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Die Farben der Finsternis (German Edition)

Die Farben der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Farben der Finsternis (German Edition)
Autoren: Sarah Pinborough
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die Russin dazu, sich zu teilen. Sie schrie. Abigail merkte, dass der Mann dachte, die Russin wäre aufgrund der Veränderungen ein bisschen wahnsinnig geworden, aber Abigail fand, es war ein Zeichen dafür, dass sie von allen hier noch am meisten Verstand hatte. Außerdem waren die Schmerzen so groß, dass jeder geschrien hätte. Am liebsten würde sie den großen Mann selbst dazu bringen, dass er sich teilte und schrie. Doch sie war gleich wieder dran und ihr graute davor. Es tat so weh, diese neue Tür in ihrem Kopf zu öffnen und von allem viel zu viel zu sehen, ohne dass sie es kontrollieren konnte. Es zerrte an ihrer Seele. Dennoch war sie darin besser als die anderen, und wenn sie noch so sehr versuchte, es nicht zu sein. Der große Mann wusste das und lächelte sie oft an. Sie hasste ihn.
    Der Polizist. Der Polizist war der Schlüssel zu allem. Hayley war tot, das wusste sie, obwohl sie manchmal glaubte, sie könnte sie durch diese offene Tür im Chaos der Farben schreien hören. Ihre Eltern würde sie nie wiedersehen, davon war sie überzeugt. Natürlich und unnatürlich – ihrem Gefühl nach war sie sowohl als auch. Doch dieser große Mann war falsch. Jemand musste ihn aufhalten. Das hier musste aufhören.
    Als sein Handy klingelte, war der Rufton so laut, dass ervom Scheitel bis zur Sohle durch ihren Körper schrillte. Sie zuckte zusammen und wünschte, sie hätte die Hände frei und könnte sich die Ohren zuhalten.
    »Ja?«, sagte der große Mann. Er sprach leise, aber sie konnte alles hören, sogar den Hauch jedes geatmeten Luftmoleküls am Hörer.
    »Hier ist Mr Craven«, erwiderte der Anrufer. Abigail konzentrierte sich und ignorierte den Schmerz, den die Lautstärke in ihrem Kopf auslöste. Sie verdrängte ihn, um die Worte verstehen zu können.
    »Mr Bright weiß Bescheid«, fuhr der Anrufer fort. »Er hat mich angerufen und gefragt, ob Sie mit mir gesprochen hätten. Das habe ich selbstverständlich verneint. Er hat Sie eindeutig im Verdacht.«
    »Das kommt zu früh.« Der große Mann fluchte und tigerte durch den Raum. »Ich bin noch nicht so weit, mich gegen ihn zu stellen.«
    »Wenn Sie einen Krieg planen, vielleicht nicht«, sagte Mr Craven. »Doch wenn es auch ein dezenterer Ansatz sein dürfte …«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    Es entstand eine lange Pause. »Sie glauben, dass Sie uns nach Hause bringen können, nicht wahr, Mr Bellew?«
    »Selbstverständlich. Das ist mein Plan: Vergebung für uns alle zu erringen.«
    »Er hat heute Nachmittag eine Besprechung«, fuhr Mr Craven fort, »und zwar mit dem Bauunternehmer für das neue Gebäude. Ich weiß nicht, warum er diese Dinge selbst übernimmt, aber einmal Architekt, immer Architekt, könnte ich mir denken. Wahrscheinlich findet er es immer noch faszinierend.«
    »Worauf wollen Sie hinaus, Mr Craven?«
    »Ich will darauf hinaus, Mr Bellew, dass Sie den Bauunternehmeranrufen und die Besprechung absagen könnten, um sich dort selbst mit Mr Bright zu treffen. Sie können es direkt ausfechten. Wie wäre es, wenn Sie vorne hereinkämen und ich hinten, dann stünde es zwei gegen einen. Und Sie sind immer schon stark gewesen. So stelle ich es mir vor, sonst wird er seine Truppen sammeln und uns verfolgen.«
    »Woher soll ich wissen, dass ich Ihnen vertrauen kann?«
    »Ganz einfach. Ich habe vor einer Weile eine Erlaubnis an Ihr Anwaltsbüro gefaxt, die Ihnen Zugang zu einem meiner Konten gewährt. Wir wissen beide, dass Mr Bright prüfen wird, wer Sie unterstützt. Mein Name wird auf dieser Liste stehen.«
    Mr Bellew zögerte. »Wo liegt dieses Gebäude?«
    »Zwischen Hanway und Oxford Street, Sie können es nicht verfehlen. Es ist der einzige Wolkenkratzer, der zurzeit in London gebaut wird. Die Besprechung findet im ersten Stock statt.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich habe den Bauunternehmer unter dem Vorwand angerufen, den verabredeten Termin noch einmal bestätigen zu wollen. Das Meeting soll in einer halben Stunde beginnen. Soll ich noch mal anrufen und es absagen?«
    »Ja«, sagte Mr Bellew. »Wir sehen uns dann dort.«
    »Bringen wir es hinter uns.«
    Das Gespräch war beendet. Abigails Herz raste. Mr Bright. Noch ein wichtiger Name. Und aus irgendeinem Grund kam ihr schon wieder der Polizist in den Kopf. Mr Bright und DI Jones.
    Nachdem der goldene Mann einen Augenblick auf sein Telefon gestarrt hatte, ruhte sein Blick auf ihr.
    »Ich will, dass ihre harte Spiegelung bereitgestellt wird, damit ich sie mitnehmen kann«, sagte
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