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Die Farbe der Ewigkeit

Die Farbe der Ewigkeit

Titel: Die Farbe der Ewigkeit
Autoren: Dana Kilborne
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verbracht, deren Gestank ihn jetzt noch verfolgte. Erst nach Sonnenuntergang hatte er es gewagt, seinen Unterschlupf zu verlassen, und selbst da war es noch gefährlich gewesen. Doch zu bleiben war mindestens ebenso riskant.
    Durch den Einsatz seiner Fähigkeit hatte er Ashael und seine Leute wieder auf seine Spur gebracht. Nick wusste nicht, wie sie es anstellten, vielleicht witterten sie die Energie, die bei dem Vorgang des Zeiteinfrierens freigesetzt wurde. Fest stand nur, dass sie jedes Mal auftauchten, kurz nachdem er seine Kräfte benutzt hatte. Und auch jetzt suchten sie sicher schon nach ihm.
    Genau wie die Polizei.
    Die nahm seine Flucht nämlich auch ganz sicher nicht auf die leichte Schulter. Er glaubte zwar nicht, dass Inspektor Shalhoub wirklich von seiner Schuld überzeugt war, aber letztendlich musste er, als ein kleines Licht in der Polizeihierarchie, tun, was ihm gesagt wurde. Außerdem konnte Nick kaum verlangen, dass der Inspektor ihm seine Theorie abkaufte, die besagte, dass der Assistent des Professors absichtlich den Verdacht auf ihn gelenkt hatte, um ihn loszuwerden.
    Er selbst war inzwischen absolut sicher, dass es sich genau so verhielt. Die Tatsache, dass Harun angeblich alles gesehen hatte, sprach für sich – und es gab dafür nur eine Erklärung: Offenbar war Harun die Person, die hinter dem Amulett des Lichts her war – und er, Nick, stand ihm dabei im Weg.
    Und genau deshalb musste er so schnell wie möglich zurück ins Camp.
    Zurück zu Hope.
    Er ahnte, dass Harun ihr etwas antun würde. Die Morde an den anderen beiden Mädchen und die Art und Weise, wie sie gestorben waren, ließen ihn das Schlimmste befürchten. Hoffentlich war es noch nicht zu spät.
    Während er sich seinen Weg durch das Labyrinth schmutziger kleiner Hinterhöfe und schmaler Gassen bahnte, stieß er auf ein altes, ziemlich klapprig aussehendes Motorrad, das jedoch noch in Gebrauch zu sein schien. Sein Leben im Untergrund, ständig auf der Flucht vor Ashael und den anderen Seraphim, hatte zur Folge gehabt, dass er mit ziemlich zwielichtigen Gestalten in Kontakt gekommen war. Von einem Straßenjungen in Sankt Petersburg hatte er gelernt, wie man Motorräder knackte und die Zündung kurzschloss. Eine Lektion, für die er bislang nie Verwendung gehabt hatte – bis heute Nacht.
    Die Maschine stieß ein heiseres Röcheln aus, als er versuchte, sie zu starten. Auch der zweite Versuch verlief nicht viel besser.
    „Komm schon!“, murmelte Nick beschwörend. „Lass mich nicht im Stich!“
    Beim dritten Anlauf sprang der Motor schließlich an. Nick schwang sich auf das Motorrad und gab Gas.
    Er brauchte knapp eine Stunde, um aus Tripoli hinauszukommen, da er sicherheitshalber nur wenig befahrene Straßen benutzte und ständig die Augen nach möglichen Polizeistreifen offen halten musste. Sobald er endlich die Stadtgrenze hinter sich gelassen hatte, gab er Gas und brauchte nur noch etwa eine Dreiviertelstunde bis hinaus zum Ausgrabungscamp.
    Da seine Rückkehr möglichst lange unbemerkt bleiben sollte, ließ er die Maschine etwa eine halbe Meile vor dem Lager im Schatten eines Felsbrockens stehen und ging zu Fuß weiter. Schon nach ein paar Metern spürte er, dass etwas nicht stimmte.
    Der Mond schien hell, doch abgesehen von seinem silbrigen Schein lag das Camp in vollkommener Dunkelheit.
    Nick runzelte die Stirn. Das war wirklich merkwürdig.
    Natürlich war es schon sehr spät – oder viel mehr sehr früh, wenn man bedachte, dass es ungefähr drei Uhr sein musste –, aber für gewöhnlich gab es immer irgendwo noch eine Lampe oder die glimmenden Reste eines Lagerfeuers.
    Nicht so heute Nacht. Zudem war es geradezu unheimlich still.
    Totenstill.
    Nick beschleunigte seine Schritte und erreichte schon bald die ersten Zelte. Vorsichtig dehnte er sein Bewusstsein aus und tastete nach fremden Gedanken – nichts.
    Nick begann zu laufen. „Hope!“, rief er, doch niemand antwortete ihm. Er riss die Abdeckplane vor dem Eingang des erstbesten Zeltes zur Seite, an dem er vorbeikam. Es war leer, und sein Bewohner schien in großer Eile aufgebrochen zu sein, denn es herrschte ein heilloses Chaos.
    In den anderen Zelten bot sich ihm ein ganz ähnliches Bild. Offenbar hatten die Hilfsarbeiter allesamt überstürzt die Flucht ergriffen. Aber warum? Was war passiert?
    „Hope!“, rief er erneut, doch er rechnete im Grunde nicht einmal mit einer Antwort. Alle Zeichen deuteten darauf hin, dass er zu spät gekommen war. Hope befand
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