Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
Brettern, das neben dem einzigen Fenster an der Wand hing. Sogar der Tisch, auf dem das Spähglas lag, war mit einem purpurnen, grün eingefassten Tuch geschmückt.
    »Dann darf ich annehmen, dass heute nichts Unerfreuliches geschehen ist?« Kinowin lächelte belustigt, aber nicht unfreundlich. Das purpurne Mal auf seiner Wange bebte ein wenig.
    »Nein, Ser. Überhaupt nichts. Es sind nur wenige Wagen mit Fracht gekommen und nur eine Kutsche aus Lydiar. Nicht mehr als zwei Reisende, ein Getreidehändler aus Worrak und einer aus Ruzor.«
    »War nicht neulich noch ein Olivenhändler aus Kyphros da?«
    »Äh … richtig, ich glaube, vor zwei Tagen.«
    »Es kommen nicht mehr viele Händler nach Fairhaven, nicht wahr?« Kinowin nickte zum Stuhl hin, der ihm gegenüber stand. »Wir müssen reden.«
    In Cerryls Bauch verkrampfte sich etwas.
    »Nein … Ihr habt nichts Falsches getan, und der große Jeslek verhält sich bisher ruhig, was Euch betrifft. Er ist immer noch in Gallos damit beschäftigt, neue Berge wachsen zu lassen. Angeblich, wie er sagt, um die Weiße Hauptstraße zu schützen …«
    Cerryl machte sich seine Gedanken. Jeslek war der Ansicht, eine solche Demonstration von Chaos-Kräften werde dem Präfekten von Gallos zeigen, welche Macht die Gilde hatte, aber Cerryl glaubte nicht, dass dies Jesleks einziger Grund war.
    »… und außerdem«, fuhr Kinowin fort, »hat Jeslek aus dem Norden von Kyphros einige Viehdiebstähle gemeldet. Seinen Botschaften zufolge klagen die Einheimischen darüber, dass die Diebe ungestraft analerianisches Vieh stehlen und in Fenard schlachten. Er hat dem neuen Präfekten eine Nachricht geschickt – das ist übrigens Euer ›Freund‹ Syrma – und durchblicken lassen, dass auch in Gallos alles mit rechten Dingen zugehen müsse.«
    »Syrma wird darüber nicht gerade begeistert sein, so wie ich ihn kenne.«
    »Nein, das wird er nicht, aber Jeslek ist der Überzeugung, dass Fairhaven mit starker Hand regieren muss. Sterol und ich sind seiner Meinung … was das Zurschaustellen größerer Präsenz anbelangt.« Kinowin lachte humorlos. »Und damit kommen wir zu dem Punkt, den wir besprechen müssen. Sterol und ich haben uns neulich unterhalten und beschlossen, dass einige jüngere Magier einen tieferen Einblick in den Gang der Dinge bekommen sollten. Aber … wir reden mit jedem von Euch einzeln. Ich möchte auch, dass Ihr dies für Euch behaltet. Ihr könnt mit mir, mit Myral, mit Sterol und natürlich auch mit Jeslek darüber sprechen. Ihr könnt es in allgemeiner Form auch mit den anderen jungen Magiern bereden, aber erwähnt nur Dinge, die bereits geschehen sind.« Kinowin legte den großen Kopf schräg. »Habt Ihr mich verstanden?«
    »Ja, Ser.« Cerryl runzelte die Stirn. »Ich glaube schon. Die Leute reden viel, aber es stimmt nicht immer, was sie sagen, und Ihr wollt sicherstellen, dass wir genau verstehen, was wirklich vor sich geht. Aber Ihr wollt nicht, dass alle es hören, und zudem gibt es einige Leute, die nicht alles erfahren sollen, weil sie …« Cerryl unterbrach sich, als er das Funkeln in Kinowins Augen bemerkte. »Verzeihung, Ser. Vielleicht habe ich es doch nicht richtig verstanden.«
    Kinowin schüttelte lachend den Kopf. »Ihr habt es sehr gut verstanden. Ihr habt genau begriffen, dass man immer mit Intrigen und Verwicklungen rechnen muss. Kein Wunder, dass Jeslek sich Euretwegen Gedanken macht. Ihr solltet dennoch über gewisse Dinge wirklich nur mit mir oder Myral reden.«
    Cerryl nickte bedächtig und nahm schweigend zur Kenntnis, dass der Obermagier soeben weder den Erzmagier Sterol noch den Obermagier Jeslek erwähnt hatte.
    Kinowin rückte auf dem Stuhl hin und her, stützte die Ellbogen auf den Tisch und beugte sich vor. »Ihr wisst, dass Syrma jetzt Präfekt von Gallos ist. Lyams Familie … die meisten sind Woll- oder Holzhändler … ist über diese Situation nicht erfreut. So wenig wie die Hauptleute der gallischen Streitkräfte. Ganz besonders unzufrieden ist ein Mann namens Taynet – er ist der älteste Heerführer. Für die Gilde bedeutet das, dass wir Syrma nicht zwingen können, all die Goldstücke zu entrichten, die Lyam uns noch aus der Zeit schuldete, als er Präfekt war.«
    Cerryl wusste nicht, was die Intrigen in Gallos mit ihm selbst und der Gilde zu tun haben sollten, aber Kinowin war kein Mann, der seine Zeit mit müßigem Geschwätz vergeudete.
    »Die Händler in Gallos führen über Spidlar Waren aus Recluce ein – Wolle, Gewürze und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher