Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Fackel der Freiheit

Die Fackel der Freiheit

Titel: Die Fackel der Freiheit
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
verlieren, auch nicht im Hinblick auf Simões, er sich und anderen geschworen hatte - gänzlich zerstört war. Was zunächst lediglich Gehorsam einer Weisung gegenüber gewesen war - nur die pflichtschuldige Bemühung, einen wissenschaftlichen Aktivposten funktionsfähig zu halten -, hatte sich nach und nach in etwas gänzlich anderes verwandelt.
    Auch Simões war sich dessen bewusst. Es war sonderbar, aber in mancherlei Hinsicht hatte die Tatsache, dass McBryde zunächst auf gänzlich pragmatischem Wege versucht hatte, Simões' Nützlichkeit für das Gamma Center zu bewahren, es dem Hyperphysiker sogar leichter gemacht, sich ihm gegenüber zu öffnen. McBryde war der Einzige, der nicht mit der Erklärung angefangen hatte, alles was er tue, geschehe doch nur zu Simões' ›eigenem Besten‹, und das hatte Simões dazu gebracht, diesem Mann gegenüber seine Deckung aufzugeben. Es gab Momente, in denen sich McBryde fragte, ob in Simões' Einstellung ihm gegenüber nicht zumindest ein Funken Selbstzerstörungswut liege - er würde irgendetwas sagen oder tun oder preisgeben, was McBryde dazu zwingen würde, ihn aus dem Center herauszuwerfen.
    Doch wie auch immer seine verworrenen Emotionen, seine Einstellungen, seine Motive und seine Hoffnungen auch geartet sein mochten: Jack McBryde war der Einzige in der ganzen Galaxis, zu dem Herlander Simões gänzlich offen zu sein bereit war. Zugleich war er auch der Einzige, der es wagen konnte, Simões für irgendetwas zurechtzuweisen - beispielsweise für seine selbstzerstörerische Neigung, sich jeden Abend aufs Neue Aufzeichnungen von Francesca anzusehen -, ohne sich damit sofort augenblicklich Simões' selbstverteidigenden Zorn zuzuziehen.
    »Seien wir doch ehrlich, Jack«, sagte der Wissenschaftler jetzt und verzog die Lippen zu einem schiefen Grinsen. »Früher oder später wirst du zu dem Schluss kommen, es sei an der Zeit, mich von der Arbeit abzuziehen. Du weißt genauso gut wie ich, dass meine Effizienz immer weiter sinkt. Und ich bin auch nicht gerade eine Stimmungskanone, wenn es um die Moral des restlichen Teams geht, oder? Was meine Emotionen angeht, so sind sie nicht einmal mehr aktiv zerstörerisch. Wirklich, eigentlich sind sie das nicht mehr. Da ist bloß noch dieses langsame, schleifende, allmähliche Aufzehren. Ich bin so gottverdammt müde, Jack. Ein ziemlich großer Teil von mir will einfach nur noch, dass es aufhört. Aber da ist auch dieser andere Teil, der einfach nicht aufhören kann, denn wenn ich das tue, dann wird Frankie einfach für immer fort sein, und diese Mistkerle werden weitermachen, als wäre nichts gewesen, und sie ganz und gar vergessen. Die werden das Ganze einfach unter den Teppich kehren.«
    Bei den letzten beiden Sätzen klang seine Stimme unendlich verbittert, und seine Finger verkrampften sich um die Bierflasche, als wolle er sie zerquetschen. Als wolle er sie erwürgen, schoss es McBryde durch den Kopf und fragte sich, ob er versuchen solle, Simões von seinem Zorn abzulenken.
    Er wusste, dass er sich unbedingt mit der Therapeutin zusammensetzen sollte, die man dem Wissenschaftler zugewiesen hatte. Jack sollte ihr mitteilen, was er bislang in Erfahrung gebracht hatte und sie um Rat fragen, wie er auf Simões reagieren sollte, damit es möglichst konstruktiv wäre. Bedauerlicherweise konnte Jack das nicht tun. Zu seiner eigenen Überraschung lag es zum Teil daran, weil es für ihn ein Vertrauensbruch gegenüber Simões gewesen wäre. Was auch immer er zu diesem Mann bei ihrem allerersten Gespräch hinsichtlich seiner Privatsphäre gesagt hatte, bislang hatte er sie gewahrt und niemals verletzt - und er vermutete, dies sei Simões durchaus bewusst.
    Der andere Grund war noch deutlich erschreckender, wenn Jack sich selbst gestattete, sich damit zu befassen (was er so selten wie nur irgend möglich tat): Er hatte Angst. Er hatte Angst, er könne, wenn er über Simões' Denkart und Zorn sprach, nur allzu viel seiner eigenen Gedanken verraten ... insbesondere im Gespräch mit einer ausgebildeten Therapeutin im Dienste des Alignments, die bereits darüber nachdachte, welches potenzielle Risiko ihr Patient wohl darstellen mochte.
    Soll ich versuchen, ihn von diesem Zorn abzubringen, oder soll ich ihm einfach gestatten, ein bisschen Dampf abzulassen? Zumindest einen Teil dieses gewaltigen Druckes muss er loswerden, aber so richtig helfen tut das ja auch nicht, oder? Innerlich schüttelte McBryde den Kopf. Natürlich nicht. Es ist, als würde
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher