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Die Entfuehrung der Wochentage

Die Entfuehrung der Wochentage

Titel: Die Entfuehrung der Wochentage
Autoren: Lena Kleine
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taumelte.
    Sie wurde hochgehoben. Wieder eine Ladefläche , schoss es Sofia durch den Kopf, aber dieses Mal stand irgendetwas in der Mitte und in ihrem Weg, was ein Weiterkommen verhinderte.
    Schwere Stiefel dröhnten auf den Wagenboden. Ihr Entführer war wohl ebenfalls in den Innenraum gesprungen. Wieder krachten Türen und der eisige Wind erstarb.
    Unsicher drehte Sofia sich um die eigene Achse, orientierungslos blieb sie stehen.
    Finger berührten ihre Handgelenke und sie zuckte zusammen. Metall schlug auf den Boden und sie konnte ihre Arme wieder frei bewegen. Jemand hatte die Handschellen aufgeschlossen. Ungläubig rieb sie sich die wunden Stellen.
    Kräftige Fingerspitzen drückten sich gegen ihr Brustbein. Sie ruderte mit ihren Armen, verlor den Halt und landete auf einem Polster. Sie schlug in eine wage Richtung, in der sie ihren Angreifer vermutete, aber ihre Hände glitten ins Leere. Wütend startete sie eine weitere Attacke und bekam den Stoff ihrer eigenen Maske in die Finger.
    »Das würde ich an deiner Stelle nicht tun!«, sagte eine dunkle Stimme ruhig. »Sonst muss ich dich bestrafen.«
    Sie hielt inne. Die Stimme war neu, unbekannt, es war nicht mehr Leon, der hier vor ihr stand und sie bedrohte. Ein harter und unerwarteter Stoß gegen ihren Brustkorb brachte sie zum Umfallen. Ihr Rücken lag jetzt vollkommen auf dieser gepolsterten Bank.
    Es fühlte sich ein wenig wie eine Liege oder ein Stuhl an. Ihre Hände krallten sich an das weiche Etwas und sie lauschte, wo der Mann im Raum ungefähr stehen könnte. Dadurch, dass er sie angesprochen hatte, wusste sie nur, dass es nicht mehr Leon war, der hier im Wagen mit ihr verweilte.
    Sie ertastete das Ding, auf dem sie lag, genauer. Es musste wirklich eine Liege sein. Aber wozu sollte das Gut sein?
    Ihre Frage wurde schneller beantwortet, als es ihr lieb war, denn jemand schwang sich auf sie und die Schenkel des Manns drückten sie nieder.
    Wie wild schlug sie ihm ihre Hände entgegen und wollte ihn herunterwerfen, aber er angelte sich erst ihren linken Arm und zwang ihn nieder. Weiches Leder legte sich über ihr Handgelenk und mit einem Ruck wurde es an der Liege fixiert, dann folgte ihr rechter Arm.
    Sie begriff, was er vorhatte und sie war nicht gewillt, sich ihm hilflos ausliefern zu lassen. Hatte sie zuvor unter Schock gestanden, würde sie ihm jetzt das Leben schwer machen. Sie teilte kräftige Tritte aus, als er ihren rechten Arm ebenfalls mit seiner Körperkraft in die Fesseln zwingen wollte, aber er ließ sich von seinem Vorhaben nicht abbringen. Sie hörte nur ein schmerzvolles Aufzischen, als sie ihm ihre Fingernägel in den Unterarm krallte.
    »Du verdammtes Biest!«, schrie er und seine Beine pressten sich fester um ihren Oberkörper, sodass ihr das Atmen schwer fiel.
    Jetzt war es Sofia, die gequält aufstöhnte. Sie löste ihre Nägel aus seinem Fleisch und augenblicklich ließ der Druck auf ihre Lungenflügel nach. Er hatte seine Umklammerung gelockert.
    »Siehst du«, raunte er. »Alles hat Konsequenzen. Positive oder negative, je nachdem, wie du dich verhältst. Verstehst du diesen einfachen Grundsatz?«
    Sie nickte.
    »Braves Mädchen.«
    Braves Mädchen. Dieser verfluchter Mistkerl, was erlaubte er sich? Sie begehrte erneut gegen ihn auf, aber seine Knie trieben sich in ihre Seiten und sie hörte ihn gefährlich leise flüstern: »Willst du es wirklich drauf ankommen lassen, dass ich böse werde?«
    Sie schluchzte. Sie wollte sich ihm nicht ausliefern. Auf keinen Fall. Sie drehte sich in seinem Griff, riss an der Fessel und probierte zeitgleich, mit der freien Hand den Gurt am linken Handgelenk zu lösen.
    »Gut«, hörte sie ihn sagen. »Gehen wir zu Plan B über.«
    Plan B? Für einen Moment verharrte sie ruhig auf der Liege. Ihr Herz pochte. Zu ihrer großen Überraschung stieß er ihr nicht wieder seine Beine in den Oberkörper, sondern stieg von ihr herunter.
    Was hatte er vor? Egal. Sie musste die Chance nutzen. Sie wälzte sich auf die Seite und zerrte mit der rechten Hand an dem Gurt, den sie blind ertastet hatte. Sie fand den Mechanismus zum Öffnen nicht.
    »Die Fessel ist mit einem Schloss versehen, meine Liebe. Die kriegst du nicht auf«, ertönte seine Stimme amüsiert direkt neben ihrem Ohr.
    Ihre Hand wanderte augenblicklich wieder zu ihrer Maske. Sie konnte mit dem verdammten Ding nichts sehen, vielleicht war dort ein Schloss, vielleicht log sie ihr Entführer auch nur an. Gleichzeitig riss sie mit dem gefesselten Arm
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