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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung
Autoren: Vince Flynn
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fragten, dann habe ich sie immer zu Ihnen oder Ihren Vorgängern geschickt. Das hat vielen gar nicht gefallen. Die Leute wollen jemanden an der Spitze der CIA, der ihnen Zugang zu unseren geheimen Informationen gewährt. Sie wissen, dass Irene es genauso handhaben wird wie ich, und das passt ihnen überhaupt nicht. Sie wollen jemanden, der tut, was sie wollen.«
    Der Präsident machte ein finsteres Gesicht. Er fragte sich einen Moment lang, ob Stansfield nicht vielleicht ein wenig zu paranoid war – doch die Ereignisse der vergangenen Woche sagten ihm, dass der CIA-Direktor die Lage wohl grundsätzlich richtig einschätzte. Sie hatten es mit einem Feind in den eigenen Reihen zu tun – sie wussten nur nicht, wer es war. Trotzdem konnte er Stansfields Einschätzung nicht in allen Punkten teilen. »Es tut mir Leid, Thomas, wenn ich ein wenig skeptisch bin – aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass jemand einen solchen Aufwand treibt, nur um zu verhindern, dass Irene Direktorin der CIA wird.«
    Stansfields Körper verfiel zusehends, doch sein Geist war immer noch messerscharf. So wie ein Großmeister des Schachspiels hatte er immer noch die Fähigkeit, die Folgen eines Zuges einzuschätzen. »Und wenn ich Ihnen sage, dass es diesen Leuten vor allem darum geht, Ihre Regierung zu beseitigen?«
    Hayes schwieg einige Augenblicke. »Aber wie?«, fragte er schließlich.
    »Indem die ganze Geschichte des Orion-Teams ans Licht kommt und indem Sie in direkten Zusammenhang mit der Ermordung von Graf Hagenmüller gebracht werden.«
    »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein. Sie haben mir doch versichert, dass ich die Vorwürfe jederzeit zurückweisen könnte.«
    »Das stimmt, Sir. Aber das war, bevor wir herausfanden, dass es eine undichte Stelle geben muss.«
    Der Präsident stöhnte frustriert auf und schüttelte den Kopf. Er hatte das Gefühl, dass ihnen die Dinge zunehmend aus den Händen glitten. »Thomas, bitte sagen Sie mir, dass Sie einen Plan haben, wie wir mit der Sache klarkommen können.«
    Stansfield spürte die Angst des Präsidenten. Jetzt, da er ihm das Problem in seiner ganzen Tragweite deutlich gemacht hatte, galt es vor allem, ihn zu beruhigen. »Sir, es gibt in Washington jede Menge Leute, die mich nur zu gern vernichten würden. Das Einzige, was sie bisher davon abgehalten hat, war die Tatsache, dass ich ihre Geheimnisse kenne. Diese Geheimnisse wird Irene von mir übernehmen, und ich werde ihr und Mitchell sagen, wie sie sie einsetzen können, falls es notwendig sein sollte.« Stansfield wandte sich Rapp zu. »Wir brauchen Sie.« Der Direktor legte eine Hand auf die Akte, die er Rapp zuvor gegeben hatte. »Das hier wird Ihnen die Möglichkeit geben, ein relativ normales Leben zu führen. Sie werden nicht länger lügen müssen, wenn man Sie fragt, wo Sie arbeiten. Es ist meine allergrößte Hoffnung, dass Sie den Job übernehmen. Ja, Sie haben in der Tat genug geopfert, und ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar ich Ihnen dafür bin. Wann immer Sie an Ihre Vergangenheit zurückdenken, Mitchell, dann können Sie Trost aus der Tatsache schöpfen, dass Sie viel mehr Menschen gerettet haben, als Sie getötet haben. Wir brauchen Sie immer noch dringend, und ich scheue mich nicht, Sie um weitere Opfer zu bitten. Ich finde, Sie sollten Ihre Fähigkeiten nicht irgendwo im Geschäftsleben vergeuden. Sie können in der Anti-Terror-Zentrale auch weiterhin ungeheuer wertvolle Arbeit leisten. Ich brauche Sie, damit Sie Irene den Rücken frei halten und damit Sie den Maulwurf finden.« Stansfield hielt inne und sah voller Bewunderung in Rapps ernstes Gesicht. »Wenn Sie etwas Zeit brauchen, um die Sache zu überdenken, dann verstehe ich das natürlich – aber bitte lassen Sie sich nicht zu lange Zeit.« Stansfield lächelte. »Ich würde gerne mit der tröstlichen Gewissheit sterben, dass Sie auf Irene und die CIA aufpassen.«
    Rapp lächelte unwillkürlich. Es war das erste Mal, dass er den alten Meisterspion hatte lächeln sehen. Rapp griff nach Stansfields kalter Hand; er wusste, dass er keine Bedenkzeit mehr brauchte. Er konnte Stansfield den Wunsch nicht abschlagen. »Thomas, ich danke Ihnen dafür«, sagte er und hielt die Akte hoch. »Ich nehme Ihr Angebot gerne an.«
    »Gut.«
    In diesem Augenblick klopfte es an der Tür, und Special Agent Warch kam mit besorgter Miene herein. Der Präsident wirbelte auf seinem Stuhl herum und blickte zu dem Mann auf, der für seine Sicherheit verantwortlich
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