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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Karolina Halbach
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einem kleine Teufel mit feurigen Spießen den Leib durchbohren.«
    »Au! Lass mich sofort los. Du darfst mir gar nichts tun, sagt Katerina.«
    Doch Margarethe dachte gar nicht daran, klein beizugeben. Vielmehr rief sie nun so laut, dass alle anderen es hören konnten: »Ei, da schaut her, wenn’s brenzlig wird, sucht der zukünftige Herr von Wettin Zuflucht unter dem Rock seiner großen Schwester.«
    Schallendes Gelächter war die Folge. Mihai wurde purpurrot, sodass er Margarethe fast schon wieder leidtat. Der Spott seiner Spielkameraden würde den Übeltäter vermutlich die nächsten Tage über verfolgen. Das allein war eigentlich schon Strafe genug, schließlich war dem kleinen Burschen der Respekt seiner Kameraden ungemein wichtig.
    »Du bleibst für den Rest des Tages in deiner Kammer, Mihai von Wettin. Und den morgigen werdet ihr beide dazu nutzen, in der Obhut unseres guten Pater Pius um Vergebung für eure Sünden zu bitten.«
    Ohne ein weiteres Wort ließ sie den Bengel los, der sich kochend vor Scham und Wut trollte. Sein Freund Sepi schlich ebenfalls davon. Wenigstens er schien ein schlechtes Gewissen zu haben. Bei Mihai dagegen musste man davon ausgehen, dass er auf Rache sinnen würde. In den nächsten Tagen sollte sie die beiden besser im Auge behalten. Margarethe ging mit einem Kopfschütteln davon. Jetzt musste sie sich wirklich sputen. Bestimmt warteten Albrecht und Jan bereits. Bei dem Gedanken an den Herzogssohn beschleunigten sich ihre Schritte wie von selbst.
    In ihrer Kammer angekommen, streifte sie behände das Kleid ab. Es war mit Rußflecken übersät, und die junge Frau seufzte. Hoffentlich ließen die sich wieder entfernen. Sie schnupperte an ihrem Hemd. Es stank kaum weniger als das Kleid und musste ebenfalls in die Wäsche. Margarethe griff nach dem halb erblindeten Handspiegel, einem Erbstück ihrer Mutter. Er enthüllte eine Katastrophe: Haaransatz und Gesicht waren rabenschwarz, sie sah aus wie die Fürstin der Hölle. Margarethe stieß einen Verzweiflungsruf aus.
    Hastig griff sie nach der Seife und schrubbte sich, bis die Haut brannte. Binnen Sekunden verwandelte sich das klare Wasser in ihrer Waschschüssel in eine schmutzige Brühe. Wieder blickte sie in den Spiegel und in ein viel zu blasses Gesicht, das von strähnig-nassem Haar umgeben war. Es war ein Graus, und sie hatte keine Zeit mehr, irgendetwas daran zu ändern. Verzweiflung stieg in ihr auf. So sehr hatte sie sich auf den Ausflug mit den beiden Jungen gefreut. Hübsch wollte sie sein, damit Albrecht ihr dieses Lächeln schenkte, das ihr die Wangen auch ohne Schminke rötete und ein so angenehmes Kribbeln im Bauch verursachte. Und jetzt das!
    Ungeduldig riss sie an ihrem dichten roten Haar und begann, einen Zopf zu flechten. Was sonst ließ sich in diesem Zustand schon daraus machen? Gleichzeitig wünschte sie Mihai die Krätze an den Hals. Diesem kleinen Tunichtgut war es gelungen, ihr den Tag restlos zu verderben. Missmutig steckte Margarethe den Zopf hoch und warf einen weiteren Blick in den Spiegel: Ihre Haut war rot vom Reiben, ihre Wangen blass vom Winter. Sie fühlte sich so hässlich! Unsicher ging ihr Blick zu dem Kleid, in dem sie das Döschen mit dem Rotholzpuder wusste. Ob sie vielleicht doch …? Nur ein ganz klein wenig?
    Hastig zog sie das kleine Gefäß hervor, öffnete es und tupfte sich etwas Farbe auf die Wangen. Dann zog sie ihre Augenbrauen mit Holzkohle nach. Erneut blickte sie in den Spiegel. Das war schon besser. Rasch warf sie sich ihren Mantel über. Dann lief sie hinüber zu den Ställen. Sie bremste ihre Schritte erst kurz bevor sie in Sichtweite der Jünglinge kam. Ihre Hand fuhr unwillkürlich hoch zu ihrem Haar. Es war noch feucht, zumindest aber hielt der Zopf. Sie atmete tief durch und trat auf den Hof.
    Albrecht und Jan standen neben den gesattelten Pferden und hielten nach ihr Ausschau. Der Herzogssohn hatte über den Winter einiges an Muskeln zugelegt, sodass sein Hemd an den Oberarmen spannte. Seine Gesichtszüge waren zwar noch weich und sinnlich, aber nicht mehr die eines Buben. Ein Jünglingsflaum zierte seine Oberlippe und sein Kinn. Als er Margarethe erblickte, hob er die Hand zum Gruß. Strahlend erwiderte die junge Frau die freundliche Geste und ging hinüber zu ihren Gefährten. Jan Sedlic trat an Albrechts Seite.
    »Hallo ihr beiden!«, rief Margarethe fröhlich und neckte Albrechts Freund im gleichen Atemzug. »Na, Jan, du kannst dich von deiner Gugel wohl ebenso wenig
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