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Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme

Titel: Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme
Autoren: Arthur Ténor
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Rückzug hinter die Mauer von Akré so gut wie abgeschlossen. Nur ein strategischer Punkt war ihm nicht wieder zu nehmen: der Turm des Großen Spähers und einige Dutzend Hektar rundherum. Sein Bewohner ließ in kürzester Zeit eine zinnenbewehrte Festungsmauer rings um diese scheinbar unbedeutende Eroberung bauen. Wir erfuhren außerdem, dass sich Akys III in Akhal umbenannt hatte, da dieser Name besser zu seinem Status als Schwarzer Herr passte. Er hatte in seinem Turm Quartier genommen und wollte dort bleiben wie ein Giftstachel im Rücken des Königreichs der sieben Türme. Dort bereitete er auch seinen nächsten Krieg vor, der aber nach
Einschätzung der Herrenbrüder erst in ein oder zwei Jahren beginnen würde.
    So entstand ein unsicherer Frieden, in dem die Bevölkerung des Fürstentums Isparin nach Hause zurückkehren konnte. Die Bündnisarmee löste sich auf, und die Elfen zogen sich wieder in ihre paradiesischen Gefilde zurück. Longtothe reiste in seine Heimat Osthonde. Da ich den Wunsch geäußert hatte, bei Ergonthe und Fregainthe zu bleiben, schlugen sie ein Lager in der Nähe des Smaragdwaldes auf. Sie versprachen mir, dort zu verweilen, bis ich so weit war, die Zügel meines Schicksals wieder selbst in die Hand zu nehmen. Lizlide kehrte dagegen zu ihrem Volk zurück. Anfangs wurde ich wohlwollend in ihrer Gemeinschaft aufgenommen. Bei jedem meiner Besuche merkte ich jedoch an der höflichen Zurückhaltung, mit der mich alle behandelten, dass sie immer ungeduldiger auf meine Abreise warteten. Natürlich hatten sie Schwierigkeiten, die sonderbare Beziehung zwischen mir und Lizlide zu verstehen. Wenn ich kam, fiel sie mir um den Hals. Wir verschwanden ganze Tage und ritten auf dem Hirsch durch den Wald oder die Felder. Wenn wir vom Regen überrascht wurden, kuschelten wir uns unter einer Tanne oder in einer Höhle aneinander. Wenn die Sonne wieder herauskam, schwammen wir nackt in einem Weiher oder stellten uns genüsslich in einen kristallklaren Wasserfall. Der Abschied zerriss uns jedes Mal das Herz und war für uns die Unterbrechung eines seltenen und vollkommenen Glücks.
    Ich muss zugeben, dass diese zauberhaften Auszeiten paradoxerweise immer schmerzhafter für mich wurden. Denn sie endeten unweigerlich mit Traurigkeit und der zunehmend unerträglicheren Erkenntnis, dass ich keine menschliche Liebe mit einem Wesen teilen durfte, das kein richtiger Mensch war.

    Schließlich kam der Tag, an dem der Imaginoport seinen Betrieb wiederaufnahm und die Ausländer nach Hause reisen konnten. Onorys VIII legte Wert darauf, es mir persönlich mitzuteilen. Dazu bestellte er mich in seinen Turm der Tapferen, eine atemberaubende barocke Festung, die aus Hunderten von Türmen und Türmchen aus grünem Stein bestand. Mir zu Ehren gab es bei dieser Zusammenkunft sogar ein Festessen - zum Dank und auch zum Abschied, obwohl ich nie den Wunsch geäußert hatte, abreisen zu wollen. Ich hatte schon Angst, dass mir meine neuen Freunde auf diese Weise zu verstehen geben wollten, ich solle mich nicht bei ihnen einnisten. In Wahrheit konnte sich aber keiner von ihnen vorstellen, dass ich mich dafür entscheiden könnte, im Königreich zu leben. Meine »echte« Welt war für sie eine Art Paradies mit einer höheren Wirklichkeit, von der sie umso mehr träumten, als ihnen der Zugang dazu verwehrt blieb. Dass ich freiwillig darauf verzichten könnte, war für sie ebenso unvorstellbar wie ein Equined, das sich vegan ernährte. Trotzdem war mir die Aussicht, ins übervölkerte Paris, zu meinem Jurastudium und zu meinen nächsten Prüfungen zurückkehren zu müssen, absolut zuwider.
    Aber mir blieb wohl nichts anderes übrig.

    Zwei Tage vergingen. Trotz der aufregenden Reitausflüge, auf die mich Ergonthe und Fregainthe mitnahmen, waren diese Tage trostlos, beklemmend und quälend lang. Ich muss dazu sagen, dass Lizlide verschwunden war und es einem ihrer Artgenossen überließ, mir zu erklären, warum: Eine Elfe, die großen Kummer hatte, zog sich zurück, bis der Schmerz nachließ - oder bis sie vor Gram starb. Ich war darauf gefasst, dass die letzten Stunden meines Aufenthalts schwer sein würden, doch sie entpuppten sich als so grauenvoll, dass ich meinen Transfer fast storniert hätte. Ergonthe
fand jedoch die richtigen Worte, um mir begreiflich zu machen, dass eine solche Entscheidung Lizlides Qualen nur verstärken würde.
    »Sie kann eure Trennung immer noch überleben«, argumentierte er, als wir in der Halle des
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