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Die Farben der Finsternis (German Edition)

Die Farben der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Farben der Finsternis (German Edition)
Autoren: Sarah Pinborough
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kennengelernt, der in der Nacht, als Dr. Shearman im Portman gearbeitet hatte, bekanntlich zu Hause geblieben war.
    »Außerdem weiß ich«, fuhr Cass fort, »dass Sie Mr Bright lieber nicht erwähnen sollten. Am besten vergessen Sie, dass dieses Gespräch überhaupt stattgefunden hat, weil man Sie sonst wahrscheinlich auch umbringt.«
    »Aber das geht doch nicht.« Dr. Shearman erhob sich halb von seinem Stuhl. »Ich kann die Sache mit dem Baby geheim halten, aber wenn ich nichts über Mr Bright sage,wird mir niemand glauben, dass ich nichts mit den Selbstmorden der Studenten zu tun habe.«
    »Sie haben nichts damit zu tun?«, fragte Cass schnaubend. »Sie haben sie ihm verschafft, schon vergessen? Ist doch egal, was danach passiert ist, oder wie?«
    »Aber ich habe nichts Böses getan – und Sie kennen ihn! So einem Mann kann man nichts abschlagen.«
    »Erzählen Sie das dem Richter.« Cass riss der Geduldsfaden. Er hatte Antworten auf seine Fragen bekommen, und wie es aussah, war Dr. Shearmans Schicksal besiegelt. Nie im Leben würde Mr Bright zulassen, dass eine Spur von Dr. Shearmans Labor zu ihm zurückverfolgt würde, und sobald er erfuhr, dass der Arzt verhört wurde, würde er die Firma ohne Rücksicht auf Verluste schließen. Schweigend stand Cass auf und ließ Dr. Shearman allein weiterschwitzen.

    Als er auf seine eigene Etage zurückgekehrt war, blieb er an der Kaffeemaschine stehen – sowohl um seine Gedanken zu ordnen als auch um sich ein Getränk zu ziehen. Der Kaffee schmeckte zwar beschissen, aber wenn er einen heißen Becher in der Hand hatte, hörte sie wenigstens auf zu zittern. Dr. Shearman würde für den Tod der Teenager zur Verantwortung gezogen werden, was Cass nichts ausmachte, außer dass es sich um eine juristische Fehlentscheidung handelte. Dr. Shearman hatte etwas mit Lukes Verschwinden zu tun und seiner Meinung nach gehörte er allein dafür ins Gefängnis.
    Cass ging durch den Flur zurück, so langsam, dass er in seltsamem Kontrast zu der hektischen Aktivität um ihn herum stand. Polizisten eilten auf der Suche nach Haftbefehlen, richterlichen Anordnungen und abgetippten Geständnissen durch die Räume und lächelten in der Hoffnungauf die potenziellen Boni. Cass fühlte sich alldem völlig entfremdet; er musste immer noch ein Geheimnis aufklären, das ihn seit seiner Geburt wie ein Geflecht umhüllte. Plötzlich blieb er stehen und runzelte die Stirn. Die Tür zu seinem Büro stand offen und mehrere Personen hatten sich um seinen Schreibtisch versammelt, den Blick auf seinen Computer gerichtet. Armstrong war dabei, aber Cass musste zwei Schritte nach rechts machen, bevor er die beiden anderen erkennen konnte: Ramsey und DCI Heddings. Scheiße. Keiner der drei Männer lächelte und keiner der drei, nicht mal Ramsey, erweckte den Anschein, mit den anderen beiden über Kreuz zu sein. Scheiße! Was konnten sie gegen ihn in der Hand haben? Hatte er in Powells Haus doch eine Spur hinterlassen? Und welche? Er ließ den Kaffee auf einem x-beliebigen Schreibtisch stehen und machte so unauffällig wie möglich kehrt. Wenn er es mit den dreien aufnehmen sollte, brauchte er erst mal eine Zigarette – am besten auf der Feuerleiter im darunterliegenden Stockwerk. Dort war es still und friedlich. Er musste nachdenken, was verdammt noch mal los war und was er sagen sollte. Oder umgekehrt. Scheiße.

    Abigail hatte Schmerzen. Dieser Gedanke traf es am besten. Jede Faser ihres Körpers tat weh und sie hatte das Gefühl, als wäre jede Zelle ein eigenes Universum. Sie sank in ihren Körper zurück und wurde wieder eins mit sich. Dann verebbte der scharfe Schmerz zu einem dumpfen Pochen. Das war falsch. Auch wenn sich die Veränderungen richtig anfühlten, war es doch falsch, was dieser goldene Mann ihnen antat. Sie hätte es wissen müssen, aber die Leere und deren Ende hatten sie so absorbiert, dass sie blind gewesen war. Die Schale war eine Ewigkeit um sie herum gewesen. Es hatte nichts anderes mehr gegeben. Andere Gedankenkämpften gegen jene an, Gedanken, die früher ihr Ich ausgemacht hatten. Das war falsch. Es musste wieder ins Lot gebracht werden.
    Hinter ihren Augen und auf dem Bildschirm war der Polizist zu sehen. Die anderen Leinwände knisterten einen Augenblick lang. Sie sah ihn dauernd, immer wieder, ständig. Er stand mit so vielem in Verbindung, dass er in jedem Zusammenhang vorkam. Er war golden wie der große Mann, aber er wusste es nicht. Er wollte es nicht. Der große Mann brachte
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