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Die Elvenbrücke

Die Elvenbrücke

Titel: Die Elvenbrücke
Autoren: Hugh Walker
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befragen, und wenn sie zu deinen Gunsten spricht, werden wir euch mit unseren Klingen Geleit nach Elvening geben. Aber merke dir, Barbar, Burra von Anakrom reitet an keines Mannes Seite und unter keines Mannes Banner.«
*
    Bei Sonnenaufgang brachen sie ihr Lager ab und folgte dem Titanenpfad das letzte Stück bis hin zur gewaltigen Mauer der Elven. In unmittelbarer Nähe konnte man die Spuren des Alters erkennen. Ein breiter Riß, der selbst einem Reiter Einlaß gewähren konnte, hatte die mächtigen Quader auseinandergedrückt. Wenigstens dreißig Schritte ragten die Quader auf – unerklimmbar ohne Leiter, ohne Belagerungsturm.
    Ein erwachsener Taure mochte den obersten Rand mit einem Sprung erreicht haben – und die Götter mochten wissen, was ihn oben erwartete, denn die Breite des Walles war gewaltig.
    Duzella fühlte sich klein und unbedeutend am Fuß der Mauer. Sie spürte eine unbestimmte Gefahr, die ihren Körper erzittern ließ. Merryone beobachtete sie besorgt. Sie hatte nicht erwartet, daß das Taurenmädchen so hilflos vor dem Wall stehen würde.
    Nottrs Gruppe verhielt abwartend, um ihr eine Chance zu geben, sich doch noch auf den Weg nach Elvening anzuschließen. Die Amazonen waren abgestiegen. Sie untersuchten den Riß, und Jarana kletterte in die dunkle Öffnung.
    Eine Weile warteten alle, während die Sonne höherstieg.
    Schließlich erschien Jarana wieder. Sie hatte innerhalb des dunklen Spaltes mehr als ein Drittel der Höhe bewältigt.
    »Der Spalt endet nach gut zwei Dutzend Schritten«, rief sie. »Unten gibt es kein Durchkommen. Aber vielleicht oben!« Sie wartete. .
    Thonensen ging zu Duzella.
    »Komm mit uns. In Elvening gibt es vielleicht einen leichteren Weg über den Wall. Sieh deine Füße und deine Hände an, Duzella. Sie wachsen, aber sie sind noch nicht stark genug, hier zu klettern. Sieh hin, Jarana hat das schwerste Stück noch vor sich. Ich bezweifle, daß sie es schafft…«
    »Jarana schafft es!« erklärte Burra mit wütender Bestimmtheit.
    Thonensen zuckte stumm die Schultern.
    Aber auch Burra sah ein, daß dieser Weg für das Taurenmädchen nicht gangbar war.
    Duzellas in den letzten Tagen schmal gewordenes Gesicht nahm einen trotzigen, wütenden Ausdruck an. Sie lief zur Mauer, so schnell ihre Kleinkinderbeine sie trugen. Merryone stieg von ihrem Pferd und hastete hinterher.
    Duzella schlug mit ihren Fäusten gegen den Stein. Plötzlich aber ließ sie ab und hob lauschend den Kopf. Merryone erreichte sie und wollte einen Arm um sie legen, doch die Taurin schüttelte sie ungeduldig ab. Im Gegensatz zu ihren Gefährten schien sie tatsächlich etwas zu hören – vielleicht auch zu spüren.
    Mit einem Ausdruck von Furcht begann sie zurückzuweichen. Dabei zog sie Merryone mit sich.
    »Was hörst du?« rief Thonensen eindringlich.
    »Ich weiß es nicht«, keuchte Duzella atemlos und fügte mit einem wimmernden Laut hinzu: »Etwas kommt…!«
    Die Gefährten starrten sie verständnislos an.
    »Was kommt, Duzella?« drang Thonensen in sie.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte sie zitternd. »Etwas Böses…«
    »Woher kommt es?«
    »Von jenseits der Mauer.«
    »Von jenseits?« entfuhr es Nottr ungläubig.
    »Wir müssen fliehen«, drängte das Taurenmädchen mit furchtbebender Stimme.
    »Fliehen?« rief Burra. »Ich sehne mich nach einem guten Kampf. Was immer kommt, wir werden es gebührend empfangen!«
    Ihre Gefährtinnen nickten lebhaft und behielten den Spalt im Auge.
    Jarana rief nach einem Augenblick: »Ich höre es auch!«
    »Ja«, stimmte Nottr zu. Seine scharfen Wildländersinne nahmen es deutlich wahr.
    Es war kein Laut, es war ein Beben im Boden – ein vages Zittern von einem fernen schweren Tritt. Ein Stampfen wie von Mammutbeinen.
    Es kam rasch näher. Die Amazonen wichen von der Mauer zurück, nur Jarana verhielt reglos in ihrer luftigen Höhe.
    Dann erbebte die Mauer selbst. Ein gewaltiges Brüllen schallte durch die Stille des Morgens. Es kam aus dem Osten, wo die Elvenbrücke hügelaufwärts strebte. Ein mächtiger Schatten schob sich dort über die Mauer. Er war nicht genau zu erkennen, da das gleißende Sonnenlicht in den Augen schmerzte.
    Das Brüllen kam erneut, es vermischte sich mit dem Bersten von Stein. Schwere Tritte erschütterten den Boden in rascher Folge. Ein schwarzer Leib, fast so hoch wie der Wall, kam auf die Gefährten zu.
    Duzella schrie auf. Sie wollte rennen, stolperte und fiel der Länge nach hin.
    Merryone beugte sich schützend über sie,
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