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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung
Autoren: Hannah Siebern
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Körper.
    „Du hast mich entführt, schon vergessen? Und dann hast du mich erpresst, dich nach Island zu begleiten, um irgendwelche Wilden zu jagen. Ich glaube nicht, dass ich dir Höflichkeit schuldig bin.“
    Darrek zuckte die Schultern und ging weiter.
    „Hey“, rief Laney und rannte ihm hinterher. „Ich rede noch mit dir.“
    „Das höre ich.“
    „Und?“
    Darrek zog den Pullover von seiner Schulter und warf ihn Laney zu.
    „Zieh das an. Und dann komm weiter. Kein bitte. Keine neuen Klamotten.“
    Ungläubig starrte Laney den Wollpullover an. Es ersetzte natürlich nicht Jacke und Hose, aber trotzdem war Laney eigenartig gerührt über die Geste. Darrek war bereit, selbst zu frieren, damit sie es nicht tat. Was sie bei Jason oder Greg für eine Selbstverständlichkeit gehalten hätte, bekam bei Darrek eine ganz andere Bedeutung. Laney zog den Pullover über den Kopf. Er war ihr viele Nummern zu groß, aber er war weich und warm. Hinzu kam, dass er immer noch Darreks Geruch an sich trug. Herb, männlich ... angenehm. Es erinnerte Laney daran, wie Darrek ihr das Leben gerettet hatte, indem er ihr von seinem Blut gegeben hatte. Nie zuvor war sie einem Mann so nahe gewesen und der Gedanke daran ließ sie erröten. Es war ihr peinlich, wie sie auf ihn reagiert hatte, und es irritierte sie, dass sein Geruch ihr nicht unangenehm war, wie es eigentlich hätte sein sollen. Verdammt. Sie hatte wirklich genug Gründe, um Darrek zu misstrauen und um ihn nicht zu mögen. Wie konnte es dann sein, dass er so eigenartige Gefühle in ihr hervorrief?
    Darrek stieß die Tür des Flughafens auf und kalte Luft fuhr Laneys nackte Beine entlang. Sie fröstelte und schlang die Arme um sich. Der Pullover war hilfreich, aber er reichte bei weitem nicht. Es schneite zwar nicht, aber der Wind war eisig. Die Menschen um sie herum trugen alle dicke Jacken und sahen Laney kopfschüttelnd an. Wer kam denn schon im Herbst mit kurzer Hose nach Island?
    Warmblüter konnten zwar Kälte besser vertragen als Menschen, aber dabei ging es nur um ein paar Grad. Der Kältetod war für einen Vampir der Herrenrasse durchaus möglich. Als Laneys Zähne anfingen zu klappern, drehte Darrek sich zu ihr um und schimpfte los.
    „Fällt es dir wirklich so schwer, mich nett zu bitten, Prinzessin? Mehr will ich doch nicht.“
    „Ich … werde … nicht … betteln“, bibberte Laney.
    „Ich will nicht, dass du bettelst. Ich will nur, dass du bitte sagst.“
    Laney zog die Brauen zusammen. Hier ging es um mehr als um eine Höflichkeitsfloskel. Es ging um Macht und darum, wer den längeren Atem behielt. Wenn Laney nachgab und bitte sagte, hieße das, Schwäche zu zeigen. Und sie wollte sich so dringend ein letztes bisschen Würde in dieser vertrackten Situation erhalten. Stur presste sie die Lippen aufeinander und zitterte weiter vor sich hin.
    Enttäuscht schüttelte Darrek den Kopf und drehte sich zur Straße um, wo er ein Taxi heranwinkte.
    „Was … hast … du … vor?“, fragte Laney.
    „Dir was zum Anziehen besorgen“, antwortete Darrek, während er Laney die Tür aufhielt. „Kara bringt mich um, wenn du dir eine Erkältung holst.“
    Einige Stunden später war Laney vollständig neu eingekleidet. Sie hatte eine wind- und wetterfeste Jacke, Jeans, Handschuhe und knallrote Ohrenschützer gekauft. Tagsüber waren die Temperaturen zwar auch ohne Handschuhe erträglich, aber wie es aussah, würden sie möglicherweise auch nachts unterwegs sein. Darrek hatte sich nur eine Jacke gekauft und außerdem zwei Wanderrucksäcke besorgt.
    Nun stand Darrek draußen vor einem Schuhgeschäft und wartete ungeduldig. Dabei konnte er nur hoffen, dass sie am Ende zumindest mit festem Schuhwerk und nicht mit roten Pumps wieder zum Vorschein kommen würde.
    Um sich abzulenken, kramte Darrek sein Handy hervor und wählte Williams Nummer. Es dauerte eine ganze Weile, bis der Kaltblüter endlich abnahm. Im Hintergrund schien ein Sturm zu toben.
    „Hallo?“
    „William. Hier ist Darrek. Was ist denn da bei dir los? Wo bist du?“
    „Hier ist es furchtbar stürmisch“, erklärte William. „Wir sind immer noch auf der Eingeboreneninsel.“
    „Was? Warum denn das?“
    „Unser Segelboot war beschädigt. Wir haben es zwar geschafft, die kleine Vogelinsel zu verlassen, aber dort gab es kein anderes größeres Boot mehr. Und Liliana wollte nicht mit einem Ruderboot zurück nach Europa paddeln.“
    „Ihr hättet uns doch nach Marokko folgen können.“
    „Sicher. Aber
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