Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Entfuehrung

Die Entfuehrung

Titel: Die Entfuehrung
Autoren: James Grippando
Vom Netzwerk:
nicht bestätigt, aber schon überall in den Medien. Ich habe den ganzen Abend versucht, Sie zu erreichen, aber Sie haben sich nicht gemeldet.«
    »Tut mir leid, aber ich habe überhaupt keine Anrufe entgegengenommen.«
    »Sie wollen wahrscheinlich die Party im Renaissance absagen. Heute Abend zu feiern wäre wohl unpassend.«
    Sie zögerte einen Moment und erinnerte sich an die Anweisungen der Entführer, nichts an ihren Plänen zu ändern. »Verlieren Sie kein Wort über die Party. Lassen Sie alles, wie es ist.«
    »Sie machen Witze.«
    »Tun Sie, was ich Ihnen sage. Ich werde es Ihnen später erklären. Ich muss jetzt gehen.« Sie legte auf und lugte durch den Glasausschnitt in der Tür. Harley telefonierte auf der anderen Seite des Raums. Er legte auf und kam zu ihr. Allison ließ ihn herein. Mit ernstem Gesichtsausdruck schloss er die Tür hinter sich.
    »Ich habe soeben die Laborergebnisse von dem Blut auf Mitch O'Briens Boot erhalten.«
    »Und?«
    »Eindeutig seins.«
    »Gibt es eine Chance, dass er den Überfall überlebt hat?«
    Harley schüttelte den Kopf. »Soweit ich es verstanden habe, war überall Blut. Er ist nicht mit einem gezielten Schuss getötet worden. Es sieht eher so aus, als wäre er gefoltert worden. Jemand muss versucht haben, Informationen aus ihm herauszuholen, und hat ihn dann umgebracht.«
    »Zum Beispiel darüber, ob er kürzlich mit Allison Leahy geschlafen hat?« überlegte sie.
    »Das würde zu dem passen, was Peter Ihnen im Park gesagt hat.«
    Sie wandte den Blick ab. Ihr steckte ein Kloß im Hals. »Glauben Sie, dass Peter es war?«
    »Er wäre nicht der erste eifersüchtige Ehemann, der den mutmaßlichen Liebhaber seiner Frau umbringt. Aber sehr wahrscheinlich hat er dafür jemand angeheuert.«
    »Denselben, den er angeheuert hat, um Kristen zu entführen?«
    »Und Emily«, sagte Harley. »Ich bezweifle, dass Ihr Mann mehr als einen Kontakt in die Unterwelt hatte. So einen Entführer findet man schließlich nicht in den Gelben Seiten.«
    Allison seufzte nachdenklich. »Peter hatte im Laufe der Jahre eine Menge Bodyguards. Sie begleiteten ihn wie der Secret Service auf Geschäftsreisen in Länder, in denen Amerikaner nicht wohlgelitten sind. Er nahm immer angesehene Sicherheitsfirmen. Meistens waren es Polizisten im Ruhestand, frühere FBI-Leute. Und dennoch hatte ich das Gefühl, dass einige von ihnen Bekanntschaften hatten, denen ich ungern begegnet wäre.«
    »Auf diese Weise könnte er leicht einen Killer gefunden haben. Aber nicht der gedungene Mörder hat ihm die Ideen in den Kopf gesetzt. Es war Peters Plan. Sein Bedürfnis, Sie zu kontrollieren.«
    Sie ließ sich auf einen Schreibtischstuhl fallen und schüttelte verwundert den Kopf. »Mitch O'Brien, ein trunksüchtiger Schürzenjäger. Peter Tunnello, ein eifersüchtiger Psychopath. Vielleicht sollte ich mal ein bisschen an meinem Männergeschmack arbeiten, was meinen Sie?« »Arbeiten Sie nur. Aber geben Sie uns nicht alle auf.« Sie blickte auf und sah ihm in die Augen. Er hielt ihrem Blick stand.
    »Und was denken Sie?« brach sie das Schweigen. »Worüber?«
    Sie ergriff die Perücken, die auf dem Tisch lagen, und redete übertrieben affektiert wie eine alberne Tussi. Sie hielt die braune Perücke hin. »Sollte ich vielleicht eine Brünette sein«, scherzte sie und hob dann die rote Perücke hoch, »oder lieber eine Rote?«
    Harley entdeckte den Schmerz hinter ihrem Lächeln. Mit Humor ließ sich sicherlich der schlimmste Verrat des Ehepartners leichter ertragen. »Ich lasse mich überraschen«, sagte er und verließ den Raum im Bewusstsein, dass das heute nur der zweitschlimmste Tag in Allisons Leben war.
    Messingkronleuchter erhellten den langen, herrschaftlichen Flur des Hotels St. George, eines historischen Gebäudes aus Granit. Alte Ölgemälde in Blattgoldrahmen hoben sich leuchtend von den mit Seide bespannten Wänden ab. Neunzig der fünfhundert Zimmer des Grand-Hotels befanden sich in der zweiten Etage. Wie üblich waren alle sieben Etagen voll belegt.
    Vincent Gambrelli ging mit starr geradeaus gerichtetem Blick über den weichen roten Teppichboden, der seine Schritte dämpfte. Er wühlte in seiner Manteltasche nach dem Stapel Code-Karten, mit denen sich die Türen öffnen ließen. Fünf hatte er insgesamt, für fünf verschiedene Zimmer. Diese hatte er während der vergangenen zwei Tage gemietet, jedes unter einem anderen Namen, in einer anderer Verkleidung und bei einem anderen Angestellten an der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher