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Die Familie ohne Namen

Die Familie ohne Namen

Titel: Die Familie ohne Namen
Autoren: Jules Verne
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verzeichnen hatte.
    In Napierville loderte eine zweite Emeute auf, in welcher zweitausend Patrioten im Kampfe gegen nur sechshundert Mann reguläre Truppen Sir John Colborne’s – ohne fünfhundert Indianer und vierhundert Freiwillige mitzuzählen – im Gefecht von Odelltown in die Flucht geschlagen wurden.
    Im Monat November ereignete sich der dritte Fall von Insurrection. Die Reformisten aus den Grafschaften Chambly, Verchères, Laprairie, Acadien, Terrebonne und Deux-Montagnes, unter Anführung Brière’s, der Lorimier, der Rochon u.a., theilten sich in zwei Haufen von je hundert Mann. Der eine derselben stürmte einen Edelsitz, der von Freiwilligen vergeblich vertheidigt wurde; der andere bemächtigte sich eines Dampfbootes am Quai des Fleckens Beauharnais. Ferner unternahmen in Châteauquai Cardinal, Duquet, Lepailleur und Ducharme, welche die Wilden von Caughnawaga zur Ablieferung ihrer Waffen zwingen wollten, eine Art Streifzug, welcher gänzlich scheiterte. Endlich organisirten Robert in Terrebonne, die beiden Sanguinet in Sainte-Anne, ferner Bouc, Gravelles, Roussin, Marie, Granger, Latour und Guillaume Prévost nebst seinen Söhnen die letzten Aufstandsversuche, welche das Ende der insurrectionellen Periode der Jahre 1837 und 1838 bezeichneten.
    Jetzt schlug die Stunde der Wiedervergeltung. Die hauptstädtische Regierung ging dabei mit einer so unerbittlichen Rücksichtslosigkeit vor, daß diese schon mehr an Grausamkeit grenzte.
    Am 4. November hatte Sir John Colborne unter Vollmacht der obersten Regierungsbehörden das Standrecht verkündigt und die
Habeas corpus
-Acte vorläufig aufgehoben. Nach Errichtung eines Kriegsgerichtes fällte dieses seine Urtheile mit einer wahrhaft empörenden Parteilichkeit und Leichtfertigkeit. Auf das Schaffot schickte dasselbe unter Andern Cardinal, Duquet, Robert, Hamelin, die beiden Sanguinet, Descogne, Narbonne, Nicolas, Lorimier, Hindelang und Daunais, deren Namen in der Martyreologie der franco-canadischen Geschichte niemals erlöschen werden.
    Diesen Namen haben wir noch die einiger Personen hinzuzufügen, welche in dieser unserer Erzählung hervortraten, wie der Advocat Sebastian Gramont, Vincent Hodge, der ebenso starb wie sein Vater, mit demselben Muthe und für dieselbe Sache.
    Da William Clerc auf amerikanischem Boden seinen Wunden erlegen war, überlebte André Farran, der sich nach den Vereinigten Staaten geflüchtet hatte, seine Kampfgenossen ganz allein.
    Hierzu kommt nun die Liste der Verbannten. Sie umfaßte etwa fünfzig der hervorragendsten Patrioten, und es sollten gar viele Jahre vergehen, ehe diese in ihr Vaterland zurückkehren konnten.
    Was den Abgeordneten Papineau angeht, den Politiker, dessen Persönlichkeit diesen ganzen Zeitraum der Erhebung nationaler Ansprüche beherrschte, so gelang es ihm zu entkommen. Ein langes Leben gestattete ihm, Canada noch im Besitz seiner Selbstregierung, wenn auch nicht seiner völligen Selbständigkeit zu sehen.
    Papineau starb erst unlängst an der äußersten Grenze eines mit Recht geehrten Alters.
    Wir haben nun noch nachzutragen, was aus Catherine Harcher geworden war. Von ihren fünf Söhnen, welche ihren Vater nach St. Charles und nach der Insel Navy begleitet hatten, waren nur zwei nach mehrjähriger Verbannung nach der Farm von Chipogan heimgekehrt, und haben diese seitdem nicht wieder verlassen.
    Was die Mahogannis angeht, welche an der Entwickelung des Aufstandes theilgenommen hatten, so wollte die Regierung sich ihrer nicht erinnern, so wenig wie des vortrefflichen Mannes, der wider Willen in Sachen verwickelt worden war, die »ihn ja gar nichts angingen«.
    Meister Nick kehrte denn – übrigens recht überdrüssig einer hohen Stellung, die er nicht erstrebt – nach Montreal zurück, wo er das frühere Leben wieder anfing. Und wenn Lionel wieder als zweiter Schreiber an seinem Pulte in der Expedition am Markte Bon-Secours unter der Fuchtel eines Sagamore Platz nahm, so geschah das doch mit einem Herzen voll der Erinnerung an das, wofür er wirklich gern sein Leben geopfert hätte.
    Beide bewahrten für immer das Andenken an die Familie Vaudreuil, ebenso wie an den durch seinen Tod wieder zu Ehren gekommenen Johann ohne Namen, den sagenhaften Helden Canadas.
    Wenn diese Aufstände aber auch gescheitert waren, so hatten sie doch keimfähigen Samen in die Erde gesenkt. Mit dem Fortschritte, den die Zeit gebiert, mußte dieser Same aufgehen. Nicht umsonst vergießen Vaterlandsfreunde ihr Herzblut, um
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