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Die Entfuehrung

Die Entfuehrung

Titel: Die Entfuehrung
Autoren: James Grippando
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werden.« Howes Stimme klang schrill, obwohl er immer noch flüsterte. »Sie werden denken, dass ich der führende Kopf irgendeiner idiotischen Oliver-Stone-Verschwörung bin. Sie werden denken, dass es sich bei der Million Dollar um Schweigegeld oder um eine Abfindung handelt, die im letzten Augenblick gezahlt wird. Zumindest werden ihnen die Verbrecher vom Capitol Hill irgend so einen Blödsinn einreden wollen. Ich habe keine Lust, während meiner gesamten ersten Amtsperiode in Anhörungen vor dem Kongress verstrickt zu werden.«
    »General, wenn Sie heute Abend nicht diese Rede halten und anbieten, das Lösegeld zu zahlen, werden Sie keine erste Amtsperiode haben.«
    Der General nippte an seinem Glas. »Das glauben Sie ehrlich, Buck?«
    »Das glaube ich ehrlich. Sie müssen den Sympathiefaktor auf Ihrer Seite behalten, General. Wenn sich nämlich herausstellen sollte, dass der Tote im Park tatsächlich Allison Leahys Ehemann ist, könnte es passieren, dass sogar ich sie aus lauter Mitleid wähle.«
    Howe lutschte an einem Eiswürfel und zerkaute ihn. »Also gut, verdammt noch mal. Ich werde die Rede halten.«
    Aufgrund des Zeitdrucks konnte sich Allison nicht persönlich mit Tanya Howe treffen und ihr alles erklären. Die Fahrt zur Einsatzzentrale dauerte nicht einmal zwanzig Minuten, aber Allison wollte keine Minute länger mit ihrem Anruf warten. Sie konnte sich an mindestens zwei frühere Situationen erinnern, in denen sie Tanya hätte als erste anrufen müssen, aber es war beide Male Tanya gewesen, die sich gezwungen sah, sich bei ihr zu melden. Diese Peinlichkeit wollte sie nicht schon wieder erleben. Harley fuhr weiter durch die Stadt, während sie das Gespräch über ihren verschlüsselten Anschluss führte.
    Sie brauchte nur ein paar Minuten, um die Neuigkeiten mitzuteilen. Tanya hörte ihr still zu, ohne sie zu unterbrechen.
    »Tanya?« fragte Allison, als einige Sekunden des Schweigens vergangen waren. »Alles in Ordnung?«
    Tanya saß auf der Bettkante und starrte Kostens Foto auf dem Nachttisch an. Sie blinzelte mehrmals, als erwachte sie aus einem hypnotischen Zustand. Dass Allison Leahys Ehemann hinter der Entführung steckte, war das letzte, was sie erwartet hatte. »Was soll ich dazu sagen?«
    »Ich weiß, dass Ihnen das auch nicht hilft, aber mich hat es wahrscheinlich mehr überrascht als Sie.«
    Tanyas Lippen zitterten. »Vermutlich müsste ich jetzt Hochachtung empfinden, weil Sie mir das erzählt haben. Aber ich weiß nicht richtig, was ich fühle.«
    »Sie hätten allen Grund, mich zu hassen«, sagte Allison.
    »Nein. Ich hasse Sie nicht. Dann müsste ich auch meine Mutter hassen, weil sie mit meinem Vater verheiratet ist.«
    Ihre Stimme war plötzlich angespannt. »Oh, mein Gott. Mein Vater.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Ich habe ehrlich geglaubt, er oder einer seiner Freunde wären für die Entführung verantwortlich. Neulich nachts habe ich ihm angedroht, dass ich zum Fernsehen gehen und den Leuten genau erzählen würde, was ich denke, wenn Kristen nicht vor Öffnung der Wahllokale wieder zu Hause ist.«
    »Ich hoffe, dass sie bis dahin wieder zurück ist.« »Aber er setzt alle Hebel in Bewegung. Er strampelt sich ab und versucht, sie zurückzuholen. Meine Mutter hat mir erzählt, er hat vor, heute Abend im Fernsehen zu erklären, dass er das Lösegeld zahlen will. Wenn die Entführer das hören, was werden sie dann wohl machen?«
    Allison war ruhig, aber entschlossen. »Sie müssen ihn aufhalten. In den nächsten paar Stunden sollte niemand öffentlich über die Entführung reden. Vor allem nicht über ein Lösegeld.«
    »Wie stellen Sie sich das vor? Wie soll ausgerechnet ich meinen Vater zum Schweigen bringen?« »Es muss etwas geben, was Sie tun können.« Die Antwort kam zwar bedächtig, aber Allison konnte beinahe spüren, wie am anderen Ende der Leitung ein Entschluss gefasst wurde.
    »Ich kann mir nur eins vorstellen«, sagte Tanya. »Was?«
    »Das geht nur mich und meinen Vater etwas an.« Allison zögerte, aber nach dem Leid, das Peter ihr angetan hatte, stand es ihr nicht zu, Tanya gute Ratschläge zu erteilen. »Viel Glück, Tanya«, sagte sie aufrichtig. »Danke«, antwortete Tanya und legte auf.
    Tanya nahm ihr Adressbuch aus der Handtasche, schlug die entsprechende Seite auf und legte es neben sich auf die Tagesdecke. Sie öffnete die Schublade des Nachttischs. Kleingeld und Modeschmuck lagen sauber geordnet in kleinen Plastikeinsätzen. Dahinter stand eine metallene
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