Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die fabelhafte Miss Braitwhistle

Die fabelhafte Miss Braitwhistle

Titel: Die fabelhafte Miss Braitwhistle
Autoren: Sabine Ludwig
Vom Netzwerk:
Weiße zu sehen war.
    »Franz! Aki! Shush! Ruhe bitte!«
    Aus einem Ausflug auf den Friedhof wurde leider nichts. Und Vampire und Zombies haben wir auch nicht getroffen. Stattdessen lernten wir alles über Knochen. Zweihundertsechs Knochen hat der Mensch, und ich glaube, Miss Braitwhistle hat uns jeden einzelnen erklärt. Zum Schluss mussten wir das Skelett auch noch abmalen.
    Miss Braitwhistle hat sich meine Zeichnung angeschaut, eine Augenbraue hochgezogen und gesagt: »Mach noch einmal neu, Franz. Du hast vergessen Bogen von Elle, aber manchmal die konnen sein sehr wichtig.«
    Und als wäre das nicht alles schon schlimm genug, haben wir sogar Hausaufgaben aufbekommen. Wir sollten das Skelett von einem Tier zeichnen. Ich hab überlegt, welches Tier die wenigsten Knochen haben könnte. Vielleicht ein Regenwurm?

18. KAPITEL
    Rache ist Blutwurst
    In der Pause konnten wir wieder nicht auf den Hof, weil es geregnet hat. Aki und ich haben am Fenster gestanden und unserer Kastanie beim Wachsen zugeschaut. Jetzt war sie schon fast so groß wie Aki.
    »Was haben wir denn jetzt?«, hat Henni gefragt.
    »Musik«, hab ich gesagt. »Leider.«
    Aki hat mich angeschaut und ich hab Aki angeschaut, und dann hatten wir eine prima Idee.
    Wir sind raus auf den Flur und haben aus der Findekiste einpaar Sachen geholt. Einen roten Pulli mit Rentieren drauf, grüne Handschuhe und eine blaue Pudelmütze.
    Damit sind wir schnell in die Klasse zurück und haben das Skelett vom Ständer genommen und auf Hugos Platz gesetzt. Dann haben wir dem Gerippe vorsichtig den Pulli angezogen und die Mütze über den Schädel gestülpt. Am schwierigsten war es, ihm die Handschuhe über die knochigen Finger zu ziehen.
    »Was macht ihr da?«, hat Molly gefragt.
    »Genau, was macht ihr da?«, hat auch Polly gefragt.
    »Sie ziehen dem Knochenmann was an, damit er nicht friert«, meinte Annalisa.
    »Der friert doch sowieso nicht mehr, der ist doch schon tot«, hat Max gesagt und in sein doppelt und dreifach belegtes Brötchen gebissen.
    Als wir mit dem Anziehen fertig waren, haben wir das Skelett so hingesetzt, dass es aussah, als hätte es seinen Kopf auf die Arme gelegt und würde schlafen.
    In diesem Moment klingelte es und wir sind schnell auf unsere Plätze gehuscht.
    Frau Klawitter kam zur Tür herein und wir haben »Guten Morgen, Frau Klawitter« gesagt, obwohl es ja schon Mittag war.
    »Letzte Woche hat es ja nicht geklappt mit dem Notendiktat«, hat Frau Klawitter gesagt. »Aber nun ist der Klavierschlüssel ja Gott sei Dank wieder da und wir können gleich anfangen. Seid ihr bereit?«
    »Ich glaube, Hugo ist nicht bereit«, hat Aki gesagt und auf das Skelett gezeigt.
    »Dem ist schon den ganzen Tag nicht gut«, hab ich gesagt.
    Die anderen haben nichts gesagt, ich glaube, sie waren viel zu gespannt darauf, was gleich passieren würde.
    »Hugo, setz dich bitte aufrecht hin!«, sagte Frau Klawitter streng. »Und nimm die Mütze ab.«
    Aber das Skelett hat sich nicht aufrecht hingesetzt und es hat auch nicht die Mütze abgenommen.
    »Hugo! Ich muss dich sonst eintragen!«
    Der echte Hugo hätte jetzt schon längst strammgestanden. Inzwischen konnte ich mir auch denken, warum er immer alles machte, was die Lehrer sagten. Aus Angst vor seiner Mutter nämlich.
    Frau Klawitter ist zu Hugos Tisch gegangen. »Wenn dir nicht gut ist, dann bring ich dich ins Krankenzimmer.«
    Ich stellte mir das Skelett vor, wie es mit einer Wärmflasche auf der grünen Liege im Krankenzimmer liegt, und spürte, wie aus meinem Bauch eine Art Gluckern aufstieg. Aber ich musste nicht rülpsen, ich musste lachen. Das durfte ich natürlich nicht. Noch nicht. Ich hab mir auf die Lippe gebissen und die Nasenlöcher zugekniffen, manchmal hilft das. Ich hab Aki nicht angeschaut und Aki hat mich nicht angeschaut, denn wenn wir das gemacht hätten, wäre es vorbei gewesen.
    »Hugo, jetzt reicht’s mir allmählich.« Frau Klawitter klang ziemlich ungeduldig. »Und nimm endlich diese Mütze ab, Junge!«
    Ich spürte, wie es in der Klasse brodelte und blubberte, wie in einem Kessel, der gleich überkocht. Wenn wir nicht sofort lachen konnten, würden wir platzen oder ersticken.
    Aber bevor wir platzen oder ersticken konnten, hat Frau Klawitter dem falschen Hugo die Mütze vom Kopf gezogen. Und wir konnten endlich alle lachen. Es sah aber auch zu komisch aus: Frau Klawitter stand da, die blaue Pudelmütze in der Hand, und starrte auf den Totenschädel. Sie wurde erst rot, dann weiß und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher