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Die Elvenbrücke

Die Elvenbrücke

Titel: Die Elvenbrücke
Autoren: Hugh Walker
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Strahl silbernen Lichts kam vom Himmel. Überrascht blickten die Männer hoch und sahen mit angehaltenem Atem, wie der helle Punkt wuchs und zu einer dünnen Sichel wurde, die stetig zunahm.
    »Der Mond«, flüsterte Daelin ergriffen. »Yhr gibt den Mond wieder von sich…«
    »Der Bissen war zu groß«, sagte O’Braenn mit grimmiger Genugtuung.
    »Es ist ein Omen, Maer. Das Licht ist am Ende stärker als die Finsternis.«
    Ja, ein Omen, dachte O’Braenn mit wachsendem Triumph. Aber der Triumph schwand, als er sah, was das Mondlicht enthüllte:
    stong-nil-lumen stand unberührt! Was immer Himmel und Erde erbeben hatte lassen, war nicht der Untergang stong-nil-lumens gewesen.
    Nottr und Thonensen hatten es nicht geschafft. Aber etwas anderes wurde ihm bewußt, als er auf die fernen Steine starrte. Der fahle Schimmer war verschwunden. Die Magie war erloschen!
    Deshalb spürten sie den Bann nicht mehr.
    Jetzt war der Augenblick, etwas zu tun. Seine Männer konnten nicht weit voraus sein. Vermutlich hatte Craig O’Maghant sie um sich geschart. Er würde die Chance ebenfalls erkennen und handeln.
    Maer O’Braenn beschleunigte den Schritt und zog Cyr mit sich. Daelin folgte keuchend. O’Braenn war im Grunde nicht sicher, was er tun sollte. Er war hierhergekommen, um Nottr zu helfen. Aber nun überstürzten sich die Ereignisse. Er wußte nicht, wo er diesen Keilstein suchen sollte, der stong-nil-lumen zur Hölle schicken würde. Ohne genauere Angaben mochte er tagelang suchen, und er bezweifelte, daß ihm mehr als eine Stunde blieb. Dennoch war dies eine zu gute Chance, sich im Herzender Finsternis umzusehen, um sie nicht zu nutzen. Zudem ließ ihn der Gedanke nicht los, daß Nottr und seine Gefährten in die Hände der Priester gefallen sein mochten.
    Trotz des zunehmenden Mondlichts, war es ein langwieriger Weg den Hügel hinab zum Plateau. Das letzte Stück des Weges hörten sie Kampflärm zwischen den Steinkreisen.
    »Das müssen unsere Männer sein, Maer«, keuchte Daelin.
    Sie sahen, wie aus der Mitte der Kreise wieder das fahle Leuchten der Magie aufglomm. Sie hörten, wie der Kampf lärm verstummte.
    Fluchend stieg O’Braenn auf seinen Rappen und preschte über die nächtliche Ebene. Daelin hielt an und starrte ihm nach. Es gab nichts, das er tun konnte. Aber dann zog er seine Klinge und hastete hinterher. Bei allen caerischen Göttern, es gab doch kein Entkommen mehr. Hier war das Ende, das sie herausgefordert hatten.
    Unangefochten erreichte er den äußeren Ring von Megalithen. Viele Gestalten sah er im fahlen Schimmer des Zentrums – alle in den schwarzen Mänteln der Priester. Und einen einzelnen Reiter zwischen ihnen. Er schwankte auf seinem Pferd, und sein Schwert hob und senkte sich wie in großer Mattigkeit.
    »Maer!« keuchte Daelin verzweifelt. Er hastete vorwärts.
    Zwei Gestalten warfen sich ihm in der Dunkelheit entgegen. Eine zerrte ihn zu Boden, die andere entwand ihm die Klinge. Bevor er sich losreißen konnte, zischte eine Stimme in lorvanischem Akzent:
    »Bleib liegen! Wir sind Freunde!«
    Daelin ließ sich erleichtert zurücksinken. »So ist Nottr hier?« flüsterte er. Im Mondlicht erkannte er Arels Gesicht über sich, und neben ihm das Calutts, des Schamanen.
    Sie zogen ihn auf die Beine.
    »Der Schamane sagt, wir müssen fort«, erklärte Arel.
    »Fort?« entfuhr es Daelin. »Nicht ohne Maer… und die Männer…!«
    Der Schamane schüttelte den Kopf. »Niemand kann ihnen helfen.«
    »Ihr wollt sie den Teufeln überlassen?« entfuhr es Daelin.
    »Sieh uns an«, erwiderte der Schamane. »Welch eine Streitmacht, um das Herz der Finsternis zu stürmen!« Er deutete auf die Mitte der Kreise, wo Maer O’Braenn noch immer schwankend auf seinem tänzelnden Rappen saß. »Wir versuchten ihn aufzuhalten, aber er war blind vor Kampflust. Er hob sein Schwert gegen uns.« .
    »Unsere Männer…?« unterbrach ihn Daelin.
    »Wir kamen zu spät, um sie zu warnen. Ihr Widerstand währte nur einen Augenblick. Keiner war so stark wie O’Braenn. Auch wir sind es nicht. Wir’ wären längst in ihrem Bann. Wir müssen rasch fliehen, bevor ihre Magie wieder über das ganze Tal greift. Dann wären auch wir verloren.«
    Ja, das war es, was auch die Vernunft Daelin sagte. Es war kaum eine Stunde her, da hatte er selbst im Bann der Magie gestanden – hilflos wie ein Kind.
    »Wir kommen wieder, Maer«, sagte er leise, mit geballten Fäusten. »Wir kommen wieder… mit Dilvoog und den anderen…« Er
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