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Die Farbe der Liebe

Die Farbe der Liebe

Titel: Die Farbe der Liebe
Autoren: Vina Jackson
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anderer Männer und Frauen, Fremde und Freunde, verströmen, der ihr bis unter die Haut gedrungen war. Dann würde sie schließlich Frieden in seinen Armen finden. Sie hatten zusammen entschieden, mit vielen Traditionen des Balls zu brechen, aber nicht mit dieser.
    »So ist es …«
    Beim Anblick seines kummervollen Gesichts verstand Aurelia wieder einmal, warum ihre Eltern durchgebrannt waren. Sie hatten sich nicht damit abfinden wollen, einander mit anderen zu teilen.
    Aber sie wusste auch, dass Andrei sie nicht so lieben würde, wenn sie nicht die Maîtresse des Balls wäre. Das verband sie miteinander. Die Tradition, das Erbe der seit Jahrhunderten gefeierten Lust, hielt sie zusammen.
    Es war das, was ihr im Blut lag.
    »So ist es …«
    Ihr ganzes Leben war darauf ausgerichtet gewesen.
    Auf diese eine Nacht unübertrefflicher Lust.
    Die Feier des Lebens.
    Das Hochamt der Erotik.
    Das Lächeln kehrte auf Andreis Gesicht zurück.
    »Ich weiß. Und du wirst so wunderschön sein heute Abend … der Inbegriff des Balls, meine geliebte Maîtresse.«
    Da verflüchtigte sich der Schatten, der kurz Aurelias Stimmung getrübt hatte, und eine Welle der Zärtlichkeit für ihn, ihren Mann, ihren Gefährten, überflutete sie. In guten wie in schlechten Zeiten …
    Sämtliche Tattoos auf ihrem Körper begannen zu pulsieren und zeigten, wie bereit sie für ihren Auftritt war; doch außerdem wärmte sie ein kleines Feuer in ihrem Bauch. Sie sah Andrei in die Augen und sagte ihm etwas, das sie schon seit etlichen Tagen für sich behielt, weil sie auf den richtigen Augenblick gewartet hatte. Aber sie wusste, es musste vor der Ballnacht sein.
    »Ich bekomme ein Kind«, sagte sie. »Unser erstes.«
    Andreis Gesicht leuchtete auf.
    Sie sah, wie er dahinschmolz, eine Träne rollte ihm über die Wange.
    »Oh … Aurelia!«
    »Es wird ein Mädchen, das spüre ich. Alles in mir sagt mir das.«
    »Ich liebe dich, Aurelia.«
    »Sie soll Alice heißen«, sagte Aurelia, als Andrei sie in die Arme schloss.
    »Die nächste Ball-Maîtresse«, flüsterte er und drückte sie an sich. Am liebsten hätte er diesen Moment für immer festgehalten oder in Bernstein gegossen.
    »Vielleicht. Es wird ihre Entscheidung sein«, entgegnete Aurelia.
    Die ersten Strahlen der Morgensonne fielen durch die Fenster des Wohnwagens. Draußen leuchteten die Zelte im Wüstensand wie bunte Blumen.
    Aurelia – die Hauptattraktion, die Gestalt gewordene Lust, ihr flammender Körper mit den erglühenden magischen Bildern auf der Haut, ihr Leuchten, das dem bald beginnenden Treiben den Segen geben sollte –, sie würde heute Abend dastehen und die ersehnten Worte sprechen: »Der Ball ist eröffnet.«
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