Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung
Autoren: Vince Flynn
Vom Netzwerk:
war.
    »Was ist los, Jack?«
    »Mr. President, ich fürchte, ich habe schlechte Neuigkeiten. Soeben hat mich der Kollege angerufen, der für Secretary Midletons Schutz zuständig ist.« Warch zögerte einen Augenblick; er wusste nicht recht, wie er es sagen sollte. »Der Außenminister wurde tot in seinem Haus aufgefunden. Es sieht ganz nach Selbstmord aus, Sir.«
     
    Das Feuer knisterte im Kamin, und Hank Clark sah von seinem Lieblingsstuhl aus dem Spiel der züngelnden Flammen zu. Im Arbeitszimmer waren alle Lichter abgedreht. Caesar und Brutus lagen links und rechts neben seinem Stuhl, während er mit einem großen Glas teuren Weins in der Hand dasaß und zufrieden seine Gedanken schweifen ließ. Die Dinge waren nicht so gelaufen, wie er es geplant hatte, aber es war noch genug Zeit, um alles in Ordnung zu bringen. Er betrachtete das Ganze als eine Schlacht in einem Krieg, der lange dauern konnte. Clark nippte an dem Wein und dachte mit einem Lächeln an das Schicksal von Charles Midleton.
    Als Clark zu Stansfield und dem Präsidenten gegangen war, hätte er nicht gedacht, dass das den Rücktritt des Außenministers zur Folge haben würde. Er hatte sich mit dem Gespräch nur absichern wollen, damit niemand auf die Idee kam, ihn mit Peter Cameron in Verbindung zu bringen. Und nachdem er nun dem Präsidenten seine Unterstützung bei der Nominierung von Irene Kennedy zugesichert hatte, würde Hayes ihn gewiss als vertrauenswürdigen Verbündeten betrachten.
    Clark verfolgte mit Genugtuung, wie sich die Demokraten gegenseitig niedermachten – vor allem, nachdem es für gewöhnlich die Republikaner waren, die einander bis aufs Messer bekämpften. Es war ein Kinderspiel gewesen, die drohende Gefahr abzuwenden und sich selbst ins rechte Licht zu setzen. Al Rudin war immer schon leicht zu beeinflussen gewesen, aber jetzt sah er auch bei Präsident Hayes gewisse Schwächen. Clark hatte Gerüchte gehört, wonach der Präsident nach dem Angriff auf das Weiße Haus gereizter war und Widerspruch nur noch schwer dulden konnte. Jetzt erkannte Clark, dass es tatsächlich so war. Man konnte Außenminister Midleton ja wirklich einiges vorwerfen – aber ihn wegen dieser Sache gleich zum Rücktritt zu zwingen, war doch ein wenig drastisch.
    Clark hatte sich an diesem Nachmittag mit Rudin in einem der abhörsicheren Besprechungszimmer des Ausschusses getroffen. Rudin hatte ihm eine Stunde lang die Ohren voll gejammert und sich einmal auch laut gefragt, ob der Präsident vielleicht von Clark von ihrem Gespräch erfahren haben könnte. Clark tat so, als verdiene eine solche Anschuldigung nicht einmal eine Antwort, und redete Rudin ins Gewissen, dass er Thomas Stansfield immer unterschätzt hätte. »Warum glauben Sie, dass wir uns immer hier in meinem abhörsicheren Besprechungszimmer treffen?«, fragte er Rudin. Als sie sich schließlich voneinander verabschiedeten, war Rudin überzeugt, dass er von der CIA überwacht wurde. Clark wusste, dass Stansfield viel zu clever war, um etwas so Plumpes zu tun, wie den Vorsitzenden des Geheimdienstausschusses im Repräsentantenhaus überwachen zu lassen – doch Rudin hatte es ihm abgekauft.
    Clark war überaus zufrieden mit sich; wie er sich da aus einer potenziellen Gefahr herausmanövriert hatte, war wirklich brillant. Schade nur, dass er seiner Parteispitze nicht verraten konnte, welche Rolle er beim Rücktritt des Außenministers gespielt hatte. Eines Tages konnte er vielleicht damit prahlen, aber für den Augenblick musste er das alles für sich behalten. Er musste stillhalten und warten, bis der Sturm vorbeigezogen war.
    Es gab nicht viele Menschen, die Clark fürchtete – aber vor Thomas Stansfield hatte er mehr als nur ein bisschen Respekt. Es war erstaunlich, wie scharfsinnig der Mann war. Clark wusste, dass er das Ganze niemals hätte durchziehen können, wenn Stansfield nicht so schwer erkrankt wäre. Wäre er noch im Vollbesitz seiner Kräfte gewesen, so hätte er seinen Plan längst durchschaut.
    Clark würde sich in den nächsten Monaten bemühen müssen, das Vertrauen von Irene Kennedy zu gewinnen. In dem politischen Hickhack um ihre Bestätigung als Nachfolgerin von Thomas Stansfield konnte sie gewiss einen starken Verbündeten im Kongress gebrauchen – und diese Rolle würde Clark übernehmen.
    Was Mitch Rapp betraf, so war sich Clark noch nicht sicher, wie er weiter vorgehen sollte. Wenn sich wieder einmal ein Gewitter am Horizont zusammenbrauen sollte, würde er der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher