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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos
Autoren: L. E. Modesitt
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Das aufgemalte Wappen auf der Seitenwand verriet ihm, wem der Wagen gehörte: »Kyrest und Fyult, Getreidehandel.«
    Der Fuhrmann stand neben dem Wagen. »Wenn Ihr jetzt einfach das Schild …«
    Vykay nickte und sah Cerryl fragend an.
    Cerryl griff mit den Sinnen hinaus und löste das restliche Chaos auf. Allerdings war nur noch wenig vorhanden, Vykay hätte die alte Plakette auch mit bloßer Hand abnehmen können.
    Vykay holte einen Meißel und schlug die alte Plakette mit zwei raschen Schlägen ab, um die neue anzubringen.
    Cerryl brachte die Chaos-Versiegelung an und wandte sich an den Wächter. »Ist das für den Augenblick alles?«
    »Ja, Ser.«
    Lächelnd entfernte Cerryl sich und bezog wieder seinen Ausguck auf dem Dach der Wachstube. Er sah sich nach Norden zur Hauptstraße um. Im Augenblick herrschte in der Nähe der Tore nur wenig Verkehr; in der Ferne rollte ein weiterer Wagen durch die grauen Hügel in Richtung Fairhaven. Er wunderte sich, dass angesichts der Lage der Stadt die Reisenden aus Hrisbarg, Lydiar und dem Osten Candars durchs Nordtor hereinkamen. Seltsam fand er es auch, während er weiter darüber nachdachte, dass die Große Weiße Hauptstraße in Gallos und im westlichen Certis viel gerader verlief als in der Nähe von Fairhaven – und dies, obwohl Fairhaven doch der Sitz der Gilde und der Magier war, die sich seit Jahrhunderten bemühten, im Osten Candars die großen Straßen zu bauen.
    Kräftig aufstampfend lief er hinter der Brustwehr hin und her, aber die Füße blieben kalt, beinahe taub.
    Als der Glockenschlag klar und laut heraufhallte, stand Cerryl schon vorgebeugt an der Brustwehr, weil er die Wagenräder auf dem Stein knirschen gehört hatte.
    Ein Bauernkarren hatte bei den Wächtern angehalten. Drei Männer, die grob gewirkte graue Sachen trugen, standen daneben. Drei Männer und obendrein noch ein Kutscher?
    »Was habt Ihr geladen?«
    »Nur unsere Sachen. Wir wollen zu Junuy, Korn für die Mühle in Lavah holen.«
    Cerryl runzelte die Stirn. Lavah lag an der Nordseite der Großen Nordbucht, das war ein weiter Weg für eine Getreidelieferung. Er streckte die Sinne zum Wagen aus und nickte in sich hinein, während er das Chaos heraufbeschwor, dessen Kraft er gleich brauchen würde. Er wünschte sich, es wäre nicht nötig, aber er musste sich ins Unvermeidliche schicken. »Da ist etwas in dem Kasten unter der Sitzbank. Öle, würde ich sagen.«
    Der Kutscher holte unter dem Wagensitz eine Eisenklinge hervor. Die Wächter am Tor zogen automatisch die Kurzschwerter blank, aber sie wichen einen Schritt zurück.
    Cerryl konzentrierte die Chaos-Energie auf den Kutscher, wartete noch einen Augenblick und hoffte, der Mann würde die Klinge wieder sinken lassen, aber er hob sie jetzt sogar und wollte offenbar angreifen.
    Mit lautem Zischen schlug die Feuerkugel so heftig in den Körper des Mannes, dass dieser nicht einmal mehr Zeit hatte zu schreien. Ein dumpfes Scheppern ertönte und die Klinge fiel neben dem Wagen aufs Granitpflaster. Weiße Asche wehte über den verkohlten Sitz des Wagens. Die anderen drei Männer ließen sich von den Wächtern widerstandslos in Ketten legen und zur Arrestzelle führen, wo sie auf den Wagen der Stadtwache zu warten hatten. Die Stadtwache würde die Männer festsetzen, bis sie zum Straßenbau abkommandiert wurden.
    Cerryl war froh, dass die anderen drei nicht ebenfalls Waffen gezogen hatten. Es war schon schlimm genug gewesen, dass er den Kutscher hatte töten müssen. Er wünschte, der Mann hätte die Klinge nicht gezogen, aber es war nun einmal streng verboten, die Waffe gegen Wächter oder Magier zu erheben, und die Regeln mussten befolgt werden.
    Zwei Wächter inspizierten jetzt den Wagen und zogen eine Klappe auf.
    »Da habt Ihr gut aufgepasst, Ser. Fast ein Dutzend Krüge mit Duftöl – aus Hamor, würde ich sagen«, rief Diborl zum jungen Magier hinauf.
    Cerryl schaffte es zu nicken. Sein Kopf tat weh und pochte. Myral hatte ihn gewarnt, dass es schmerzhaft war, das Chaos gegen kaltes Eisen einzusetzen, aber er hatte keine Wahl gehabt, denn er war dafür verantwortlich, dass keiner der Wächter verletzt wurde. Abwesend fragte er sich, warum er das Öl so leicht hatte bemerken können. Natürlich rechnete kein Schmuggler damit, ertappt zu werden, und das versteckte Fach im Wagen war gut durchdacht und vielleicht sogar schon öfter benutzt worden. Bedeutete dies, dass die Magier an den anderen Toren zu faul oder unfähig waren? Oder sahen sie
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