Die Ersten der Galaxis

Garlock wandte sich an die beiden Frauen. Er lächelte, aber sein Schild blieb unverändert aktiv.
    »Sie haben eigentlich recht, Lola«, fuhr er fort, als habe Kanzler Ferber sie nie unterbrochen. »Belle und ich können allerdings nichts dafür; diese Farce ist wirklich zu lächerlich. Da Belle die einzige Erste unseres ganzen Systems ist, hätte sie automatisch zur Besatzung gehören müssen – für sie gibt es keine Konkurrenz. Und der zweite Platz konnte nur Ihnen, Lola, oder einem der anderen drei Operatoren Ihrer Altersstufe gehören.
    Aber das durfte nicht sein! Ferber und die übrigen Bonzen sind davon überzeugt, daß alle Operatoren und Ersten geistig anomal sind und daß unser Schiff nicht einmal starten wird. Deshalb haben sie den ganzen Zirkus veranstaltet. Nun, dieser Blödsinn hat wenigstens dazu beigetragen, daß es mir nichts ausmacht, nie wieder zurückzukehren … oder zumindest erst viel später.«
    »Aber es hieß doch, wir könnten …«, begann Lola.
    »Richtig, aber das war noch nicht die größte Lüge. Haben Sie meine Arbeiten gelesen?«
    »Tut mir leid, ich bin keine Mathematikerin.«
    »Wir bewegen uns rein zufällig, darauf gehe ich jede Wette ein! Wir können erst zurück, wenn Jim und ich ein Verfahren ausgearbeitet haben, nach dem sich das Schiff steuern läßt. Aber die Leute draußen fragen sich bestimmt schon, was an Bord passiert ist, deswegen schlage ich einen Waffenstillstand vor, bis wir uns verabschiedet haben. Einverstanden, Belle?«
    »Meinetwegen«, antwortete sie, »aber nur vorläufig!«
    »Lächelt freundlich«, forderte Garlock die anderen auf, bevor er den Schalter betätigte.
    »… an Bord los? Wir können uns nicht vorstellen … oh!« Der Fernsehreporter atmete erleichtert auf. »Hat die Energieversorgung etwa bereits versagt?«
    »Nein«, erwiderte Garlock, »wir wollten nur einen Augenblick lang nicht gestört werden. Hiermit verabschieden wir uns von Ihren Zuschauern.« Er streckte die Hand nach dem Schalter aus.
    »Augenblick!« protestierte der Reporter. »Wir möchten bis zur letzten …« Seine Stimme brach plötzlich ab.
    »Schalten Sie wieder ein!« befahl Belle.
    »Nein.«
    »Angst?«
    »Genau. Sie hätten auch Angst, wenn Sie mehr als drei funktionierende Gehirnzellen besäßen. Los, an eure Plätze, wir starten gleich!«
    »Hört endlich auf!« mahnte Lola. »Wo sitzen wir? Müssen wir uns anschnallen?«
    »Sie sitzen hier; Belle neben Jim. Am besten schnallen wir uns an. Ich erwarte keinen Stoß, und wir landen wahrscheinlich mit der richtigen Seite oben, aber ich will nichts riskieren.«
    Alle legten ihre Gurte an; die beiden Männer überprüften zum zehntenmal die Instrumente. Der Pilot schaltete seinen Sucher ein. Das Schiff erhob sich mühelos, lautlos; es erreichte die Stratosphäre und hielt dort an.
    »Fertig, Clee?« James fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen.
    »Los!«
    Der Pilot streckte die Hand nach dem roten Knopf aus
… und ließ sie wieder sinken.
    »Los, Jim!« forderte Garlock ihn auf. »Schnell, bevor wir alle die Nerven verlieren!«
    James drückte energisch auf den Knopf, und in diesem Augenblick – nicht etwa eine Mikrosekunde später – verschwand ihre vertraute Umgebung. Sie hatten nicht das Gefühl, an einen anderen Punkt des Weltalls versetzt worden zu sein, aber der Planet unter ihnen war nicht mehr die Erde. Auf den Bildschirmen erschienen keine vertrauten Konstellationen, und die helle Sonne war offenbar nicht Sol.
    »Nun, wir sind irgendwo aufgetaucht … aber nicht bei Alpha Centauri, was mich ohnehin gewundert hätte.« James machte eine Pause und fuhr dann grinsend fort: »Clee, als Leiter des Projekts Gunther und als Kapitän der Pleiades bist du jetzt für unsere Rückkehr zu Tellus verantwortlich, ist dir das klar?«
    Physik und Paraphysik hatten ihr Bestes geleistet. Gunthers Theoreme, in denen die elektromagnetischen Parameter der Zeit- und Raumverschiebung definiert wurden, waren studiert, überprüft und praktisch angewendet worden. Auch die Psionischen Lehrsätze hatten dazu beigetragen, das Ziel zu erreichen; mit ihrer Hilfe ließen sich die notwendigen Kräfte für jede Anwendung des Gunther-Effekts bestimmen.
    Die Konstruktion des Sternenschiffs Pleiades war schwierig gewesen, aber die Auswahl der Besatzung erwies sich als fast noch schwieriger. Obwohl praktisch feststand, daß Männer des erforderlichen Kalibers der Galaktischen Gesellschaft angehören mußten, wurden alle Psiontisten auf drei