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Die falsche Tochter - Roman

Die falsche Tochter - Roman

Titel: Die falsche Tochter - Roman
Autoren: Nora Roberts
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dann richtete sie die Pistole auf Callie. »Und du kannst ihnen dabei zusehen.«
    Callie machte einen Satz nach vorn in den Teich. Noch im Sprung nahm sie im Hintergrund eine Bewegung wahr, sah jedoch schon nicht mehr, dass es Jake war, der aus dem Wald gerannt kam und auf Dory zustürzte, weil in diesem Moment bereits das Wasser über ihr zusammenschlug. Ein stechender Schmerz durchfuhr ihre Schulter, aber sie achtete nicht darauf, sondern schwamm auf die Stelle zu, an der eine der beiden Frauen im Wasser versunken war. Welche es war, wusste sie nicht. Aber sie wusste, dass sie nicht beide würde retten können. Callie holte tief Luft und tauchte. Schwarzes Wasser umschloss sie, sodass sie nichts mehr sehen konnte. Sie hoffte inständig, dass sie an der richtigen Stelle getaucht war. Ihre Lungen brannten, und ihre Gliedmaßen fühlten sich im kalten Wasser schwer an, aber sie arbeitete sich mit zügigen Bewegungen tiefer vor. Und als sie den Umriss einer menschlichen Gestalt erblickte, biss sie die Zähne zusammen und schwamm darauf zu.
    Sie packte die Seile, mit der die Frau gefesselt war und zog sie daran mit an die Oberfläche. Callies Lungen schrien nach Luft, und ihre Muskeln brannten wie Feuer, während sie die leblose Last nach oben zerrte. Weiße Lichtpunkte tanzten vor ihren Augen, und sie spürte, wie Panik in ihr aufstieg. Callies
Stiefel waren schwer wie Blei, sodass sie das Gefühl hatte, wieder nach unten gezogen zu werden. Doch dann gelangte sie endlich keuchend und spuckend an die Wasseroberfläche. Nach Luft ringend, ließ sie sich von Jake ans Ufer ziehen.
    »Die andere ist noch drin. Sie muss weiter da vorn liegen. Bitte!«
    »Doug taucht schon nach ihr. Es ist alles in Ordnung. Komm, ich hole euch raus.«
    Callie glaubte zu hören, wie Jake jemandem am Ufer etwas zurief, aber sie konnte nichts sehen. Vor ihren Augen waberte ein roter Schleier, und in ihren Ohren rauschte es. Weitere Hände griffen nach ihr und halfen ihr aus dem Wasser. Sie drehte sich zu der leblosen Gestalt um, die sie gerettet hatte, und sah, dass es Suzanne war.
    »Oh Gott!«, stöhnte sie und blickte verzweifelt auf den Teich. »Jake, bitte, tu was!«
    »Warte.« Er sprang ins Wasser.
    »Atmet Sie noch?« Mit zitternden Fingern schob Callie Suzanne die nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht. »Ich glaube, sie atmet nicht mehr.«
    »Lass mich mal.« Lana drängte sie beiseite. »Ich habe drei Sommer lang als Rettungsschwimmerin gejobbt.« Sie bog Suzannes Kopf zurück und begann mit der Mund-zu-Mund-Beatmung.
    Callie richtete sich mühsam auf und taumelte zum Wasser.
    »Bleib hier, Callie«, hörte sie Matt rufen. Er stand am Ufer und hatte die Pistole auf Dory gerichtet, die mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden lag. Neben ihr saß Richard, den Kopf in den Händen vergraben. »Das schaffst du nicht mehr, Cal, und dann muss dich auch noch jemand retten. Da kommt schon die Polizei«, fügte er hinzu, als in der Ferne Sirenen ertönten. »Und auch der Notarzt. Wir haben sie informiert, als wir die ersten Schüsse hörten.«
    »Meine Mutter!« Callie blickte zum Teich, und dann wieder auf Suzanne. Plötzlich tauchten drei Köpfe an der Wasseroberfläche
auf, und Callie sank erleichtert in die Knie. In diesem Moment ertönte hinter ihr ein keuchendes Husten.
    »Sie atmet wieder!«, rief Lana.
    »Jemand soll ihr die Fesseln abschneiden.« Mühsam die Tränen unterdrückend, kroch Callie ans Ufer und half den beiden Männern, Vivian an Land zu ziehen. »Schneidet ihr die verdammten Fesseln ab!«
    Doug streckte die Hand aus dem Wasser und ergriff Callies Handgelenk. »Wir haben deine Mutter!«, stieß er hervor.
    Callie umklammerte seine Hand. »Und wir deine.«

Epilog
    Kurz nach Tagesanbruch betrat Callie das Wartezimmer der Ambulanz. Die Szene, die sie dort sah, wärmte ihr das Herz. Die Mitglieder des Teams hatten sich auf sämtliche verfügbaren Sitzgelegenheiten verteilt und schliefen. Callie traten die Tränen in die Augen, und sie war froh, dass keiner es sehen konnte. Diese Menschen waren ihr zu Hilfe gekommen, hatten ihr im schlimmsten Moment ihres Lebens zur Seite gestanden.
    Leise trat sie zu Lana und rüttelte sie sanft an der Schulter.
    »Was? Oh Gott!« Lana fuhr sich durch die Haare. »Ich muss eingedöst sein. Wie geht es ihnen?«
    »Es geht allen gut. Mein Vater und Jay können nach Hause gehen, meine Mutter und Suzanne wollen sie noch ein paar Stunden zur Beobachtung hier behalten. Doug und Roger sind noch bei
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