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Die Familie ohne Namen

Die Familie ohne Namen

Titel: Die Familie ohne Namen
Autoren: Jules Verne
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und um ihm diese Unabhängigkeit zu erwerben, setzten jene Patrioten ihren Kopf auf’s Spiel.
    Unter ihnen befand sich Herr de Vaudreuil, ein Nachkomme des früheren Gouverneurs von Canada unter Ludwig XIV. – aus einer jener Familien, deren französische Namen zum großen Theil zu geographischen Namen in der canadischen Karthographie geworden sind.
    Jener Zeit zählte Vaudreuil fünfunddreißig Jahre, denn er erblickte das Licht der Welt 1790 in der Grafschaft Vaudreuil, zwischen dem St. Lorenzo im Süden und dem Ottawa im Norden, an der Grenze der Provinz Ontario.
    Die Freunde des Herrn Vaudreuil waren gleich ihm französischer Abstammung, obwohl vielfache Verbindungen mit anglo-amerikanischen Familien die allmähliche Veränderung ihrer ursprünglichen Namen herbeigeführt hatten. Hierzu gehörten der Professor Robert Farran in Montreal, François Clerc, ein reicher Grundbesitzer von Châteaugay, und einige andere, denen Geburt und Reichthum einen fühlbaren Einfluß auf die Bewohnerschaft der Flecken und Dörfer verlieh.
    Der eigentliche Anführer der Verschwörung war Walter Hodge, von amerikanischer Herkunft. Obwohl er schon sechzig Jahre zählte, hatte das Alter die Wärme seines Blutes doch noch nicht zu vermindern vermocht. Während des Unabhängigkeitskrieges gehörte er zu jenen kühnen Freiwilligen, jenen »Skinners« deren etwas zu wilde Gewaltthaten Washington wohl oder übel tadeln mußte, denn ihre Compagnien waren sonst stets bei der Hand, die königliche Armee zu beunruhigen. Bekanntlich haben seit Ende des 18. Jahrhunderts die Vereinigten Staaten Canada mehrfach aufgefordert, sich der amerikanischen Föderation anzuschließen. Damit erklärt es sich, daß ein Amerikaner, wie Walter Hodge, sich an dieser Verschwörung betheiligt hatte und sogar deren Leiter geworden war. Er gehörte zu jenen Männern, welche als Wahlspruch die drei Worte angenommen hatten, welche die ganze Monroe-Doctrin enthalten: »Amerika den Amerikanern!«
    Walter Hodge und seine Genossen hatten niemals aufgehört, gegen die Bedrückungen der englischen Verwaltung, welche allmählich unerträglich wurden, Einspruch zu erheben. Im Jahre 1822 fanden sich ihre Namen in dem Proteste gegen die Vereinigung von Ober-und Unter-Canada mit dem der beiden Brüder Sanguinet, welche achtzehn Jahre später neben so vielen anderen Opfern ihren Anschluß an die nationale Partei mit dem Leben büßen sollten. Sie führten den Kampf schriftlich und mündlich, als es sich darum handelte, gegen die ungerechte Vertheilung von Ländereien aufzutreten, welche ausschließlich Bureaukraten zugesprochen worden, um das englische Element zu verstärken. Persönlich kämpften sie ferner gegen die Gouverneure Sherbrooke, Richmond, Monk und Maitland, betheiligten sich an der Verwaltung der Colonie und schlossen sich allen Handlungen der oppositionellen Abgeordneten an.
    Uebrigens war die Verschwörung von 1825, welche ganz bestimmte Ziele im Auge hatte, ohne Mitwirkung der Liberalen der canadischen Kammer organisirt worden. Wenn Papineau und seine Collegen Cuvillier, Bédard, Viger, Quesnel und andere auch nichts davon wußten, so konnte Walter Hodge doch auf Jene zählen, um die Erfolge derselben, wenn solche errungen wurden, zu sichern. Vor Allem handelte es sich nämlich darum, sich der Person des Lord Dalhousie zu versichern, der 1820 für das Amt des General-Gouverneurs der canadischen Colonien Amerikas berufen worden war.
    Bei seinem Antritt schien Lord Dalhousie eine nachgiebige Politik einhalten zu wollen. Ohne Zweifel verdankte man nur ihm die officielle Anerkennung des römischen Bischofs von Quebec, und Montreal, Rose, Regiopolis wurden bald darauf die Sitze der Bischöfe. Das britische Cabinet verweigerte aber Canada hartnäckig, sich selbst zu regieren. Die von der Krone auf Lebenszeit ernannten Mitglieder des gesetzgebenden Körpers waren alle Engländer von Geburt und legten die vom Volk erwählte Vertretung desselben vollständig lahm. In einer Bevölkerung von sechshunderttausend Seelen, welche damals fünfhundertfünfundzwanzigtausend französische Canadier zählte, wurden Dreiviertel aller Aemter allein von Leuten angelsächsischer Herkunft verwaltet. Endlich war auch von Neuem davon die Rede, den gesetzlichen Gebrauch der französischen Sprache in der ganzen Colonie ein-für allemal zu verbieten.
    Um diese Anordnungen zu hintertreiben, bedurfte es nichts geringeren als eines Gewaltactes, und der Plan Walter Hodge’s, Robert Farran’s,
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