeslek, Sterol und ich sind selten einer Meinung … doch wir fürchten alle, dass es so kommen wird. Aber dass Ihr mir mit niemandem darüber redet!« Kinowin lehnte sich zurück, als wolle er auf Cerryl einwirken lassen, was er gerade gesagt hatte. »Ihr wart bei Jeslek«, fuhr er nach einer kleinen Pause fort, »als er die gallischen Lanzenkämpfer mit dem Chaos-Feuer vernichtete, nicht wahr? Wie hat Jeslek nach dem Kampf ausgesehen?«
    »Wir haben alle sechs geholfen, Ser«, erwiderte Cerryl etwas ausweichend. »Jeslek hat allerdings viel mehr zum Sieg beigetragen als alle anderen.«
    »Aber ohne Euch hätte er womöglich nicht gesiegt?«
    »Ohne uns wäre sein Sieg nicht sicher gewesen«, räumte Cerryl ein.
    Kinowin lachte. »Gut gesprochen. Ihr seid vorsichtig.« Der große Magier stand auf, ging zum Fenster und blickte zu den Schatten hinunter, die östlich vom Weißen Turm auf die Straße fielen. »Wie viele Galler waren es?«
    »Etwa zwanzig Züge.«
    »Der Präfekt von Gallos kann beinahe zwanzigmal so viele Lanzenkämpfer ausheben, wenn er es für nötig befindet.« Kinowin drehte sich um und wandte sich wieder an den sitzenden Cerryl. »Der Vicomte von Certis ist weit schwächer, auch wenn er vielleicht fünfzig Züge aufbieten kann. Der Fürst von Lydiar kann trotz seiner Prahlerei vermutlich kaum mehr als hundert Züge ausgebildeter
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