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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung
Autoren: Vince Flynn
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sah, dass die Hunde, die immer noch unruhig auf und ab liefen, angekettet waren. Die Tiere waren ein echtes Problem für ihn. Ausgebildete Wachhunde wären zwar noch schlimmer gewesen, aber auch diese Hunde verfügten über sehr scharfe Sinne. Rapp stand am Waldrand, lauschte und beobachtete aufmerksam. Was er da sah, gefiel ihm gar nicht. Zwischen dem Wald und dem Haus war viel freies Feld. Er konnte zwar versuchen, sich im Schutz der Gärten dem Haus zu nähern – doch es würde alles andere als leicht werden, auf den Kieswegen lautlos voranzukommen. Die Hunde wiederum machten es schwierig, sich von Süden an das Haus anzuschleichen. Die anderen Zugangswege waren mit Überwachungskameras abgesichert – außerdem hatte man dort besonders große Freiflächen zu überwinden. Das einzig Positive war, dass keine Mikrowellen- und Drucksensoren und auch keine Bewegungsmelder installiert waren.
    Offiziell hatte Rapp nichts mit der amerikanischen Regierung zu tun. Inoffiziell arbeitete er bereits für die CIA, seit er vor über einem Jahrzehnt seinen Abschluss an der Syracuse University gemacht hatte. Rapp war in eine streng geheime Anti-Terror-Gruppe, das so genannte Orion-Team, aufgenommen worden. Die CIA hatte Rapps beträchtliche physische Fähigkeiten und seine Intelligenz zu einer präzisen und äußerst wirksamen Waffe geformt. Die wenigen Menschen, die er etwas näher an sich heranließ, kannten ihn als erfolgreichen Unternehmer, der eine Computer-Beratungsfirma führte und zu diesem Zweck häufig reisen musste. Damit alles seine Richtigkeit hatte, wickelte Rapp auf seinen Auslandsreisen tatsächlich oft Geschäfte ab – doch diesmal würde er darauf verzichten. Er war gekommen, um einen Mann zu töten. Einen Mann, der bereits zweimal gewarnt worden war, gewisse dunkle Transaktionen zu unterlassen.
    Rapp studierte die Umgebung fast eine halbe Stunde lang. Als er genug gesehen hatte, machte er sich auf den Rückweg – aber nicht auf dem Pfad, auf dem er gekommen war. Falls sich da irgendjemand im Wald aufhielt, wäre es dumm gewesen, in die Falle zu tappen. Rapp schlich lautlos einige hundert Meter in südlicher Richtung durch das Unterholz. Er blieb dreimal stehen und blickte auf seinen Kompass, um sicherzugehen, dass die Richtung noch stimmte. Von den Informationen, die er bekommen hatte, wusste er, dass es südlich des Weges, auf dem er gekommen war, noch einen anderen Pfad gab. Beide Wege führten von einer schmalen Schotterstraße aus zum Anwesen und verliefen annähernd parallel zueinander.
    Rapp hätte den zweiten Weg beinahe verfehlt. Er schien nicht so oft begangen zu werden und war ziemlich überwuchert. Als er schließlich die gewundene Schotterstraße erreicht hatte, kniete er nieder und zog wieder sein Nachtsichtgerät hervor. Mehrere Minuten lang suchte er die Straße ab und lauschte. Als er sich sicher war, dass niemand in der Nähe war, ging er in südlicher Richtung weiter.
    Rapp machte seinen Job schon fast zehn Jahre, und er hatte in letzter Zeit oft das Gefühl gehabt, dass es höchste Zeit war, auszusteigen. Ja, er ging eigentlich davon aus, dass das sein letzter Auftrag sein würde. Er hatte vergangenen Frühling eine Frau kennen gelernt, die ihm etwas bedeutete, und er spürte, dass es Zeit war, ein neues Leben zu beginnen. Die CIA wollte ihn nicht gehen lassen – doch darauf konnte er keine Rücksicht nehmen. Er hatte schon genug geopfert. Wenn man diesen Job zehn Jahre lang machte, dann reichte das für ein ganzes Leben. Er konnte von Glück sagen, dass er körperlich und auch psychisch unbeschadet aus dem Job aussteigen konnte.
    Nach knapp zwei Kilometern kam Rapp zu einem kleinen Forsthaus. Die Fensterläden waren geschlossen, und aus dem Schornstein stieg Rauch empor. Er ging zur Tür, klopfte zweimal, wartete einen Augenblick und klopfte noch dreimal. Die Tür ging einen Spalt auf, und ein Auge spähte zu ihm heraus. Als der Mann Rapp erkannte, öffnete er die Tür ganz. Mitch trat in den karg eingerichteten Raum und knöpfte seine Lederjacke auf. Der Mann, der ihn hereingelassen hatte, sperrte die Tür hinter ihm zu.
    Die Kiefernholzwände waren weiß getüncht, während man die dicken Dielenbretter mit einem glänzend grünen Anstrich versehen hatte. Auf dem Fußboden lagen mehrere bunte Teppiche von ovaler Form, und die Möbel waren alt und massiv. Die Wände waren mit verschiedenen Gegenständen der hiesigen Volkskunst und einigen alten Schwarz-Weiß-Fotografien geschmückt.
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