Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Eroberer sieben ganze Monate zur Durchforschung seines Deltas; dann ging Nearchus unter Segel und folgte dem Ufer, das heut die Küste des Königreichs Belutschistan bildet.
    Nearchus stach am 2. October in See, d. h. einen Monat zu zeit als daß der Winter-Mousson seinen Kurs hätte begünstigen können. Im Beginn der Fahrt hatte er also mit mancherlei Widerwärtigkeiten zu kämpfen und nach den ersten vierzig Tagen kaum achtzig Meilen nach Westen zurück gelegt. Seine ersten Ankerplätze wählte er in Stura und Coreestis, zwei Namen, welche man mit keiner der heutigen Küstenplätze in Verbindung zu bringen vermag. Dann langte er bei der Insel Crocala an, welche die heutige Bai von Caranthey bildet. Von dem Winde gedrängt, flüchtete die Flotte nach Umseglung des Cap Monze in einen natürlichen Hafen den der Admiral mit Befestigungen versehen lassen mußte, um sich gegen die Angriffe der Barbaren, der heutigen Sangarier, zu vertheidigen, welche noch in unserer Zeit ihr Unwesen als Seeräuber treiben.
    Vierundzwanzig Tage später, am 3. November, lichtete Nearchus wiederum die Anker. Heftige Winde nöthigten ihn wiederholt, die Küste anzulaufen, wobei er stets gegen Ueberfälle durch die Arabiten, die wilde Belutschen unserer Tage, auf der Hut sein mußte, welche die orientalischen Historiker, »als eine barbarische Völkerschaft mit langen, ungeordneten Haaren, nie verschnittenem Barte und als den Bäumen oder Bären ähnlich schildern«. Bisher hatte die macedonische Flotte immerhin noch kein ernsthaftes Unfall betroffen, am 10. November jedoch wehte ein so heftiger Wind der der offenen See her, daß zwei Galeeren und ein Transportschiff dabei zu Grunde gingen. Nearchus ankerte darauf nochmals vor Crocala und nahm dort einen neuen Vorrath von Getreide ein, den ihm Alexander nachgesenkt hatte. Jedes Schiff erhielt dabei für zehn Tage Nahrungsmittel.
    Nach verschiedenen kleineren Vorkommnissen zur See und einem kurzen Kampfe mit den Barbaren erreichte Nearchus die äußerste Grenze des Gebietes der Oriten, welche durch das Cap Moran der modernen Geographie bezeichnet wird. In seinem Berichte hierüber behauptet Nearchus, daß die Sonne zur Mittagszeit die irdischen Gegenstände in verticaler Richtung beschienen und folglich keinen Schatten erzeugt habe. Offenbar unterliegt er hier einer Täuschung; sie stand zu dieser Zeit über der südlichen Halbkugel der Erde im Wendekreise des Steinbocks, während die Schiffe Nearchus’ stets noch einige Grade vom Wendekreise des Krebses entfernt blieben, so daß die genannte Erscheinung auch zu Anfang des Sommers nicht hätte eintreten können.
    Die Seefahrt gestaltete sich günstiger, als der Ost-Mousson stetiger geworden war. Nearchus folgte nun der Küste der Ichthyophagen, d.h. der Fisch-Esser, arme Völkerstämme, denen es an Weiden vollkommen fehlt, so daß sie ihre Heerden mit Erzeugnissen des Meeres ernähren müssen. Von Neuem gingen der Flotte nun die Lebensmittel aus. Sie umschiffte das Cap Posmi. Dort verschaffte sich Nearchus einen einheimischen Lootsen, und die Fahrzeuge kamen, von günstigen Landwinden getrieben, ziemlich schnell vorwärts. Die Küste erschien hier minder trostlos. Da und dort schmückten sie vereinzelte Bäume. Nearchus erreichte eine kleine, von ihm nicht namentlich aufgeführte Stadt der Ichthyophagen, wo er sich wegen Mangels an Proviant durch Ueberrumpelung neuer Vorräthe bemächtigte, zum Nachtheil der Eingebornen, welche der Gewalt weichen mußten.
    Die Schiffe liefen von hier aus Canasida an, worunter das spätere Churbar zu verstehen ist, dessen Ruinen man noch heute in der Bai gleichen Namens findet. Jetzt fing auch das Mehl an auszugehen. Nearchus ankerte nach einander in Canate, Trois und Dagasira, ohne bei deren ärmlicher Bevölkerung Gelegenheit zur Erneuerung seiner nothwendigsten Vorräthe zu finden. Die Seefahrer besaßen nun weder Fleisch noch Brot und konnten sich doch nicht entschließen, Schildkröten zu verzehren, welche der dortige Strand in großen Mengen liefert.
    Nahe der Einfahrt in den Persischen Meerbusen traf die Flotte auf eine ganze Heerde Walfische. Voller Entsetzen wollten die Matrosen entfliehen. Nearchus wußte sie jedoch durch sein Zureden zu ermuthigen und ließ die wenig gefährlichen Ungeheuer angreifen, wodurch er die Heerde bald zerstreute.
    Auf der Höhe von Carmanien angekommen, änderten die Schiffe ein wenig den früheren Kurs nach Westen und hielten sich mehr nordwestlich. Hier waren die Ufer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher