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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung
Autoren: Hannah Siebern
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Liliana hat ja keinen Pass mehr. Und ohne Pass ist es schwierig, Marokko zu verlassen.“
    Nachdenklich nickte Darrek. Das war eine gute Neuigkeit. Je länger Liliana irgendwo festsaß, desto länger hatte er seine Ruhe vor ihr.
    „Hat Liliana schon Akima benachrichtigt?“
    „Nein“, rief William ins Telefon.
    Der Sturm verschluckte fast seine Worte.
    „Wir mussten warten, bis das Boot repariert war. Und sie hat hier keinen Empfang. Es ist eigentlich auch ein Wunder, dass du durchgekommen bist.“
    „Allerdings.“
    „Tja. Und jetzt ist zwar das Boot wieder in Ordnung, aber die Witterung macht uns einen Strich durch die Rechnung. Wir werden bestimmt noch ein paar Tage hier festsitzen.“
    Darrek verstand nur noch die Hälfte von dem, was William sagte, aber er war noch nicht bereit, das Gespräch zu beenden.
    „Was hat Liliana als Nächstes vor?“, fragte er.
    „Das weiß ich nicht ... erstmal … Europa. Und dann … Akima in Kontakt setzen. Sie … Angst … Entweder … nach Hause oder … Akima … Idee, wo … suchen könnte.“
    „Was? Und was ist mit dir?“
    William zögerte, und zwar solange, dass Darrek schon befürchtete, die Verbindung wäre ganz abgebrochen.
    „Ich … nicht sicher“, sagte William dann. „Ich … unsichtbar. Ich werde … Nähe bleiben, bis … was sie vorhaben. Aber dann … Ich werde … Aufständischen anschließen.“
    „Was?“
    Darrek war fassungslos. Hatte er das richtig verstanden? William wollte sich den Aufständischen anschließen?
    „Du … richtig gehört“, stellte William klar. „Ich finde … Zeit, den Ältesten … Stirn zu bieten.“
    Darrek sah, wie Laney mit einem Paar solider Wanderschuhe aus dem Laden kam, und atmete erleichtert aus.
    „Du willst also zu Laneys Familie?“, hakte er dann noch einmal nach. „Zu Jason?“
    „Ja“, bestätigte William.
    „Und was ist mit Annick und Alain?“
    Darrek hörte, dass William versuchte, ihm zu antworten, aber die Worte kamen einfach nicht mehr bei ihm an. Er verstand kein Wort.
    „Hör zu, Will. Die Verbindung ist einfach zu schlecht. Wir müssen jetzt aber auch weiter“, erklärte er. „Wir werden uns für heute Nacht ein Hotelzimmer in der Stadt nehmen. Es ist schon spät und sinnlos heute noch loszufahren. Danke für die Informationen, Will. Du bist ein wahrer Freund.“
    „Gerne … pass … Laney auf, ja?“ war das Einzige, was Darrek noch entschlüsseln konnte.
    Laney kam lächelnd auf ihn zu und Darrek nickte ihr zu.
    „Das mache ich, Will“, versprach er. „Ich melde mich wieder bei dir.“
    Dann legte er auf und machte sich mit Laney zusammen auf die Suche nach einem Hotel.
    Als das Gespräch abgebrochen war, steckte William das Handy wieder in seine Hosentasche und sah sich um. Die Insel war ein einziges Trümmerfeld. Die Menschen hatten sich in den provisorischen Hütten zusammengerottet und beteten, dass ihnen das Dach über dem Kopf nicht davonfliegen würde. Liliana, Annick und Alain hatten sich ebenfalls einen Unterschlupf gesucht, sodass William der Einzige war, der sich noch draußen aufhielt. Unsichtbar zu sein, hatte einen entscheidenden Nachteil. Man konnte nicht einfach anfangen zu telefonieren, wenn man sich in der Nähe von Menschen aufhielt. Eine Stimme aus dem Nichts zu hören, erschreckte die armen Dinger viel zu sehr, und William wollte ja niemanden ärgern.
    Diese Menschen hatten ihm nichts getan. Deswegen war er sofort nach draußen gegangen, als sein Handy vibriert hatte. Doch jetzt nach dem Gespräch mit Darrek fühlte er sich plötzlich einsam. Mit niemandem reden zu können, um die eigene Position nicht zu verraten, war traurig. Missmutig beschloss er, wieder nach drinnen zu gehen, um ebenfalls Schutz vor dem Sturm zu suchen. Liliana blickte sofort zur Tür, als er hereinkam.
    „Du kannst dir diese Maskerade eigentlich sparen, William“, sagte sie. „Wir wissen, dass du noch hier bist.“
    William antwortete ihr nicht. Natürlich hatte sie bemerkt, wie die Tür auf und wieder zu gegangen war. Aber nur weil sie wusste, dass er da war, bedeutete es noch lange nicht, dass sie auch wusste, wo genau er war. Und solange sie ihn nicht lokalisieren konnte, konnte sie auch ihre Gabe nicht bei ihm einsetzen.
    „Warum bist du eigentlich nicht mit einem der Ruderboote verschwunden, bevor der Sturm anfing?“, fragte Liliana weiter. „Du hättest doch keinerlei Probleme, dich in ein Flugzeug zu schmuggeln, um zurück nach Amerika zu kommen.“
    Wieder antwortete
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