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Die fabelhafte Miss Braitwhistle

Die fabelhafte Miss Braitwhistle

Titel: Die fabelhafte Miss Braitwhistle
Autoren: Sabine Ludwig
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wissen.
    »Nein, nein, ihr müsst keine Angst vor ihm haben, er ist ein ausgebildeter Rettungshund und tut keiner Fliege etwas zuleide, solange ihr ihn nicht ärgert.«
    Dann sah er auf die Uhr. »Miss Braitwhistle scheint sich zu verspäten, ich schaue mal, wo sie bleibt.«
    Er hatte schon die Klinke in der Hand, da wurde die Tür von jemandem aufgestoßen und knallte ihm an den Kopf.
    Herr Fischli hat sich an die Stirn gefasst und ein Gesicht gemacht, als würde er lauter Sterne sehen.
    Er sah aber keine Sterne, sondern eine Frau. Sie war ziemlich groß und ziemlich dick und trug eine Brille und erinnerte mich an jemanden.
    »Mama!«, hat Hugo gerufen. Und da wusste ich, an wen sie mich erinnerte.
    »Gut, dass ich Sie antreffe, Herr Fischli«, hat die Frau gesagt, aber mit einer so lauten Stimme, dass es klang wie ein Befehl. »Ich muss mich bei Ihnen beschweren!«
    Herr Fischli hat die Hand von der Stirn genommen und man konnte eine dicke Beule sehen.
    »Aber weswegen denn, Frau Harnisch?«
    »Stimmt es, dass seit einer Woche eine Miss Sowieso den Unterricht dieser Klasse übernommen hat?«
    »Ja, Frau Taube hat uns leider –«, begann Herr Fischli, aber Frau Harnisch ließ ihn nicht zu Wort kommen.
    »Sie geben also zu, dass Sie meinen Sohn einer völlig ungeeigneten Lehrkraft anvertraut haben?«
    »Nicht nur Ihren Sohn, und außerdem kann ich Ihnen versichern, dass Miss Braitwhistle die allerbesten Zeugnisse vorweisen kann und –«
    »Das interessiert mich nicht. Mich interessiert, was mein Sohn in Ihrer Schule lernt, und das ist seit einer Woche weniger als nichts!«
    Hugos Mutter hat an den Fingern aufgezählt: »Montag musste Hugo Kopfstand machen, danach fiel ihm ein Ast auf den Kopf, und er war ohnmächtig, am Dienstag gab es einen unangekündigten Klassenausflug, bei dem er mit einem Pferd in Berührung kam und das, wo er eine Tierhaarallergie hat!« Sie schnaubte wie ein Dampfkessel. »Am Mittwoch wäre er dann fast an einer Rauchvergiftung gestorben.«
    »Aber das stimmt nicht, es war nämlich so –«
    »Unterbrechen Sie mich nicht! Musste die Feuerwehr kommen, ja oder nein?«, bellte Frau Harnisch.
    »Das stimmt, aber das war nur ein Missverständnis. Miss Braitwhistle wollte den Kindern zeigen, wie man einen original englischen Plumpudding zubereitet.«
    »Plumpudding!«, spuckte Hugos Mutter. »So ein Schwachsinn.«
    »Hat aber Spaß gemacht«, hat Hugo gesagt, aber so leise, dass seine Mutter es nicht gehört hat. Er ist unruhig auf dem Stuhl rumgerutscht, und man konnte genau sehen, wie peinlich ihm das alles war.
    »Am Donnerstag konnte dann der Schwimmunterricht nicht stattfinden, weil diese Person dafür gesorgt hat, dass das Schwimmbecken vereiste.«
    »Dafür haben wir Eishockey gespielt«, hat Aki gerufen. »Das war viel besser als das blöde Schwimmen.«
    Hugos Mutter warf Aki einen bösen Blick zu. »Bist du nicht der schreckliche Junge, der Hugo immer ärgert?«
    Aki hat den Kopf geschüttelt. »So was würde ich nie tun!«
    »Hugo! Ist er das, ja oder nein?«
    Alle haben wir Hugo angeschaut und der ist immer kleiner geworden und fast unter dem Tisch verschwunden.
    »Nun sag doch was, Hugo!«
    Aber Hugo hat sich nicht getraut, was zu sagen, und das war auch sicher besser so, denn entweder hätte er gleich eins von seiner Mutter auf die Mütze bekommen oder später von Aki.
    Weil Hugo nichts sagte, hat sich Frau Harnisch wieder aufHerrn Fischli gestürzt. »Dann hat diese Person dafür gesorgt, dass die Kinder den Bus verpasst haben und in einem Ballon zur Schule fliegen mussten.«
    »Fahren«, hat Herr Fischli gesagt.
    »Wie bitte?«
    »In einem Ballon fliegt man nicht, man fährt.«
    »Das ist mir schnurzpiepegal, ich erlaube nicht, dass mein Sohn in einem Ballon transportiert wird.«
    »Es kommt nicht wieder vor«, sagte Herr Fischli.
    Aber Frau Harnisch war noch lange nicht fertig. »Und der Gipfel war dann ja wohl am Freitag, als Sie …« Dabei bohrte sie Herrn Fischli ihren Finger in die Brust. »Als Sie, immerhin der Direktor dieser Schule, einfach nicht erschienen sind, nur weil Ihr dämlicher Hund Depressionen hatte.«
    »Felix ist nicht dämlich!«, hat Pauline gerufen.
    »Der ist ganz süß«, hat Molly gesagt.
    »Genau, der ist ganz süß«, hat auch Polly gesagt.
    »Hunde sind nie süß«, knurrte Frau Harnisch. »Ich stelle also fest, dass die ganze letzte Woche kein normaler Unterricht stattgefunden hat. Und dafür sind Sie …« Wieder bohrte sie ihren Fingern in
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