Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Farbe der Ewigkeit

Die Farbe der Ewigkeit

Titel: Die Farbe der Ewigkeit
Autoren: Dana Kilborne
Vom Netzwerk:
führte. Zwei bullig aussehende Beamte eskortierten Nick zurück zu seiner Zelle, die im hinteren Bereich der Polizeiwache von Tripoli lag. Natürlich wäre es für ihn leicht möglich gewesen, die beiden Männer zu überwältigen. Er hätte nur seine Fähigkeit nutzen und die Zeit für einen kurzen Augenblick einfrieren müssen, aber was hätte es ihm gebracht?
    Er brauchte jeweils einen Schlüssel für mindestens zwei gut gesicherte Stahltüren, um aus dem Gebäude zu entkommen. Und jede Minute, die er den Zustand des Stillstands aufrechterhielt, kostete ihn fünf Lebensjahre. Er wäre ein alter Mann, noch ehe er das Polizeirevier verlassen hatte.
    Und selbst für den Fall, dass es ihm tatsächlich gelang – was sollte er als Nächstes tun? Er wäre auf der Flucht vor dem Gesetz und müsste sich in den Gassen von Tripoli verstecken. In der Nähe der Ausgrabungsstelle würden sie vermutlich als Erstes nach ihm suchen, was bedeutete, dass er sich dort auf keinen Fall blicken lassen durfte.
    Wie sollte er Hope unter diesen Umständen beschützen?
    Bevor er in die Zelle ging, drehte er sich noch einmal um und blickte Bashir Shalhoub, der ihm gefolgt war, beschwörend an. Doch der Inspektor erwiderte seinen Blick fest, und in diesem Moment wurde Nick klar, dass er keine andere Wahl hatte.
    Für dich, Hope …
    Er schloss die Augen und konzentrierte sich. Gerade in dem Moment, in dem der ältere seiner beiden Bewacher ihn in die Zelle drängen wollte, passierte es.
    Es fühlte sich an, als würde flüssiges Feuer durch Nicks Adern pulsieren.
    Immer langsamer wurden die Bewegungen der Menschen um ihn herum, bis sie schließlich ganz zum Stillstand kamen.
    Nick hörte seinen eigenen Herzschlag so laut, als würden Buschtrommeln direkt in seinen Ohren erklingen. Ansonsten war es absolut still.
    Die ganze Welt schien den Atem angehalten zu haben.
    Rasch schüttelte Nick die seltsame Erstarrung, die ihn jedes Mal überfiel, wenn er seine Kräfte benutzte, ab. Er musste sich beeilen, denn jede Sekunde war kostbar, und die Zeit zerrann ihm schon jetzt wie Sand zwischen den Fingern.
    Er hatte nie herausgefunden, wie seine Fähigkeit wirklich funktionierte – er wusste nur, dass sie es tat. Es war, als würde man mitten in einer Filmszene die Pausetaste betätigen. Die Menschen um ihn herum verharrten mitten in ihren Bewegungen, es sah aus, als wären sie zu Eis erstarrt. Doch während für alle anderen die Zeit angehalten worden war, lief sie für Nick weiter – und zwar um ein Vielfaches schneller.
    Zum Glück trug einer seiner Bewacher einen großen Schlüsselring an seinem Gürtel, sodass Nick nicht erst lange danach suchen musste. Als schwieriger und weitaus zeitraubender erwies sich hingegen die Aufgabe, den richtigen Schlüssel für die entsprechende Tür zu finden.
    Die Sekunden verstrichen rasend schnell. Schon war die erste Minute vorüber, als endlich die erste der beiden Stahltüren aufschwang, und für Nummer zwei benötigte er noch einmal fast ebenso lange.
    Nick glaubte förmlich zu spüren, wie die Lebensenergie aus ihm hinausströmte.
    Endlich stürmte er ins Freie und ließ im selben Moment die Zeit wieder anlaufen. Dabei vertraute er darauf, dass Shalhoub und seine Bewacher erst ein paar Sekunden brauchten, um zu realisieren, dass ihr Gefangener entkommen war. Fast wünschte Nick sich, das fassungslose Erstaunen auf ihren Gesichtern sehen zu können. Doch er durfte keine Zeit verschwenden. Schon hörte er ihre überraschten Schreie. In ein paar Minuten hätten sie den ersten Schock überwunden und würden die Verfolgung aufnehmen. Bis dahin war Nick längst über alle Berge.
    Und was dann? Irgendwie musste es ihm gelingen, zur Ausgrabungsstätte zu kommen, ohne vorher von der Polizei aufgegriffen zu werden. Er wusste zwar noch nicht, wie er das anstellen sollte, aber er zweifelte nicht daran, dass er es letztendlich schaffen würde.
    Ihm blieb schließlich keine andere Wahl.
    Etwa zur selben Zeit saß Hope draußen vor ihrem Zelt und wartete darauf, dass Harun zurück ins Camp kehrte. Rot glühend wie ein Feuerball versank die Sonne am Horizont und es schien, als ob sie die Gipfel der Berge in Flammen setzte, während der Rest des Tals bereits in düsteres Zwielicht getaucht war.
    Der Anblick ließ Hope schaudern. So ungefähr stellte sie sich nach Nicks Schilderungen das Ende der Welt vor – nur viel schrecklicher. Der Himmel würde brennen und die Erde sich auftun und … Sie schüttelte den Kopf, um die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher