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Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: Kevin Emerson
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hierfür galten. Ich drückte den Knopf. Heißer Schmerz schoss durch meinen Finger, doch ich drückte weiter. Das Blut musste erst durch die Leitung tropfen …
    »Was machst du da?« Leech klang wenig überzeugt.
    Da begann alles zu zittern. Das Schiff wackelte. Staub löste sich von der Wand.
    Ich schaute mich um. »Wir müssten hier doch irgendwo unter dem See sein, oder?«
    Das Grollen wurde lauter. Es klang, als verbärge sich eine gewaltige Maschine in den Wänden. Der Steg und die Wendeltreppe zogen sich in die Wände zurück.
    Hoch über uns erklang lautes Knirschen. Lilly lehnte sich hinaus und verrenkte sich den Hals. »Owen, der Steinball in der Decke bewegt sich! Jetzt hebt er sich …«
    Dann wurde Lillys Stimme von ohrenbetäubendem Tosen verschluckt. Eine Wasserfontäne schoss durch die entstandene Öffnung, traf auf den Kupferschirm und wurde von ihm in alle Richtungen abgelenkt. Ein kreisrunder Wasserfall schloss uns ein und begann die Kammer zu fluten, während wir selbst relativ trocken blieben.
    »Wow«, meinte Lilly. »Okay, das könnte was werden!«
    Das Wasser begann uns anzuheben. Dann stieß der Mast in den Schirm und rastete mit lautem Klicken ein. Die Halterungen des Schirms lösten sich, er stieg weiter mit uns auf und lenkte das Wasser ab.
    Etwas schlug auf den Schirm und rollte über uns hinweg. Es war die Obsidiankugel aus dem Kartenraum. Sie versank im schäumenden Wasser.
    »Verdammt«, sagte Leech enttäuscht. »Mach’s gut, Sternenkarte.«
    »Hättest du sie gebraucht?«, fragte ich.
    Leech starrte ins Wasser. »Sie war schon hilfreich, aber ich komme auch so klar.«
    Wir waren nun schon auf halber Höhe. Das Wasser stieg immer weiter.
    Dann verließen wir die untere Kammer und stießen in den Kartenraum vor. Überall im sprudelnden Wasser schwamm Papier, die Tinte darauf war schon völlig zerlaufen.
    »Deine Karten!«, rief Lilly.
    Halb rechnete ich damit, dass er jetzt die Beherrschung verlieren würde, doch er lächelte nur. »Kein Problem«, sagte er, eingebildet wie immer, und tippte sich an die Stirn. »Ist alles hier drin.« Doch als er sich umsah, verschwand sein Lächeln. »Paul scheint meine Rolle mitgenommen zu haben. Da drin waren die besten. Ohne mich kann er aber nicht viel damit anfangen.«
    Der Raum füllte sich. Wir schaukelten auf der Gischt und näherten uns der gewölbten Decke. Das Wasser spritzte uns in die Augen. Dann wurde das Schiff herumgeworfen, stieß mit dem Heck gegen die Decke und hob sich durch die Öffnung, die der Marmorball verschlossen hatte. Wir begannen uns um die eigene Achse zu drehen. Überall war Wasser.
    »Haltet euch fest!«, schrie ich.
    Das Schiff schaukelte und machte einen Satz. Wir drehten uns immer schneller. Wasser trommelte auf den Kupferschirm. Wir waren mittlerweile klitschnass, und alles verschwand in einem Wirbel aus Gischt und Luftblasen, Licht und Schatten. Über uns aber wurde es heller. Und dann, mit einem letzten, donnernden Satz, schossen wir inmitten des wirbelnden Wassers aus dem versunkenen Tempel und an die Oberfläche.
    Die Wellen schlugen noch einmal über uns zusammen und beruhigten sich dann. Das Schiff trieb nun friedlich auf dem Wasser. Wir waren auf dem See, nicht weit vom Ufer, etwas seitlich der Aquinara. Wind. Vögel. Warme Sonne auf unserer Haut. Einen Moment saßen wir einfach nur da und atmeten tief durch, verblüfft von der plötzlichen Stille.
    »Wow«, meinte Leech. »Hätte nicht gedacht, dass das gut geht.«
    Lilly suchte das Wasser ab. »Sie werden bald die Boote losschicken.«
    »Du hast recht.« Ich stand auf und öffnete das Fach unter dem Sitz. Spürte den Wind, der wieder aus Richtung der Stadt wehte. Ich nahm das Segel und die kurzen Leinen, so wie Lük es mir gezeigt hatte. Sie waren etwas steif, aber erstaunlicherweise noch zu gebrauchen. Wie lange hatten sie wohl dort unten auf mich gewartet?
    Ich stellte den Fuß aufs Pedal und brachte uns vor den Wind. Dann fädelte ich eine Leine durch das Loch in der Ecke des dreieckigen Segels, stand auf und knotete es ohne nachzudenken mit Ankersteks an den vorderen Stäben und am Mast fest. Das Segel blähte sich im Wind und zog uns auf den See hinaus.
    »Wieso kannst du segeln, wenn du schon bei der Schwimmprüfung ertrinkst?«, fragte Leech. »Hast du das auf deinen nächtlichen Ausflügen gelernt?«
    Er wusste also davon. Doch ich tippte mir nur an die Stirn, so wie er vorhin. »Ist alles hier drin.«
    »Dann bist du also wirklich der andere
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