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Die Entfuehrung der Wochentage

Die Entfuehrung der Wochentage

Titel: Die Entfuehrung der Wochentage
Autoren: Lena Kleine
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sich. Sie hörte, wie das Schloss rasselte. Man hatte sie eingesperrt.
    Völlig fertig ließ sie sich auf die Pritsche sinken und stützte ihren Kopf in die Hände. Was sollte sie tun? Sie hob ihr Gesicht aus den Handflächen und untersuchte den Raum genauer, kein Fenster, kein Möbelstück, nur diese Stahltoilette. Nichts, woraus sie eine Waffe basteln könnte. Ihr Entführer hatte Recht, er war ein Profi und diese Bestätigung trug nicht zu ihrer Beruhigung bei.
    Ihre Augen wanderten zur Decke. Neonröhren. Vielleicht ließen die sich zerschlagen und aus den Scherben Klingen herstellen?
    Sie stellte sich auf die Pritsche und streckte ihren Arm aus. Sie konnte die Röhre beinahe berühren, es fehlten nur wenige Zentimeter. Sie keuchte verbissen auf. Ihre Zehen schmerzten unter dem Gewicht, welches sie tragen mussten, als sie sich der Lichtquelle entgegenreckte. Mit dem Zeigefinger konnte sie schon die Oberfläche der Lampe erfühlen, doch plötzlich zerriss eine metallische Stimme die Stille ihres Gefängnisses.
    »Was soll denn das werden? Nennst du das kooperativ?!«
    Verwirrt drehte Sofia den Kopf und entdeckte einen kleinen Lüftungsschacht, aus dem es verdächtig knackste.
    »Ja genau, hier ist die Überwachungskamera und der Lautsprecher.«
    Sie hörte ihn lachen.
    Sie warf dem vergitterten Schacht ein zorniges Stirnrunzeln zu und sprang von dem Bett. Sie bückte sich, hob die Decke auf und ging auf den Schacht zu.
    »Bettelst du bereits jetzt um Strafe?«, mahnte er sie, als er bemerkte, was sie vorhatte.
    Sie knüllte die Decke zusammen, sprang hoch und verhakte sie im Gitter.
    »Bastard«, schrie sie. »Ich lass mich von dir nicht einschüchtern.« Sie hatte keine Lust mehr auf vorgetäuschte Höflichkeit. Sie würde ihren Entführer nicht mehr mit „Sie“ anreden. Er war es nicht wert, dass man ihm Achtung entgegenbrachte. Bastard war die einzig richtige Ansprache für einen solch miesen Typen.
    Wenig später hörte sie Schritte, dann das Klicken des Schlosses und der Maskierte trat ein. Er lehnte sich gegen die Wand, die Arme verschränkt, den linken Fuß angewinkelt hinter sich abgestützt.
    Er sah sie nicht an, als er leise befahl:. »Entferne die Decke und setz dich danach auf die Pritsche.«
    »Nein«, erwiderte sie ihm trotzig.
    Er lächelte matt. »Ich bin stärker als du. Muss ich dir das wirklich beweisen oder gehorchst du jetzt?«
    Die Gelassenheit seiner Stimme erschreckte sie. Er war nicht böse, eher genervt. So als hätte er dieses Szenario schon hunderte Male durchgespielt.
    Als sie nicht reagierte, hob er nun doch seinen Kopf und seine Augen sprachen Bände. »Ich zähle bis drei. Wenn du bis dahin meiner Aufforderung nicht nachgekommen bist, muss ich das als Regelverletzung ansehen.«
    Bockig blieb sie regungslos stehen.
    »Eins.«
    Sofias Wangen begannen vor Aufregung zu glühen. Ihr Entführer gehörte zu den Mitarbeitern von Marelando, Mitleid oder Gnade konnte sie nicht erwarten. Aber wenn sie jetzt nachgab, war dann ihr Wille nicht schon gebrochen, bevor es überhaupt angefangen hatte?
    »Zwei.« Er sah sie fragend an.
    Sie leckte sich über ihre spröden Lippen und ihre Hand streckte sich zitternd nach dem Stofftuch aus.
    »Zwing mich nicht, die letzte Zahl auszusprechen.«
    Ihre Finger schlangen sich um den Zipfel der verschlissenen Decke. Er beobachte sie erwartungsvoll und raunte: »Denk daran, ich habe dir zwei Befehle gegeben. Bevor ich die drei ausgesprochen habe, möchte ich die Luke frei und dich auf der Pritsche haben.«
    Sie zog die Decke heraus.
    »Drei.«
    Ungläubig hörte sie, wie er die finale Zahl aussprach. Das war gemein, sie hatte keine Chance gehabt, rechtzeitig das Bett zu erreichen.
    »Gib mir das Bettzeug«, forderte er sie auf. Sie ging mit langsamen Schritten auf ihn zu und drückte ihm den Stofffetzen in die Hand.
    »Dreh dich um«, kam die nächste Anweisung.
    »Aber … «
    »Dreh dich um«, sagte er noch einmal eindringlicher. »Sonst machst du es nur noch schlimmer.«
    Nur in Unterwäsche bekleidet wandte sie sich um und blickte ihn ängstlich über ihre Schulter hinweg an. Ihr Rücken lag ungeschützt vor ihm und es behagte ihr nicht, ihn nicht sehen zu können, denn er war gekonnt aus ihrem Blickfeld entschwunden.
    »Augen geradeaus.«
    Sie biss sich nervös auf ihren Lippen herum. Was hatte er vor? Sie hatte eine Vorahnung, die ihr gar nicht gefiel. »Ich werde mich ab jetzt an die Regeln halten«, wimmerte sie.
    »Mhm«, kam es gelangweilt hinter
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