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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde
Autoren: Jules Verne
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ihre Verachtung des Fleisches und Vorliebe für Näschereien, ihre Leidenschaft für den Wein, ihre Gewohnheit, sehr wichtige Angelegenheiten nur zu verhandeln, wenn sie übermäßig getrunken haben, ihre Neugierde bezüglich fremder Gebräuche, ihre Sucht nach Vergnügungen, aber auch ihre kriegerischen Tugenden, den Ernst, mit dem sie sich der Erziehung der Kinder hingeben, ihre Achtung vor dem Leben des Menschen, selbst des Sklaven, ihren Abscheu vor der Lüge und dem Schuldenmachen, ihr Entsetzen vor jedem Leprösen (Aussätzigen), dessen Krankheit ihnen der Beweis war, daß »der Unglückliche sich gegen die Sonne versündigt habe«.
    Indien im Sinne Herodot’s umfaßt nach Virien de Saint-Martin nur das von fünf Strömen bewässerte eigentliche Pendschab (Pentapotamien) nebst Afghanistan. Dorthin wandte der junge Reisende seine Schritte, als er Persien verließ. Nach ihm bilden die Indier das zahlreichste aller bekannten Völker. Ein Theil derselben hat feste Wohnsitze, der andere führt ein Nomadenleben. Die Bewohner des Ostens, die Padeer, tödten die Kranken und Greise und zehren sie auf. Die im Norden, die besten und gewerbfleißigsten Aller, schlämmen goldhaltigen Sand. Indien stellt nach Herodot das östlichste bewohnte Land dar, und er bemerkt dazu »daß das die äußersten Enden der Erde jedes seinen Theil von dem Schönsten besitze, was jene überhaupt zu bieten habe, wie z.B. Griechenland die angenehmste Temperatur in allen Jahreszeiten«.
    Der unermüdliche Herodot zieht nun nach Medien. Er liefert eine Geschichte der Völker, welche zuerst das Joch der Assyrier abschüttelten. Die Medier gründeten die ungeheure, von sieben concentrischen Mauern umschlossene Stadt Ekbatana und wurden durch den König Dejoces zu einem zusammengehörigen Volke vereinigt. Nach Ueberschreitung der Berggrenzen zwischen Medien und Kolchis drang der griechische Reisende in das durch Jason’s Heldenthaten berühmt gewordene Land ein und studirte mit der ihm eigenen Gründlichkeit dessen Sitten und Gebräuche.
    Herodot scheint die Topographie des Kaspischen Meeres vollkommen gekannt zu haben. Er sagt, »es bilde ein Meer für sich selbst« und stehe mit keinem anderen in Verbindung. Seinen Angaben nach ist der Kaspis-See begrenzt im Westen durch den Kaukasus, im Osten durch eine ungeheure Ebene, die von den Massageten bevölkert ist, welche wohl zum Stamme der Scythen gehören könnten, eine von Arrien und Diodorus von Sicilien befürwortete Annahme. Diese Massageten beten die Sonne an und opfern ihr zur Ehre Pferde. Herodot erwähnt hier zwei große Ströme, deren einer, der Araxes für die Wolga, der andere, der Ister, für den Don zu halten wäre.
    Von hier aus geht der Reisende nach Scythien. Er betrachtet die Scythen als eine Vereinigung verschiedener Stämme, welche das zwischen der Donau und dem Don gelegene Land, zum größten Theil also ein beträchtliches Stück des europäischen Rußland bewohnen. Sie huldigen der grausamen Gewohnheit, ihren Gefangenen die Augen auszustechen, und sind keine Ackerbauer, sondern nur Nomaden. Herodot erzählt verschiedene Fabeln, welche die Abstammung der Scythen in tiefes Dunkel hüllen und in denen Herkules eine hervorragende Rolle spielt. Dann zählt er die verschiedenen Völker und Stämme auf, welche diese Nation zusammensetzen, doch scheint es nicht, als habe er die Gebiete nördlich vom Pontus Euxinus persönlich in Augenschein genommen. Er geht dann auf eine sehr specielle Beschreibung der Sitten jener Völkerschaften ein und läßt sich von seiner Bewunderung für den Pontus Euxinus, das ungastliche Meer, ganz auffallend hinreißen. Seine Größenangaben für das Schwarze Meer, den Bosporus, die Propontis und das Aegäische Meer sind ziemlich zutreffend. Er benennt des Weiteren die großen Ströme, welche sich in das erstere ergießen, als: den Ister oder die Donau, den Borysthenes oder Dnieper, den Tanaïs oder Don, und schließt mit der Erzählung, auf welche Weise zwischen den Scythen und den Amazonen erst ein Bündniß, später eine wirkliche Bereinigung zu Stande gekommen sei, woraus es sich erklärt, daß die Jungfrauen des Landes nicht eher heirathen dürfen, bevor sie nicht einen Feind erlegt haben.
    Nach einem kurzen Aufenthalte in Thracien, während dessen er die Gothen als die hervorragendste Völkerschaft desselben erkannte, langte Herodot in Griechenland, dem Endziele seiner Reisen, an, wo er die letzten für sein Geschichtswerk nöthigen Documente
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