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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung
Autoren: Vince Flynn
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Direktor Stansfield?«, fragte er.
    »Es geht ihm …« Irene Kennedy hielt zögernd inne und suchte nach dem richtigen Wort, um den schlechter werdenden Gesundheitszustand ihres Chefs zu umschreiben. »… den Umständen entsprechend.«
    Hayes nickte. Thomas Stansfield war ein ziemlich verschlossener Mensch. Er gehörte der CIA seit deren Gründung an, und wie es schien, würde er bis an sein Lebensende in der Agency bleiben. Der neunundsiebzigjährige Altmeister der Spionage hatte vor kurzem erfahren, dass er Krebs hatte, und nach Auffassung der Ärzte hatte er allenfalls noch sechs Monate zu leben.
    Der Präsident wandte seine Aufmerksamkeit den aktuellen Ereignissen zu. »Wie geht es in Deutschland voran?«
    »Wie geplant. Mitch ist gestern Abend angekommen und hat einen ausführlichen Bericht abgeliefert, bevor ich heute Morgen aufgebrochen bin.«
    Irene Kennedy hatte dem Präsidenten ein paar Tage zuvor von der geplanten Operation berichtet – und dabei hatte Hayes deutlich gemacht, dass er nur dann grünes Licht geben würde, wenn Rapp daran teilnahm. Das Gespräch zwischen dem Präsidenten und Dr. Kennedy war eines von vielen, die sie in den vergangenen fünf Monaten geführt hatten. Bei all diesen Sitzungen war es im Grunde darum gegangen, eine ganz bestimmte Person zu bekämpfen und, wenn möglich, zu töten. Diese Person war niemand anders als Saddam Hussein.
    Der irakische Diktator hatte den Westen immer wieder provoziert und an der Nase herumgeführt – und das schon lange bevor Hayes zum Präsidenten gewählt worden war –, doch in jüngster Vergangenheit hatte er etwas getan, das den achtundfünfzig Jahre alten Präsidenten der Vereinigten Staaten direkt betroffen hatte. Im vergangenen Frühling hatte eine Gruppe von Terroristen das Weiße Haus angegriffen und dabei einige Dutzend Secret-Service-Leute und mehrere Zivilisten getötet. Im Zuge dieses Angriffs konnte Präsident Hayes gerade noch rechtzeitig in den Bunker im Keller des Gebäudes gebracht werden, wo er, von seiner Regierung abgeschnitten, die nächsten drei Tage verbrachte. Die Angreifer konnten schließlich dank des beherzten Einsatzes von Mitch Rapp und einigen auserwählten Angehörigen von CIA, FBI und den Special Forces überwältigt werden.
    Nach dem Angriff gelangten die USA in den Besitz von Informationen, die eindeutig auf die Mitwirkung des irakischen Diktators hindeuteten. Es wäre jedoch ziemlich problematisch gewesen, diese Informationen der UNO zu übergeben. Das erste dieser Beweisstücke stammte nämlich von einem Geheimdienst, der wenig Interesse hatte, seine Methoden einer eingehenderen internationalen Prüfung unterziehen zu lassen, und eine weitere Information wurde im Zuge einer verdeckten Operation erlangt. Die Art und Weise, wie man sich diese Information verschafft hatte, würde wohl von den allermeisten als verwerflich angesehen werden.
    Kurz gesagt, es gab handfeste Beweise, denen zufolge Saddam Hussein diese Terroristen finanziell unterstützt hatte – doch man konnte die Fakten nicht der Öffentlichkeit vorlegen, weil man damit die angewandten Methoden offen legen würde. Und wie Präsident Hayes bereits in seinem engsten Beraterkreis angemerkt hatte, gab es keine Garantie, dass die UNO irgendetwas unternehmen würde, wenn sie mit den Tatsachen konfrontiert wurde. Nach eingehenden Debatten waren Präsident Hayes, Direktor Stansfield von der CIA und General Flood, der Vorsitzende der Vereinigten Stabschefs, zu dem Schluss gekommen, dass ihnen kaum etwas anderes übrig blieb, als Saddam Hussein im Geheimen zu verfolgen. Und genau darum ging es im Grunde auch bei dem heutigen Treffen.
    Präsident Hayes beugte sich vor und stellte seine Kaffeetasse auf den Tisch. Er war schon gespannt, Rapps Meinung zur Lage in Deutschland zu hören. Hayes hatte sich selbst davon überzeugen können, dass in Situationen, wo andere nicht weiter wussten, Rapp doch irgendeinen Weg fand, um seine Aufgabe zu erfüllen. »Wie schätzt Mitch die Lage ein?«
    »Er meint, dass angesichts der kurzen Zeit, die wir zur Verfügung haben, und der Sicherheitsvorkehrungen rund um das Ziel ein direkterer Zugang das Beste wäre.« Dr. Kennedy setzte den Präsidenten über Rapps Plan rasch ins Bild.
    Als sie fertig war, lehnte sich Hayes stirnrunzelnd zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Irene Kennedy sah ihn mit ausdrucksloser Miene an, so wie es auch ihr Chef gemacht hätte.
    Hayes überlegte einige Sekunden und sagte
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