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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung
Autoren: Hannah Siebern
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William nicht. Verunsichert sahen die beiden Eingeborenen, denen das Haus gehörte, Liliana an und wunderten sich, mit wem sie wohl sprechen mochte. Angst spiegelte sich in ihren Gesichtern wieder und William wollte sie nicht noch mehr erschrecken. Außerdem wäre es kontraproduktiv, Liliana über seine Pläne zu unterrichten. Er war noch hier, weil er herausfinden wollte, was sie vorhatte. Danach würde er Darrek informieren und sich den Aufständischen anschließen.
    „Wir hätten niemals hierher kommen sollen“, sinnierte Liliana. „Akima wird mir den Kopf abreißen, wenn sie davon erfährt, wie schief alles gelaufen ist.“
    Frustriert schüttelte sie den Kopf.
    „Bist du deswegen noch hier, Will? Um zu sehen, wie sie mir den Kopf abreißt?“
    William lächelte, hüllte sich aber weiter in Schweigen. Akima würde Liliana kein Haar krümmen. Sie brauchte die junge Frau noch. Und William würde zur Stelle sein, um herauszufinden, wofür eigentlich.

Kapitel 4
Das Erdloch
    Es war dunkel und kalt. Als George um sich tastete, war er sich nicht sicher, ob er wach war oder noch träumte. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass sein Hotelbett so unbequem gewesen wäre. Insofern war es unwahrscheinlich, dass er wach war. Doch andererseits fühlten sich die Kälte und der harte Boden unter ihm ziemlich real an.
    George stöhnte. Sein Kopf tat weh und es fiel ihm schwer, sich zu orientieren. Was war passiert? Wo war er und warum konnte er nichts sehen? Verunsichert versuchte er sich daran zu erinnern, was geschehen war. Er fühlte Erde überall um sich herum. Es war eng und unbequem. Das hier war definitiv nicht sein Hotelzimmer. Georges Atmung wurde schneller.
    „Hallo?“, rief er. „Hallo! Ist da jemand?“
    Keine Antwort.
    Langsam gewöhnten Georges Augen sich an die Finsternis und er konnte schemenhaft erkennen, dass über ihm ein Gitter in den Boden eingelassen war. Draußen war es dunkel, aber der Mond ging langsam auf und spendete George mehr und mehr Licht.
    Nun endlich konnte er auch seine Situation etwas besser einschätzen. Er saß in einem Erdloch fest. Ein Loch, das nicht mehr als zweimal drei Meter maß und nicht nur durch ein Gitter verschlossen war, sondern durch zwei. Das erste Gitter konnte George zu fassen kriegen, wenn er sich streckte. Verzweifelt griff er danach und rüttelte daran.
    „Hallo!“, rief er wieder. „Ist da wer? Holt mich hier raus. Was wollt ihr von mir?“
    Er schrie und schrie, während er immer wieder an dem Gitter rüttelte und verzweifelt nach oben starrte. Doch nichts tat sich. Niemand kam und niemand beantwortete seine Fragen. Verzweiflung überkam George. Wie war er nur in diese Situation geraten? Er erinnerte sich jetzt zumindest wieder daran, was geschehen war. Die alte Dame. Johanna. Sie hatte ihn hierher gelockt. Sie hatte einen Anfall vorgetäuscht und ihm leidgetan. Deswegen hatte er ein schlechtes Gewissen bekommen und sie ins Dorf begleitet, obwohl er ein schlechtes Gefühl bei der Sache gehabt hatte.
    Sie waren an den Häusern angekommen und Kinder waren johlend und kreischend auf sie zugerannt. Ab dann war alles verschwommen. George erinnerte sich schwach, dass die Kinder versucht hatten, sich auf ihn zu stürzen und von Erwachsenen davon abgehalten worden waren. Dann hatte ihn etwas Hartes am Kopf getroffen und alles um ihn herum war schwarz geworden.
    Und hier saß er nun. Schlotternd vor Angst.
    „Ist er wach?“, fragte in diesem Moment jemand oben auf Isländisch.
    George rüttelte sofort wieder an den Gitterstäben. Er sprach die Sprache kaum, aber konnte sie einigermaßen verstehen, weil er vor seinem Urlaub einen Onlinekurs belegt hatte.
    „Hallo?“, rief er daher auf Englisch. „Hallo. Ich bin hier unten. Holt mich hier raus. Bitte. Holt mich hier raus.“
    Oben am Gitter erschienen zwei Kinder. George konnte nur ihre Umrisse erkennen, aber sie schienen noch ziemlich jung zu sein.
    „Ja“, sagte der eine von ihnen auf Isländisch. „Er ist wach. Meinst du, wir kriegen das Schloss auf?“
    „Keine Ahnung. Aber falls ja, werden wir riesigen Ärger bekommen.“
    „Unsinn. Wir wollen ihn ja nicht beißen. Ich hab ein Messer dabei. Dann können wir ihn schneiden und das Blut in eine Tasse füllen. Das geht. Das macht Amma Johanna auch immer so.“
    George ließ die Gitterstäbe wieder los und fuhr schockiert zurück. Reflexartig zog er seine Kette aus dem Hemd und umschloss das Kreuz mit der Hand. Hatte er das gerade richtig verstanden? Die
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