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Die Farbe der Liebe

Die Farbe der Liebe

Titel: Die Farbe der Liebe
Autoren: Vina Jackson
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Übereinstimmung von Körper und Geist, dass sie nie nachdenken musste und ihre Bewegungen sich von ganz allein ergaben. Sobald sie mit ihrem Gefährten zusammen war und ohne Rücksicht auf Konventionen ganz sie selbst sein konnte, brach das Tier in ihr durch. Ebenso bei Andrei. Zusammen waren sie ein Orkan. Wenn ihre Körper sich vereinigten, blieb die übrige Welt außen vor. Dann hatte Aurelia das Gefühl, von den Schwingen der Lust fortgetragen zu werden und zugleich auf ihrer Heimatinsel, seinem Körper, angekommen zu sein. Andrei war ihr Anker und sie seiner. Beide waren einander die Achse, um die sich die Welt des anderen drehte.
    Als die schlummernde Aurelia in seinen Armen erbebte, hielt Andrei sie ganz fest, während auf ihrem Bauch, ihren Brüsten und ihren Schenkeln farbenfrohe Bilder erblühten. Als wäre sie eine Schatzkarte, las er ihr laut vor, was er sah, in der Hoffnung, dass es ihnen einen Hinweis auf das nächste Motto des Balls geben würde. Das Datum stand bereits fest, und jeder Tag, der verstrich, ohne dass die künftige Maîtresse diese Frage beantwortete, war für die Vorbereitungen ein verlorener Tag. Die Uhr tickte, wie Madame Denoux bei keiner Gelegenheit zu erwähnen versäumte.
    »Du hast wieder von Seilen geträumt«, sagte Andrei, als der Morgen anbrach und Aurelia endlich die Augen aufschlug. Einen Arm locker auf seine Brust gelegt und die Beine mit seinen verschlungen, schmiegte sie, in seine Armbeuge gekuschelt, den Kopf an seinen Hals. Oft wachten sie zusammen auf und stellten fest, dass sie einander mit Armen und Beinen umklammerten, als suchten ihre Körper die Nähe, die ihre Seelen bereits gefunden hatten. Da der formelle Teil ihrer Ausbildung nun beendet war, hatte man Aurelia angeboten, eine Luxus-suite in einem Hotel in der Innenstadt von Seattle zu beziehen, wo das Netzwerk seine exklusivere Kundschaft unterbrachte. Aber Aurelia hatte abgelehnt. Sie hatte sich an die kontemplative Umgebung des japanischen Gartens gewöhnt, an das viele Licht, das durch die großen Glasscheiben in die Pagode fiel, und an die beruhigende Gegenwart von P. J., der noch immer hin und wieder am Fußende ihres Futons schlief, wenn Andrei geschäftlich unterwegs war.
    Aurelia blinzelte und streckte sich, um den Schlaf aus den Gliedern zu vertreiben und wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Seit Kurzem waren ihre Träume so lebendig und intensiv, dass sie Mühe hatte, sie von der Wirklichkeit zu unterscheiden.
    »Ja«, bestätigte sie, drückte sich fester an ihn und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Andrei hatte sich schon seit Tagen nicht mehr rasiert, seine Stoppeln kitzelten ihre Lippen. »Es war aber kein böser Traum.« Sie wollte den nächtlichen Film noch einmal vor sich ablaufen lassen und sich die Bilder vor Augen rufen, aber der Versuch, die Traumgespinste einzufangen, war so vergeblich, wie Rauchwölkchen mit einem Schmetterlingsnetz zu jagen. Kaum glaubte sie, eines zu erhaschen, schon löste es sich auf. Doch obwohl die Einzelheiten verschwommen blieben, konnte sie sich immer an ihre Gefühle und Empfindungen erinnern.
    Andreis warme Hände streiften ihr Gesicht, als er ihre Locken um seine Finger wickelte, was er gern tat, um sich zu beruhigen, wenn er gestresst war oder sich Sorgen machte.
    »Es ist ein neues Tattoo aufgetaucht. Ein Baum. Da«, sagte er. Er zeichnete von ihrem Bauch bis zur Brust die Umrisse eines Baumstamms nach und geschwungene Äste, die sich über ihre Brüste zogen. Aurelia drückte seine Hand sanft an sich. Sie wusste, dass er sich jedes ihrer Zeichen eingeprägt hatte, sie waren genauso in sein Herz gebrannt wie in ihre Haut.
    In der nächsten Nacht träumte sie vom Wasser. Vom Ertrinken, und dennoch hatte sie dabei atmen können.
    »Ging es um deine Eltern?«, fragte Andrei.
    Aurelia schüttelte den Kopf. »Nein. Es war kein Albtraum. Ich bin geschwommen. Ich war ganz Mensch, und trotzdem konnte ich unter Wasser atmen. Wie eine Meerjungfrau.«
    In der folgenden Nacht erreichten sie Traumbilder, wie sie auf Engelsflügeln hoch in der Luft schwebte; und in der darauf folgenden Nacht wurde sie bei lebendigem Leib in Brand gesteckt, ohne zu verbrennen. Jeder dieser Träume hinterließ ein entsprechendes Zeichen auf ihrer Haut. In der fünften Nacht träumte sie gar nichts, sondern wurde von einem überwältigenden Verlangen nach Sex gepackt. Als sie aufwachte, saß sie rittlings auf Andreis Hüften; ihr drängendes Begehren hatte seinen Schwanz bereits steif
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