Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
den Lebenden zu tun. Er konnte Jamie Fraser die Unfreiheit schenken.
    Es begann zu regnen, doch es war nur ein leichter Nieselregen, und so beschleunigte er seine Schritte nicht. Als er Argus House schließlich erreichte, war er erfrischt und feucht, der Rauch und der Gestank der Menge waren weggeblasen, und er hatte ordentlich Appetit. Als er eintrat, verflog jedoch jeder Gedanke an das Abendessen bei der Feststellung, dass im Foyer ein fremder Dienstbote geduldig auf ihn wartete.
    Stephan, dachte er beim Anblick der ungewöhnlich in Malve und Grün gefärbten Livree des Hauses von Erdberg, und sein Herz tat einen Satz. War dem Grafen etwas zugestoßen?
    »Mylord«, sagte der Dienstbote und verneigte sich. Er bückte sich und hob einen großen, runden, mit einem Deckel verschlossenen Korb auf, der auf dem Boden gestanden hatte, und überreichte ihn, als enthielte er etwas von immensem Wert, obwohl der Korb selbst nichts Besonderes war. »Seine Exzellenz, der Graf, hofft, dass Ihr dieses Zeichen seiner Freundschaft annehmen werdet.«
    Zutiefst verwundert hob Grey den Deckel des Korbes an und sah ein leuchtendes schwarzes Augenpaar, das ihm im Kerzenschein aus dem Gesicht eines winzigen, langnasigen, schwarzen Welpen entgegenblickte, der zusammengerollt auf einem weißen Leinenhandtuch lag. Der kleine Hund hatte Schlappohren, absurd kurze, kraftvolle Beinchen mit großen Pfoten und eine lange, elegante Rute, die ihn jetzt mit einem zögerndem Wedeln begrüßte.
    Grey lachte völlig bezaubert und hob den Welpen vorsichtig auf. Es war ein Dachshund, den Stephan selbst gezogen hatte; er nannte sie liebevoll Dackel. Das Hündchen streckte seine winzige rosa Zunge heraus und leckte ihm vorsichtig die Fingerknöchel ab.
    »Hallo du«, sagte er zu dem Hündchen. »Hungrig? Ich schon. Komm, wir suchen dir etwas Milch, ja?« Er grub in seiner Tasche nach und bot dem Dienstboten ein Geldstück an, doch er sah, dass der Mann jetzt eine versiegelte Note in der Hand hielt, die er Grey mit einer weiteren tiefen Verneigung überreichte.
    Weil er den Hund nicht absetzen wollte, bemühte sich Grey, das Siegel mit dem Daumen aufzubrechen, und öffnete schließlich die Note. Im Licht des nächsten Wandleuchters las er die Worte, die Stephan mit fester Hand auf Deutsch niedergeschrieben hatte.
    Bring ihn mit, wenn Du mich besuchen kommst. Vielleicht gehen wir ja noch einmal gemeinsam auf die Jagd .
    – S.

Epilog
    HELWATER
21. DEZEMBER
    Es war kalt auf dem Heuboden, und sein schläfriger Verstand tastete im eisigen Durchzug nach den Worten, die ihm immer noch durch den Kopf hallten.
    Guter Junge …
    Ein Windstoß traf die Scheune und donnerte über das Dach. Doch der kräftige, kalte Luftzug, der nach Schnee roch, störte die Schlafenden, und ein oder zwei Pferde bewegten sich leise kollernd. Helwater . Das Bewusstsein, wo er war, legte sich über ihn, und die Bilder von Schottland und Lallybroch zerbarsten und verschwanden, brüchig wie ein Überzug aus getrocknetem Schlamm.
    Helwater. Unter ihm raschelte Stroh, und die Spitzen drangen durch den groben Bezug und stachen ihm durch das Hemd. Lebendige Dunkelheit ringsum.
    Guter Junge …
    Heute Nachmittag hatten sie den Julklotz zum Haus transportiert. Der ganze Haushalt hatte sich daran beteiligt, die Frauen bis zu den Ohren eingepackt, die Männer rot vor Anstrengung, waren sie singend durch den Schnee gestolpert und hatten den schweren Holzklotz mit Seilen hinter sich hergezogen. Seine grobe Rinde war voller Schnee, und rechts und links der Furche, die er hinterlasen hatte, türmte sich der Schnee.
    Willie durfte auf dem Klotz reiten. Kreischend vor Begeisterung hielt er sich an einem der Seile fest. Als sie das Haus erreichten, hatte Isobel versucht, ihm das Lied vom guten König Wenzel beizubringen, doch es war noch zu schwer für ihn, und er hüpfte hin und her und prallte mit allem und jedem zusammen, bis seine Großmutter verkündete, dass er sie noch zum Wahnsinn treiben würde, und sie Peggy auftrug, ihn in den Stall zu bringen, damit er Jamie und Crusoe helfen konnte, das frische Tannengrün zu holen.
    Begeistert ritt Willie zusammen mit Jamie in den Wald und blieb gehorsam auf dem Baumstumpf stehen, auf den ihn Jamie gestellt hatte, außer Reichweite der Äxte, mit denen sie die Zweige von den Bäumen hieben. Dann hatte er beim Aufladen geholfen, indem er zwei oder drei der duftenden Zweige an seine Brust klammerte und sie pflichtbewusst in die Richtung des großen Korbes
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher