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Die Entfuehrung der Wochentage

Die Entfuehrung der Wochentage

Titel: Die Entfuehrung der Wochentage
Autoren: Lena Kleine
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einer Spritze griff. Panisch schüttelte sie den Kopf. »Bitte nicht.«
    »Ich muss Gefahren minimieren. Und da ich dich nicht knebeln kann, ist es sicherer, wenn ich dich wieder betäube«, sagte er beinahe entschuldigend und legte erneut die Schlinge um ihren Oberarm. »Du wirst sehen, es geht ganz schnell und tut fast gar nicht weh.«
    »Bitte, sagen Sie mir doch, was für ein Dienstleister Sie sind, ich werde mich auch ruhig verhalten und Sie werden keine Drogen brauchen.« Vielleicht konnte sie sein Vertrauen gewinnen, gleichzeitig hoffte sie, durch das Gespräch mit ihm einer weiteren Bewusstlosigkeit entgehen zu können. »Sie haben mich doch aus einem bestimmten Grund nicht geknebelt? Wollen Sie mit mir reden?«
    Aber er zog ungeachtet ihrer Worte die Schlinge zu, bis das Blut in ihren Adern pulsierte und erläuterte sachlich: »Während oder kurz nach einer Narkose müssen die Atemwege frei sein, sonst ist das Risiko des Erstickungstods sehr hoch. Daher kann ich dir leider nichts in deinen Mund stopfen, auch wenn ich es gern würde. Aber es gibt ja noch andere Methoden, dich zum Schweigen zu bringen.«
    Sie neigte vorsichtig ihren Kopf, sodass sie einen besseren Blick auf ihren Entführer hatte, der in aller Seelenruhe die Spritze aufzog.
    Sofia fluchte innerlich. Sie hatte sich von ihren eigenen, absurden Schlussfolgerungen blenden lassen. Sie hatte wirklich angenommen, er hätte sie aus Gutmütigkeit von dem Knebel befreit, aber in Wahrheit steckte hinter seiner Freundlichkeit nur emotionsloses, professionelles Kalkül.
    Er lachte leise, als sie ihn wieder ansprach: »Sind Sie ein Auftragsmörder?«
    »Ja, aber … « Er klopfte auf ihre Vene und sah sie ein, zwei Atemzüge lang an, bevor er fortfuhr, »im Moment bist du sicher. Sonst würde ich mir ja keine Sorgen um den Knebel machen, nicht wahr?«
    Das war wahrlich kein Trost. Sie konnte sich vorstellen, dass der einzige Grund, warum sie noch lebte, die Neugierde ihrer Entführer war. Diese Verbrecher wollte wissen, was sie noch alles herausgefunden, und ob sie ihnen wirklich alle Materialien ausgehändigt hatte.
    Sie spürte die Nadelspitze auf ihrer Haut.
    »Warten Sie«, rief sie und er zögerte tatsächlich.
    »Ja?«, fragte er.
    »Wie viel wurde Ihnen gezahlt? Ich zahle das Doppelte.«
    Hoffnung flammte in ihr auf, als die Nadel regungslos über ihrer Armbeuge verharrte. Mit Auftragskillern ließ es sich vielleicht verhandeln.
    Interesse blitzte in seinen gräulich-blauen Augen auf. »So?«, hakte er nach. »Du willst mich also bestechen?«
    »Nein, nur besser bezahlen. Viel besser.«
    »Du verstehst mein Geschäft nicht, Süße. Schade, ich hatte dich für klüger gehalten. Leon hat mir viel von dir erzählt und deine Intelligenz gelobt, aber da scheint er sich geirrt zu haben.«
    Die Spritze wanderte wieder zu ihrer Vene.
    Panisch schnappte Sofia nach Luft. »Was muss ich bieten, damit Sie mich freilassen?«
    Er schmunzelte. »Was kannst du mir denn anbieten?«
    »Geld.«
    Er schüttelte gelangweilt den Kopf und seine Maske verrutschte ein Stück, sodass er sie wieder geraderücken musste. »Ach komm schon! Hast du nichts Besseres?«
    »Aktien?«
    Er setzte an.
    »Geld. Aktien. Meinen Körper. Alles zusammen.«
    »Oh, das hört sich verlockend an«, murmelte er und ein belustigter Unterton schwang in seinen Worten mit. »Aber ich muss leider ablehnen.«
    Die Nadel durchbrach die Haut, fand ihren Weg in ihre Ader und sie spürte den unangenehmen Druck der Flüssigkeit, die sich mit Gewalt in ihrem Gewebe verteilte.
    Er zog die Nadel heraus, drückte einen Wattebausch auf die Wunde und schmiss die Spritze weg. »Weiß du, mit was ich bezahlen würde, wenn ich dich nicht abliefere? Mit meinem Leben! Und das ist wertvoller als all deine Besitztümer. Daher, es tut mir leid, aber hier wird nicht verhandelt.«
    Seine Pranke legte sich um ihr Kinn und drehte ihren Kopf so, dass sie ihn anschauen musste, während ihr die Augen zufielen. »Du hast dich mit den falschen Leuten angelegt. So sieht’s aus.« Er ließ sie los. »Auch wenn es ein interessanter Schachzug von dir war.«
    Sie merkte, wie ihr die Sinne langsam schwanden, sie musste sich beeilen, wenn sie ihm noch etwas mittteilen wollte. »Ich habe Freunde, sie könnten Ihnen eine Geheimidentität verschaffen.«
    Er strich über ihre Wange. »Du hast keinen einzig wahren Freund. Sie haben dich alle verraten.«
    »Nein«, hauchte sie, eh sie den Kampf gegen das Schlafmittel verlor.
    Als sie dieses
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