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Die englische Freundin

Die englische Freundin

Titel: Die englische Freundin
Autoren: Tracy Chevalier
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mitgebracht? Die Ladies’ Cabinet of Fashion oder die Illustrated London News ?«
    Honor schüttelte den Kopf.
    Â»Schade. Ich hätte mir gern Hüte daraus abgezeichnet. Übrigens, wenn Sie Ihre Haube suchen – die habe ich hier.« Belle Mills deutete auf ein Regal hinter ihr. Honors zartgrüne Haube, bei der Kopf und Krempe zu einer horizontalen Linie verschmolzen, war über einen Holzblock gezogen worden. »Sie brauchte ein wenig Aufmerksamkeit. Ich habe sie ordentlich abgebürstet und mit Stärkewasser besprüht. Geben Sie ihr noch eine Stunde, dann hat sie wieder ihre alte Form. War es eine Neuanschaffung für die Reise?«
    Â»Meine Mutter hat sie gemacht.«
    Belle nickte. »Geschickte Hände. Können Sie auch so gut nähen?«
    Noch besser, dachte Honor, sagte aber: »Sie hat es mir beigebracht.«
    Â»Vielleicht können Sie mir zur Hand gehen, solange Sie hier sind. Ich habe gerade den Osterhauben-Ansturm hinter mir, normalerweise ist um diese Zeit nicht viel los, aber weil es plötzlich heiß geworden ist, wollen die Damen der Stadt jetzt alle neue Hauben oder neuen Hutschmuck haben.«
    Honor nickte verwirrt. Eigentlich hatte sie nicht vorgehabt, länger in Wellington zu bleiben. Faithwell lag nur noch sieben Meilen weit entfernt, und sie könnte sich bestimmt einen Bauern suchen, der sie auf dem Wagen mitnahm, oder einen Jungen mit einer Nachricht zu Adam Cox schicken, damit er sie holen kam. Allerdings graute ihr vor der Begegnung mit Adam Cox, denn sie wusste nicht, ob sie ihm ohne Grace überhaupt willkommen sein würde.
    Donovan unterbrach ihre Gedanken. »Herrgott noch mal, redet ihr Mädels eigentlich nie über etwas anderes als über Kleider und Hauben?«
    Belles Geplauder wirkte beruhigend auf die Kundinnen, sodass sie wieder angefangen hatten, die Waren zu durchwühlen, doch als sie Donovans Stimme hörten, erstarrten sie erneut. Was hatte dieser Mann im Laden einer Putzmacherin zu suchen?
    Â»Niemand hat dich gebeten, hereinzukommen und uns zuzuhören«, gab Belle zurück. »Mach, dass du rauskommst, du vergraulst mir noch meine Kundinnen.«
    Â»Willst du etwa hier bleiben, Honor Bright?«, fragte Donovan. »Davon hast du mir gar nichts erzählt. Ich dachte, du wolltest gleich weiter nach Faithwell?«
    Â»Misch dich nicht in anderer Leute Angelegenheiten ein«, wies ihn Belle zurecht. »Der alte Thomas hat mir erzählt, dass du sie draußen auf der Straße belästigt hast. Die arme Honor – hat sich schon mit dem Abschaum Ohios herumschlagen müssen, noch bevor sie richtig angekommen ist.«
    Donovan ignorierte Belle und blickte weiterhin Honor an. »Na gut, ich denke, dann sehen wir uns wohl noch öfter hier in Wellington, Honor Bright.«
    Â»Mr Donovan, könnte ich bitte meinen Schlüssel wiederhaben?«
    Â»Aber sicher, Schätzchen.« Donovan machte eine Handbewegung, hielt dann aber inne. »Ach, tut mir leid, Honor Bright, ich habe ihn unterwegs verloren.« Er sah ihr fest in die Augen, sodass sie, obwohl sie wusste, dass er log, nichts sagen konnte. Sein Blick war nicht mehr lauernd, sondern aufmerksam und interessiert. Honors Magen zog sich zusammen – vor Angst und noch etwas anderem: Erregung. Es war ein derart unpassendes Gefühl, dass sie rot wurde.
    Donovan lächelte, dann zog er seinen Hut vor den Damen im Raum und ging. Als er in der Tür stand, entdeckte Honor in seinem Nacken den dünnen Streifen des dunkelgrünen Bandes.
    Kaum war Donovan verschwunden, begannen die Frauen zu gackern wie eine Schar aufgebrachter Hühner beim Anblick eines Fuchses.
    Â»Na, Honor Bright, sieht so aus, als hätten Sie bereits eine Eroberung gemacht«, bemerkte Belle trocken. »Leider kein Mensch, mit dem Sie zu tun haben wollen, das versichere ich Ihnen. Aber jetzt kommen Sie mit, Sie müssen völlig ausgehungert sein. Gestern Abend haben Sie nichts mehr gegessen, und unterwegs gab es sicher auch nicht viel.« Ihre Stimme wurde lauter: »Meine Damen, bitte geht jetzt heim und kümmert euch ums Mittagessen. Ich muss diese müde Reisende abfüttern. Wenn ihr etwas kaufen wollt, könnt ihr in ein oder zwei Stunden wiederkommen. Mrs Bradley, morgen habe ich Ihre Haube fertig. Und Ihre auch, Miss Adams. Jetzt, wo mir eine gute Näherin zur Seite steht, kann ich endlich mit der Arbeit nachkommen.«
    Honor sah zu, wie die
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