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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Karolina Halbach
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würde ihnen die Flausen schon austreiben. Sie gab den beiden Kindermädchen ein Zeichen, woraufhin diese ihre Zöglinge zum Spielen aufforderten. Auf den Gesichtern der Kleinen zeichnete sich rasch neue Begeisterung ab. Die Gefahr war vergessen. Margarethe lächelte. Kinder waren etwas Wunderbares. Ihr Lachen glich dem Sternenglanz des Nachthimmels, den selbst dunkle Wolken nur für eine gewisse Zeit verdecken konnten. Wie schade, dass sie nicht immer diese unschuldigen Wesen bleiben würden.
    Doch nun wurde es Zeit, sich den beiden kleinen Teufeln zuzuwenden, die hinter der Sache steckten. Margarethe zog die Augenbrauen zusammen, stemmte die Hände in die Hüften und rief mit kräftiger Stimme: »Mihai von Wettin!«
    Sepi, Mihais etwas älterer Freund, versuchte, sich heimlich aus dem Staub zu machen, doch Margarethe hatte ihn längst ins Visier genommen: »Und du, Bürschlein, kommst auch her.«
    Die beiden Knaben schlenderten zu Margarethe, wobei sie lässig ein paar Kiesel vor sich herkickten. Jedwede Milde war aus dem Blick der jungen Frau gewichen. Von Kopf bis Fuß mit Ruß und Asche bedeckt sah sie aus, als wäre sie geradewegs dem Schlund der Hölle entstiegen. Allerdings zeigten sich die beiden Knaben davon wenig beeindruckt und stellten ihre schönsten Unschuldsmienen zur Schau. Margarethe funkelte die Kinder nacheinander an. Dann faltete sie das Wolltuch auseinander.
    »Kommt euch das vielleicht bekannt vor?«, knurrte sie. Selina, Mihais jüngere Schwester, die in der Nähe geblieben war, bekam große Augen und stürmte herbei.
    »Mein Lieblingsschal!«, jammerte die Fünfjährige erschrocken, pflückte das Tuch aus Margarethes Händen und drückte es an sich. »Er ist ganz kaputt!« Dann drehte sie sich zu ihrem Bruder herum. Ohne darauf zu achten, dass der einen Kopf größer und viel stärker war, ging sie mit geballten Fäusten auf ihn los. »Das warst du, du gemeiner, hinterhältiger Mistkerl!«, schimpfte sie lautstark. »Das sag ich Katerina! Die macht dir Ärger. Du wirst schon sehen!«
    Mihai hielt sich seine tobende Schwester mit ausgestreckten Armen vom Leib, wobei er noch breiter grinste. Damit hatte er bei Margarethe jedwedes Verständnis für seinen Bubenstreich verspielt. Wut kochte in ihr hoch. Der kleine Wettiner, zukünftiger Herr einer großen Burg und eines noch größeren Lehens, hatte offensichtlich Spaß daran, seine kleine Schwester bis aufs Blut zu ärgern, und genoss ihre Empörung in vollen Zügen. Margarethe beschloss, dem Rabauken einen Denkzettel zu verpassen.
    »Beruhige dich, Selina!«, sagte sie mit fester Stimme. »Dein Bruder wird seine gerechte Strafe erhalten. Und du gehst jetzt zurück zu den anderen.«
    Das Mädchen blinzelte erbost und konnte sich nicht zurückhalten, ihrem Bruder noch einen letzten Tritt zu versetzen. Statt seiner traf sie jedoch Sepi, der erschrocken aufjaulte. Margarethe winkte nach einem Kindermädchen. Diese Wettiner Sippe war allein nicht zu bändigen.
    »Bring Selina zu den anderen, und sorg dafür, dass dieser Schal den Wäscherinnen übergeben wird«, ordnete sie an.
    »Das wirst du mir büßen!«, zischte das Mädchen ihrem Bruder zu, während das Kindermädchen es hinter sich herzog. Der Junge kommentierte die Drohung mit einer eindeutigen Handbewegung. Das ging nun wirklich zu weit.
    Margarethe hatte endgültig die Nase voll und baute sich vor den beiden Übeltätern auf. Sie wusste, dass Sepi nur ein Mitläufer war, deshalb richtete sie ihre Aufmerksamkeit in erster Linie auf Mihai. Sollte der Bursche ruhig ein wenig von seiner Selbstsicherheit verlieren. »Stimmt das?«, fragte sie mit grollender Stimme.
    Mihai spielte weiter das Unschuldslamm und zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung, was sie meint«, behauptete er dreist, wobei er zu Sepi schielte.
    »Hast du deiner Schwester den Schal stibitzt und damit den Kamin verstopft?«, insistierte Margarethe.
    »Ich? Niemals!« Das Bürschlein deutete zu seinem Freund und meinte triumphierend: »Er kann’s bezeugen. Wir waren die ganze Zeit zusammen!«
    »Stimmt das?«, fragte Margarethe und musterte nun Sepi eindringlich. Der senkte den Blick und trat unsicher von einem Fuß auf den anderen, dann murmelte er aber pflichtschuldig: »Genau wie Mihai sagt …«
    Margarethe zog den Wettiner Sprössling und seinen Freund ungerührt an den Ohren und fauchte: »Es ist unehrenhaft zu lügen und verwerflich, einen anderen zum Lügen anzustiften. Dafür brät man hundert Jahre in der Hölle, wo
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