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Die Fallen von Ibex

Die Fallen von Ibex

Titel: Die Fallen von Ibex
Autoren: Jo Clayton
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durchaus im Bereich des Möglichen lag. „Ich nehme an, Ihr Vater wird sich nicht entmutigen lassen und von selbst zurückkehren?”
    „Nein.”
    Aleytys zerriß das dünne, feste Papier in kleine Stücke.
    „Meine Mutter - ich kann mich überhaupt nicht an sie erinnern, nicht einmal in Träumen.” Sie barg die Fetzen in ihrer Hand, hielt sie in Augenhöhe und ließ sie herunterrieseln. „Sie ist abgestürzt, hat ihr Schiff verloren, aber dann ist es ihr trotzdem irgendwie gelungen, von Jaydugar wegzukommen. Es ist eine lange Geschichte … Jedenfalls, sie hat es geschafft und ist nach Vrithian zurückgekehrt. Zumindest glaube ich das.” Sie schloß die Augen und versuchte, sich an ihre Unterhaltung mit Kell zu erinnern, damals, auf Sunguralingu, als sie seine Gefangene war.
    Sie schüttelte den Kopf. „Ich weiß es.” Sie befeuchtete einen Finger, preßte ihn dann auf eins der Papierstücke, drehte es um und betrachtete die Schlinge aus schwarzer Tinte, die sich über das Weiß zog. „Shareem Atennanthan von Vrithian, Tennanth-Sip-pe.” Sie kratzte mit einem Daumennagel über die Fingerspitze und zog den Papierfetzen als durchnäßte zweite Haut ab. „Das ist alles.”
    „Dreißig Standardjahre. Eine lange Zeit.”
    „Es war nicht leicht, hierherzukommen.”
    „Allerdings ziemlich interessant, dem Wenigen nach zu urteilen, das ich gehört habe.”
    Aleytys zuckte mit den Schultern.
    Hana streckte den Zeigefinger aus und schob die Papierstückchen ziellos herum. „Und wenn Sie alles, woran Sie sich erinnern können, niederschreiben würden?” Wieder wurde einer dieser nervösen Blicke auf Aleytys abgefeuert. „Ich werde die Information durchgehen und zusehen, was ich damit anfangen kann.” Aleytys gab sich Mühe, die leise Stimme durch das Wispern von Wind und Wasser zu verstehen. Hana richtete sich in ihrem Sessel auf und beugte sich dann vor; sie wirkte angespannt. „Jägerin.” Ihre Stimme war lauter, fast rauh. „Ich kann mir Ihr Honorar nicht leisten. Nicht annähernd. Aber ich möchte, daß Sie ihn finden. Ich möchte Zugang finden zu den Daten, die er vor mir verschlossen hat. Allein schaffe ich es nicht, daran heranzukommen. Ich habe es versucht, oh Gott, und wie ich es versucht habe. Ich werde es wieder versuchen, aber ich habe nicht viel Hoffnung. Er ist ein gerissener alter… Also ist es besser, Sie finden ihn.”
    Aleytys hob eine Hand und ließ sie wieder sinken. „Verdammt!”
    sagte sie mit Inbrunst.
    „Huh?”
    „Vor weniger als einem Jahr bin ich genau gegen diese Art von Nötigung ziemlich rabiat vorgegangen.”
    „Ich versuche nicht, Sie zu etwas zu zwingen… Sie sind diejenige, die zu mir gekommen ist… Wollen Sie nicht wenigstens einen Blick auf Esgards Notizen werfen?”
    Aleytys seufzte. „Schätze, ich muß.” Sie wandte sich in ihrem Sessel um und starrte in das Wasser, das im Springbrunnen spielte, zu gereizt, Hana noch länger ansehen zu können. So viele Schwierigkeiten. Es war immer dasselbe. Jedesmal, wenn es so aussah, als würden sich die Dinge vor ihr glätten, tauchten neue Hindernisse auf. Sie überlegte, ob es nicht das beste war, die Sache fallenzulassen und es später noch einmal zu versuchen. Es war so leicht, nach Wolff zurückzukehren und sich dort wieder einzuleben. Es war so leicht, zu sagen, zum Teufel damit, ich muß das nicht unbedingt wissen. Aber sie mußte es doch wissen, dieses Bedürfnis hatte so lange an ihr gefressen… jetzt gab es keine Möglichkeit mehr, ihm zu entgehen. Und wenn sie jetzt einen Rückzieher machte, dann würde es in Zukunft so viele Ausreden geben. Keine Zeit, ungünstige Umstände. Sie wischte sich übers Gesicht, straffte die Schultern und blickte Hana wieder an. „Wann werden Sie mit dem Durchgang soweit sein?”
    „Kann ich erst sagen, wenn ich ein paar einleitende Checks gemacht habe.” Hanas angespannte Körperhaltung wurde langsam weich. „Nachdem Sie mir Ihre Daten gegeben haben. Wenn Sie wollen …” Sie erhob sich, stand da, eine Hand leicht auf die Sessellehne gelegt. „Wenn Sie wollen, können Sie in einem Gästezimmer dieses Hauses wohnen. Es wird bereits Gerüchte geben, das müssen Sie wissen. Sie fallen auf… Sie gleichen zu sehr den Vrya, die vor nicht allzu langer Zeit in Esgards Haus zu kommen pflegten. Auch wenn man Sie nicht erkannt hat, Jägerin, werden gewisse Nasen hinter Ihnen herschnüffeln. Gerüchte… Sie verstehen?”
    „Ich verstehe.” Aleytys schob ihren Sessel zurück und
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