Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Entfuehrung der Wochentage

Die Entfuehrung der Wochentage

Titel: Die Entfuehrung der Wochentage
Autoren: Lena Kleine
Vom Netzwerk:
gegen die grelle Mittagssonne an, die in sein Zimmer schien und ihn blendete. Ein Spalt in den Vorhängen ließ das Licht ungehindert hinein und auf sein Gesicht treffen.
    Aber das Sonnenlicht war nicht so heiß und störend wie Tom van Darksons bittere Miene. Der Herrscher stand am Fußende des Bettes und betrachtete ihn aus zornigen, funkelnden Augen, die ihn förmlich aufspießten und verschlangen.
    Tristan zupfte verlegen an den Verbänden, die man ihm fachmännisch angelegt hatte. Man hatte ihn also, nachdem er ohnmächtig geworden war, versorgt.
    »Warum …«, der Diener brach seinen Satz schon nach einem Wort ab und puhlte am Pflaster auf seinem Handrücken herum.
    Tom hob fragend, jedoch auch leicht genervt , seine Augenbrauen und deutete so an, dass er jetzt auch den Rest des Satzes hören wollte, was Tristan veranlasste, sich fester in die Matratze zu drücken.
    »Ja?!«, hakte der Herrscher ungeduldig nach und seine Stimme triefte vor Hohn. »Jetzt sprich schon, verschlimmern kannst du deine Lage sowieso nicht mehr. Also rede frei von der Leber weg, was dir auf deinem illoyalen Herzen liegt.«
    Die Spitze hatte gesessen. Getroffen biss sich der junge Diener auf seiner Lippe herum, die nach einem Faustschlag von Rene immer noch angeschwollen war. Der Herrscher, dem Mann, dem er ewige Treue schwor, nannte ihn einen Verräter, und er war es auch. Er hätte Sofia befreit und sie entkommen lassen, aber er liebte sie, er hatte ihr Leid nicht mehr ertragen.
    »Sei nicht so unhöflich«, tadelte ihn Darkson, als er immer noch schwieg.
    »Warum … hast du …«, Tristan schluckte die Spucke seinen brennenden Hals hinunter, »mich am Leben gelassen?«
    Tom lehnte sich nach vorne und stemmte seine Hände auf das Fußende des Bettgestells. Seine Mundwinkel verzogen sich grotesk nach oben, es war kein Lächeln, nicht einmal ansatzweise. »Weil du mein Spielzeug bist, Tris. Ich habe dich lange Zeit vernachlässigt, aber jetzt hast du wieder meine volle Aufmerksamkeit. Du hast sie dir redlich verdient und ich werde dich nicht enttäuschen, du wirst bekommen, wonach du seit Monaten schreist. Wir werden viel Zeit miteinander verbringen … « Er machte eine unnatürlich lange Pause, in der sich seine Lippen weiter nach oben verschoben, bevor er den Satz mit einem bedeutungsvollen Grinsen beendete: »Im Keller.«
    Tristan schloss seine Augen.
    »Bitte«, wisperte er. »Ich wollte dir nicht schaden.«
    »Oh doch, Tris. Du wolltest mich beklauen! Du wolltest mir etwas wegnehmen, was mir gehört, zudem ist das nicht dein einziges Vergehen in den letzten Tagen, wenn auch dein schwerstes.«
    Tristan hörte Stoff rascheln, dann senkte die Matratze sich ab, als er die Augen aufschlug, saß Tom neben ihm auf seinem Bett. Gedankenverloren strich der Herrscher erst die Bettdecke glatt, dann fuhr seine Hand in Tristans Haare und zog den Kopf des Dieners mit einem harten Ruck an seine Brust.
    Jetzt lehnte der Sklave mühsam schnaufend an dem Oberkörper von Darkson, und zwar so dicht, dass er dessen Herzschlag fühlen und hören konnte.
    »Was Samir und Alexa nicht geschafft haben, werde ich vollbringen, mein Junge. Du bist wie Sofia mein Eigentum, beinahe hättest du mir Beides genommen, das Mädchen und dich. Aber ich habe dich durchschaut, Sklave, du kannst mich nicht täuschen.«
    Darksons Herz hämmerte jetzt laut in Tristans Ohr, das gegen den Brustkorb gedrückt wurde. Und der junge Diener spürte, wie sein eigenes auch anfing, zu rasen.
    Die Worte des Herrschers machten ihm Angst. Große Angst.
    Die Handfläche des Herrschers tätschelte seinen Hinterkopf und gab ihm etwas mehr Bewegungsspielraum zurück, sodass er nicht mehr mit aller Gewalt gegen Darkson gepresst wurde.
    »Ich bin dein Eigentum«, murmelte Tristan.
    »Ja, das bist du.«
    Endlich ließ der Herrscher komplett von ihm ab und der junge Diener rieb seinen schmerzenden Nacken, während er vorsichtig von dem Mann wegrutschte.
    »Sofia wird mit dir im Keller sein«, sagte der Herrscher in einem beiläufigen Tonfall, während er aufstand und Tristan einen langen Blick schenkte. »Falls dir das ein Trost ist.«
    Tristan wurde kalkweiß, er schüttelte seinen Kopf. Nein, nein! Das war ganz sicher kein Trost! Dafür hatte er nicht sein Leben riskiert!
    Der Herrscher lächelte kalt, als er die heftige Reaktion seines Sklaven mit einem zufriedenen Brummen betrachtete.
    »Wir drei werden viel Spaß miteinander haben«, meinte Tom. »Aber dafür musst du ausgeruht sein.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher