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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde
Autoren: Jules Verne
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zum Beweise, daß die Erde viereckig und nebst den anderen Gestirnen in einem mehr langen als breiten Kasten eingeschlossen sei, bilden die Einleitung jenes Werkes, dann folgen Darlegungen der Functionen der Engel und eine Beschreibung des Kostüms der hebräischen Priester. Im Weiteren liefert Cosmas eine Naturgeschichte des Thierreiches von Indien und Ceylon und erwähnt dabei das Rhinoceros, den Riesenhirsch, den man zu häuslichen Dienstleistungen abrichtet, die Giraffe, den wilden Ochsen, das Bisamthier, welches, »um seines wohlriechenden Blutes willen« gejagt wird, das Einhorn, das er nicht für ein fabelhaftes Thier hält, den Eber, den er den Schweinshirsch nennt, das Flußpferd, den Seehund, den Delphin und die Schildkröte. Nach dem Abschnitte von den Thieren beschreibt Cosmas die Pfefferstaude, eine schwache, sehr empfindliche Pflanze, ebenso wie die zartesten Weinreben, und den Cocosbaum, dessen Früchte einen so milden Saft haben wie die grünen Nüsse.
    Seit der ersten Zeit der christlichen Aera schon lag es den Gläubigen am Herzen, die heiligen Stätten, die Wiege der neuen Religion, zu besuchen. Solche Pilgerfahrten häuften sich mehr und mehr, und die Geschichte hat uns viele Namen hervorragender Persönlichkeiten aufbewahrt, welche sich in der ersten Zeit des Christenthums nach Palästina begaben.
    Einer dieser Pilger, der fränkische Bischof Arculph, der gegen Ende des 7. Jahrhunderts lebte, hat einen umständlichen Bericht über seine Reise hinterlassen.
    Er beginnt mit der topographischen Lage Jerusalems und beschreibt die Mauer, welche die heilige Stadt umschließt. Dann sucht er die über dem heiligen Grab errichtete Kuppelkirche auf, ferner die Grabstätte Christi selbst, den Stein, der diese einst verschloß, die Kirche St. Maria, die Kirche auf dem Calvarienberg und die Basilica Constantin’s, auf der Stelle, wo einst das echte Kreuz gefunden wurde. Diese verschiedenen Kirchen bilden einen einzigen Complex von Gebäuden, der auch das Grab Christi und den Calvarienberg, auf dessen Gipfel der Erlöser gekreuzigt ward, mit umfaßt.
    Arculph begiebt sich nachher in das, östlich von der Stadt gelegene Thal des Josaphat, wo sich die Kirche über dem Grabe der heiligen Jungfrau und dem Grabe Absalon’s erhebt, welche er, »Josaphat-Thurm« nennt. Dann ersteigt er den Oelberg, der jenseits des genannten Thales liegt, und betet dort in derselben Grotte, in welcher Jesus einst sein Gebet verrichtete. Hierauf begiebt er sich nach dem Berge Zion, im Süden vor der Stadt gelegen; er erwähnt beiläufig des ungeheuren Feigenbaumes, an dem sich der Sage nach Judas Ischariot erhenkte, und besuchte auch die jetzt zerstörte Kirche des Cönakels.
    Der Bischof wanderte durch das Thal des Siloah um die Stadt herum und am Bette des Baches Kidron hin nach dem Oelberge, der reich mit Weizen und Gerste bestanden war, auch viele Kräuter und Blumen trug, und er beschreibt auf einem der drei Gipfel des Hügels die Stelle, von der aus Christus gen Himmel gefahren sein soll. Dort haben die Gläubigen eine große, runde Kirche mit fünf Bogeneingängen errichtet, welche, ohne Dach oder Wölbung, nach oben zu offen ist. »Man hat das Kirchen-Innere nicht überwölbt,« heißt es in des Bischofs Berichte, »damit von der Stelle aus, an welcher die Füße des Herrn zum letzten Male die Erde berührten, bevor er sich auf einer Wolke zum Himmel erhob, bis ebendahin der Weg offen bleibe für die Gebete der Gläubigen. Denn als man die Kirche, von der wir sprechen, erbaute, war man nicht im Stande, die Stelle, auf der die Füße des Herrn geruht hatten, mit Steinen zu belegen. Sobald man die Marmorplatten dahin wälzte, spie sie gleichsam die Erde, im Unmuthe darüber, ein Werk von Menschenhand tragen zu sollen, wieder, ja, sofort vor den Augen der Arbeiter aus. Als untilgbaren Beweis bewahrt der Erdboden noch immer den Eindruck des göttlichen Fußes, und erscheint, trotzdem, daß die frommen Gläubigen täglich von dem geweihten Staube sammeln, immer wieder.«
    Nachdem er die Mark von Bethanien, mitten in dem großen Oelbaumwalde besucht, wo sich Lazarus’ Grab findet, nebst der Kirche rechts von der Stelle, an der sich Christus mit seinen Jüngern zu unterhalten pflegte, begab sich Arculph nach Bethlehem, das zwei Stunden von der heiligen Stadt, im Süden des Thales von Zephraïm erbaut ist. Er beschreibt die Stätte der Geburt des Herrn, eine Art natürlicher Grotte am Ost-Ende des Städtchens, mit einer von der
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