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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde
Autoren: Jules Verne
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Absicht, den nördlichen Theil der indischen Halbinsel zu durchziehen, gelangte nach Mathoura, einer Stadt der heutigen Provinz Agra, und bewegte sich nach Ueberschreitung der großen Salzwüste im Osten des Indus durch ein Land, welches Fa-Hian »das Central-Königreich« nennt, »dessen ehrsame und fromme Bewohner ohne Behörden, ohne Gesetze, aber auch ohne Verbrechen, ohne ihre Nahrung von irgend einem lebenden Geschöpfe zu beziehen, ohne Fleischer und Weinhändler glücklich leben in Ueberfluß und Freude, unter einem Klima, in dem Wärme und Kälte sich die Wage halten«. Dieses Reich aber ist Indien.
    Weiter im Südosten besuchte Fa-Hian den jetzigen District Feroukh-abad, auf welchen der Legende nach Buddha, als er auf dreifacher Treppe mit kostbaren Stufen vom Himmel herabstieg, einst den Fuß setzte. Der geistliche Reisende verbreitet sich dabei ausführlich über die Satzungen des Buddhismus. Von da aus begab er sich zu einem Besuche nach der Stadt Kanndje, am rechten Ufer des Ganges, den er übrigens den Heng nennt. Hier ist vorzugsweise das Land Buddha’s. Ueberall, wo der Gott sich gesetzt hatte, errichteten die Gläubigen hohe Thürme. Unsere frommen Pilger verfehlten nicht, sich nach dem Tempel von Tchihuan zu begeben, wo Foë sich fünfundzwanzig Jahre lang freiwilligen Selbstkasteiungen unterzogen hatte, und als sie im Anschauen der Oertlichkeit versunken waren, an der Foë einst fünfhundert Blinden die Sehkraft wiedergab ».ging den gottergebenen Wanderern ein lebhafter Stich durch das Herz«.
    Sie nahmen ihren Weg wieder auf und gingen nach Kapila, nach Gorakhpour, an der Grenze Nepals, nach Kin-i-na-kie – lauter durch Foë’s Wunderthaten berühmte Orte – und kamen in dem Delta des Ganges nach der Stadt Palian-fu, im Königreiche Magadha. Es war das ein reiches Land, bewohnt von einer mitleidigen, Gerechtigkeit liebenden Bevölkerung, welche gern philosophische Discussionen pflegte.
    Nach Ersteigung des Pics von Vautour, der sich nahe den Quellen der Flüsse Dadher und Banurah erhebt, begab sich Fa-Hian in das Ganges-Thal hinab, besuchte den Tempel von Issi-Patene, wo früher »fliegende« (d. h. ambulante) Magier ihr Wesen trieben, und erreichte Benares, in dem »glänzenden Königreiche«, und noch weiter flußabwärts To-mo-li-ti, an der Mündung des heiligen Stromes, nahe der Stelle, welche das heutige Calcutta einnimmt.
    Zur Zeit seiner Anwesenheit daselbst rüstete sich eben eine Karawane von Kaufleuten, in See zu stechen und nach der Insel Ceylon zu gehen. Fa-Hian nahm Passage auf einem der Schiffe und landete nach vierzehntägiger Ueberfahrt an der Küste des alten Taprobane, über welches der große griechische Kaufmann Jambulos einige Jahrhunderte vorher so merkwürdige Berichte geliefert hatte. Der geistliche Chinese fand in diesem Reiche noch alle die sagenhaften Ueberlieferungen, die auf den Gott Foë Bezug haben, und verweilte hier, mit bibliographischen Untersuchungen beschäftigt, zwei volle Jahre. Er verließ Ceylon wieder, um sich nach Java zu begeben, das er nach sehr schlechter, stürmischer Ueberfahrt erreichte, während welcher, »man bei dunklem Himmel nichts Anderes sah als große, einander durchkreuzende Wogen, feurige Blitze, riesige Schildkröten, Krokodile, See-Ungeheuer und andere Wunder«.
    Nach fünfmonatlichem Aufenthalte auf Java schiffte Fa-Hian sich nach Canton ein; wiederum wehten ihm die Winde sehr ungünstig und er landete, nach tausend Mühsalen und Gefahren, in dem heutigen Chan-toung; nachdem er dann noch einige Zeit in Nan-king verweilt, kehrte er endlich nach Si-an-fu, seiner Vaterstadt, nach achtzehnjähriger Abwesenheit zurück.
    So lautet der Bericht über diese Reise, von welcher eine ausgezeichnete (französische) Uebersetzung Abel de Rémusat’s vorhanden ist, der darin höchst interessante Einzelheiten über die Gewohnheiten der Tataren und Indier, vorzüglich über deren religiöse Gebräuche mittheilt.
    Dem chinesischen Mönche folgt im 6. Jahrhundert der chronologischen Ordnung nach ein egyptischer Reisender, Namens Cosmas Indicopleustes, welchen Namen Charton mit: »Kosmographischer Indien-Fahrer« übersetzt. Es war das ein Kaufmann aus Alexandrien, der nach einem Besuche Aethiopiens und eines Theiles von Asien bei seiner Rückkehr Mönch wurde.
    Sein Reisebericht führt den Titel, »Christliche Topographie des Universums«. Von den eigentlichen Reisen seines Verfassers erzählt es so viel wie nichts. Kosmographische Abhandlungen,
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